Am 22.07.2023 herrschte grosse Unruhe in unserer Wohnumgebung. Wie wir später bemerkten, durften dieses Mal wir an einer langen Fahrt Richtung Norden teilnehmen. Meine Zwingerkolleginnen Hippolita und Jehanne waren auch mit von der Partie. Mitten in der Nacht musste ich das Fahrzeug wechseln und war nun allein mit meiner Adoptivmami und ihrer Kollegin unterwegs nach Hause.

Am Sonntagmorgen um 7:15 Uhr war es dann endlich soweit und wir erreichten mein neues Zuhause im Zürcher Oberland. Dort wurde ich von einer vierbeinigen Kollegin freundlich empfangen. Sie war kurz vor mir (18 Stunden) bei meiner Adoptivmami eingezogen. Sie ist 5 Jahre alt und hatte schon einmal ein schönes Zuhause. Von ihr kann ich viel lernen und sie hilft mir, mich mit all den neuen Sachen, Geräuschen, Gegenständen, Tieren besser zurechtzufinden.

Da meiner Adoptivmami bei meiner Ankunft aufgefallen ist, dass ich ganz übel aus dem Mund rieche, und auch keinen Pansen fressen konnte, weil ich starke Zahnschmerzen hatte, hat sie mich sofort ihrer Tierärztin vorgestellt und es wurde eine umfangreiche Sanierung vorgenommen. Leider konnten nur wenige Zähne gerettet werden, aber ich habe wenigstens keine Schmerzen mehr. Ich erhalte deshalb jetzt schmackhaftes, aber weiches Futter.

Langsam glaube ich auch daran, dass es wirklich so schön ist, wie es ist. Wenn man wie ich fast 10 Jahre lang (ich werde im November 10-jährig und verbrachte seit der 4. Lebenswoche das ganze Leben in diesem Tierheim) in einem trostlosen, unfreundlichen Betongebäude lebt und nichts anderes kennt, ist es ein richtiger Kulturschock, wenn man dann zu Menschen kommt, die einen liebevoll pflegen, unterstützen, geduldig warten, bis man soweit ist und Vertrauen fassen kann.

Meine Mami sagt, es sei erstaunlich, dass ich trotz dieser «Vergangenheit» meine Neugierde und Fröhlichkeit bewahren konnte. Ganz speziell gerne gehe ich mit meiner vierbeinigen Kollegin Julie spazieren, wobei wir täglich sicher zwei längere Spaziergänge unternehmen. Damit es abwechslungsreich ist und wir immer Neues kennenlernen, fahren wir häufig ein Stück mit dem Auto. Auch daran habe ich mich gewöhnt. Mich frei im Garten zu bewegen, finde ich ebenfalls ganz toll. Ich habe in den vergangenen 6 Wochen viele neue Eindrücke sammeln dürfen. Es ist zwar streng, aber auch schön, dass ich noch so viel kennenlernen darf. Meine Mami passt immer gut auf mich auf, da ich sehr empfindlich auf Geräusche reagiere. Aber sie meint, dass sich dies mit der Zeit noch bessern werde. 

So für den Moment muss dies reichen. Tschüss