Hallo mal wieder!
6 Monate bin ich jetzt schon in meinem neuen Zuhause bei meinem ganz eigenen Menschen. Sie sagt, sie gibt mich nie wieder her und weiß nicht, wie andere das machen konnten. Klar, ich bin echt kein einfacher Kerl, aber wenn man sich Zeit für mich nimmt, und mich zu lesen und zu verstehen lernt, dann bin ich eben doch ein ziemlich lustiger Begleiter. Sie lacht auf jeden Fall ganz oft über meine lustigen Ideen und Angewohnheiten. Aber schimpfen muss sie auch immer noch ganz schön oft, weil ich so ein Diskutierer bin. Sie sagt dann immer, mein Name ist Programm: Dante bedeutet eben ausdauernd… Sie wollte einen Hund mit Ausdauer und den hat sie auch bekommen. Hehe. Ich muss aber gestehen, sie ist auch nicht ohne und hält immer bis zum Schluss dagegen. Das passt also offenbar ganz gut bei uns.
Was bei uns noch nicht so gut läuft:
Manchmal klaue ich mir noch Dinge, um zu gucken, ob ich hier nicht doch was zu sagen habe. Und wenn es blöd läuft, schlucke ich sie runter. Meist sind das Taschentücher, die auf der Straße liegen. Zweimal ist meinem Menschen ein kleiner Sneaker Socken runtergefallen und ich hab ihn einfach inhaliert. Danach musste ich dann beim Tierarzt kotzen gehen, damit es keinen Darmverschluss gibt. Klingt doof, aber darin haben wir jetzt schon Übung.
Andere Hunde sind immer noch nicht toll, auch wenn wir hier ganz tolle Fortschritte gemacht haben. Vor allem, wenn sie weggehen, gehe ich manchmal noch hinterher, um zu zeigen, dass ich mehr Abstand will. Bei den Nachbarshunden bei uns im Haus ist sogar noch richtig viel Luft nach oben. Da haben wir jetzt aber einen Plan und werden es zumindest verbessern. Mein Mensch sagt, dass nicht alle Menschen wissen, wie ein Hund so funktioniert und deshalb hatten wir hier gerade anfangs ein paar wenige blöde Begegnungen. Aber seit mein Mensch es allen erklärt hat, sind jetzt auch alle vorsichtig, damit es nicht noch schlimmer wird.
Bei den Menschen gibt’s auch immer noch welche, die mir besser nicht zu nah kommen, weil ich dann schon mal einen kleinen Ausraster bekomme und sie lautstark vertreibe. Das Gleiche mache ich manchmal auch noch mit Fahrradfahrern und Lkw. Wenn mir jemand eine Hand entgegenstreckt, auch wenn es nur zum Schnuppern lassen ist, zucke ich noch immer weg.
Meine größten Erfolge der letzten drei Monate:
Mein Mensch hat mich jetzt schon zweimal geschoren. Das ist ein Tagesprojekt, weil sie mir immer wieder Pausen gibt, wenn ich es anzeige, aber so langsam bekommen wir Übung. Duschen finde ich als Wasserhund natürlich mega klasse. Auch das Einseifen ist voll okay für mich. Den Blower mag ich aber noch nicht. Der Lärm ist dabei gar nicht schlimm, sondern der Wind, der da rauskommt, ist mir einfach gruselig. Ich glaube, hier steht jetzt auch Training an. Auf den Tisch möchte ich ja immer am liebsten selbst hüpfen, aber da brauch ich dann doch Hilfe. Und dann leg ich mich schon mal hin und lass mir das Spektakel gefallen. Auch, weil ich zwischendurch immer aus der Futtertube belohnt werde.
Ich guck schon ganz gern mal hinten, wer die anderen Hunde so sind, wenn sie ganz ruhig neben uns stehen. Mittlerweile stehen wir aber auch quasi mittendrin, wenn die Gang aus anderen Hunden miteinander tobt, die alle größer sind als ich. Die lassen mich auch immer links liegen, weil sie verstehen, dass ich noch nicht mitspielen will, und kommen nur manchmal schnuppern, wer ich bin. Monty (ein zehn Monate alter Samojede) nimmt manchmal meine lange Leine und würde mich gern Gassi führen. Das findet sein Mensch aber nicht so gut und untersagt es. Seit etwa drei Monaten gibt’s in der Gang auch einen anderen Italiener: Napoli. Den kann ich auch schon richtig gut aushalten und wenn ich ihn von Weitem bellen höre, erschrickt es mich auch nicht. Guck mal das Foto von uns beiden an, das wir an einem Sonntagmorgen auf unserer Spazierrunde gemacht haben.
Wenn mein Mensch einkaufen geht, bleib ich ja immer kurz alleine zu Hause. Oder auch mit Cora, wenn sie auch gerade da ist. Einmal war ich jetzt schon ganze sechs Stunden allein zu Hause. Zwischendurch kamen unsere Nachbarn und sind mit mir rausgegangen, damit ich mein Beinchen heben konnte. Das lief wie geschmiert. Die sind auch beide total klasse, eine Mama mit ihrem 5-jährigen Sohn. Beide haben Lagotto-Erfahrung und wissen, was für Sensibelchen wir sein können. Der Knirps darf mich auch ganz doll kuscheln. Insgesamt finde ich Kinder total spannend. Und als ich die beiden zwei Tage später auf der Straße getroffen habe, habe ich die Mama auch angehopst, weil ich mich so gefreut habe, sie zu sehen. Das hab ich vorher noch nie bei jemandem gemacht. Wenn ich sie jetzt irgendwo treffe, muss sie mich auch immer ganz doll kuscheln. Irgendwie schon ganz cool so, wo Kuscheln doch meine absolute Lieblingsbeschäftigung ist.
Die letzten Monate war bei uns Deckentraining im Park angesagt. Meistens am Trainingsplatz der Menschen. Da musste ich dann immer mit genug Abstand liegenbleiben. Und hinterher haben einige mir dann Leckerchen gegeben. Das ging so weit, dass mein Kumpel Matthias jetzt ein richtig großer Reiz für mich ist und es kein Halten gibt, wenn er kommt. Da muss ich gleich hin und mir Streicheleinheiten abholen. Der gruseligste Typ auf dem Platz, der immer ganz in schwarz gekleidet ist, Cap auf dem Kopf und auch noch Handschuhe an hat, ist jetzt auch voll in Ordnung für mich und ich gehe immer hin, um Hallo zu sagen. Aber das hat richtig lange gedauert. Anfassen darf er mich allerdings immer noch nicht und mein Mensch sagt, das ist voll ok so. Hauptsache ich habe keine Angst mehr.
Was haben wir sonst noch so erlebt?
Wir sind in den Urlaub gefahren. Auto fahren finde ich ja megaklasse. Mein Mensch glaubt, dass man früher mit mir auf den Hundeplatz gefahren ist, weil ich immer so schrecklich enttäuscht bin, weil wir nie da ankommen, wo ich eigentlich hin will. Mein Mensch hatte uns einen Urlaubsort im Grünen gesucht mit direktem Wasserzugang und was mach ich? Ich habe Angst vor einem Heuwagen, der 15 m vom Weg entfernt steht, vor den Pferden, die am Wegesrand auf ihrer Koppel stehen. Und das so schlimm, dass ich am nächsten Tag gar nicht weitergehen wollte, als es in die Richtung ging, obwohl ich sie noch gar nicht sehen konnte. So haben wir den Urlaub nach wenigen Tagen abgebrochen. Vorher haben wir aber noch viel Zeit auf der Wiese gegenüber unseres kleinen Ferienhäuschens verbracht, wo ich mich ganz schrecklich gelangweilt und ein neues Hobby entdeckt habe: Mäuse. Wieder zu Hause ist mir aufgefallen, dass bei uns im Park auch ganz viele Mäuse auf der Wiese wohnen. Zuerst habe ich immer nur meine Nase ganz schnell in die Löcher gesteckt, aber mittlerweile buddel ich auch leidenschaftlich gern nach ihnen. Danach sehe ich immer aus wie ein Dreckspatz, sagt mein Mensch.
Aktuell gehen wir jeden Morgen zum Tierarzt, damit ich merke, dass es da auch ganz cool ist und auch die Leute nicht doof sind. Ganz oft sind auch andere Hunde da, was für uns dann eine extra Trainingseinheit ist. Die meisten sind viel hibbeliger als ich und neulich hat mich da eine Dame ganz doll angebellt. Ich bin allerdings einfach cool geblieben. Sogar Cora ist unentspannter als ich, wenn wir zum Tierarzt gehen. Die eine tiermedizinische Fachkraft durfte mich letzte Woche sogar schon streicheln, die andere finde ich auch spannend, aber ich bin mal lieber noch vorsichtig. Die Tierärztin, die mir bald Blut abnehmen soll, guckt mich immer gar nicht an und sagt, ich muss selbst kommen. So von hinten sieht sie auch echt nett aus, aber so richtig trau ich mich noch nicht mal Hallo zu sagen. Neulich habe ich sogar ein frühes Weihnachtsgeschenk bekommen: ein Elefant und Weihnachtskekse. Zu Hause machen wir auch noch Medical Training mit Bodentarget, Handtarget und Seitenlage. Mein Mensch drückt mir auch schon immer mal das Bein, damit ich mich an die Stauung des Blutes gewöhne. Aber wir haben da keine Eile und nehmen uns die Zeit, die ich brauche. Mein Mensch hat ja sonst keine Hobbys. Hahahaha.
Ich darf mittlerweile sowohl auf die Couch als auch zum morgendlichen Kuscheln ins Bett. Kuscheln ist ja sowieso meine Lieblingsbeschäftigung. Das könnte ich den ganzen Tag machen. Am schönsten ist, wenn mein Mensch am Wochenende ein kleines Nickerchen auf der Couch macht. Dann lege ich mich einfach quer über sie und wir schlafen beide eine Runde. Sie beschwert sich hinterher nur manchmal, dass ich ganz schön schwer bin. Eine Diät macht bei mir aktuell aber noch keinen Sinn, weil ich ein Stress-Esser bin. Sobald ich irgendetwas anstrengend oder beängstigend finde, muss ich irgendetwas kauen und runterschlucken.
Seit ein paar Wochen lässt mein Mensch auch immer öfter die Leine fallen. Zuerst nur auf unserer kleinen Trainingswiese, dann irgendwann auch auf der großen Wiese. Allerdings immer nur, wenn wir ganz alleine da sind oder maximal, wenn Cora noch dabei ist. Da lauf ich dann auch schon mal etwas weiter weg, aber wenn ich dann was komisches höre oder sehe, dreh ich mich um und renne so schnell es geht auf meinen Menschen zu. Sie freut sich dann auch immer ganz doll und festigt dabei gleich noch den Rückpfiff, der eigentlich schon echt gut sitzt. Gestern Nachmittag waren wir auf einem Spaziergang mit der riesigen Käthe, die ich ja seit dem ersten Tag kenne. Da durften wir beide mal eine Runde laufen. Käthe ist ganz schön ungestüm, wenn sie von der Leine gelassen wird und hat mich ganz schön erschreckt, als sie plötzlich von hinten angerast kam und über mir stand. Aber was soll ich sagen?! Ich habe jetzt kein Käthe-Trauma, denn ich lebe noch und wurde nicht verletzt. Auf dem Heimweg war alles wie immer.
Als kleine Zusammenfassung kann ich sagen: die Richtung stimmt. Viele Menschen, die mich ganz früh mit all meiner Unsicherheit kennengelernt haben, sagen mittlerweile, dass ich mich heute wie ein ganz normaler Hund benehme, meine Körperhaltung ist eine ganz andere. Auch mein Mensch sagt, dass es sich immer mehr ganz normal und entspannt mit mir anfühlt, auch wenn ich schon noch doofe Momente habe. Die sind aber mittlerweile so selten, dass man sie schon vernachlässigen kann. Ich himmel meinen Menschen immer noch an, wenn ich mir mit etwas unsicher bin und sie zeigt dann, wo es langgeht.
Seit zwei Monaten habe ich jetzt auch einen offiziellen Kosenamen: Knuffelbärchen. Daraus macht mein Mensch jetzt immer öfter Knuffel-Dante oder Dante-Bärchen. Ich finde es immer noch am tollsten, wenn ich Terror-Dante bin. Manchmal nennt sie mich dann auch ihren kleinen Terroristen.
Bis zum nächsten Mal,
Dante