Dieser Hund wurde vermittelt von www.pro-canalba.eu

Mein Name
Giacomino

Rasse
English Setter

Das ist mein Hund und ich möchte gerne einen neuen Happy End Beitrag hinzufügen

Eintrag vom 18.05.2024
Giacominos Metamorphose - Teil 2

Der erste Happy-End-Beitrag zu Giacomino entstand rund zweieinhalb Monate nach seiner Ankunft bei uns. Damals hätte ich nicht gedacht, dass sich Giacomino nochmals steigern könnte in Sachen Wohlbefinden, Lebens- und Spielfreude. Doch siehe da, es gab offenbar noch Luft nach oben. 

Grund für diese positive Entwicklung war ein neues Familienmitglied, das Anfang Juni 2023 bei uns eintraf: Frieda. Eine kleinere, junge Hündin, von einer Privatperson übernommen. Ein Wirbelwind voller Entdeckergeist, vom ersten Tag an sehr anlehnungsbedürftig und mit einem klaren Ziel vor Augen: Giacominos Herz zu erobern.

Frieda hat die ersten drei (!) Monate bei jedem (!) Spaziergang unermüdlich versucht, Giacominos Aufmerksamkeit zu gewinnen und ihn zum Spielen zu animieren. Sie hat ihn angebellt, ihm das Ohr angeknabbert, ihn angesprungen, ist um ihn rum- oder hinter ihm hergerannt. Und wie hat Giacomino reagiert?  Er hat Frieda majestätisch ignoriert, ist weiter seines Weges getippelt, hat links und rechts geschnüffelt, ist über die Wiese gerannt, hat unbeirrt nach Mäusen gebuddelt. Und all das immer mit Frieda im Schlepptau, die ziemlich schnell begonnen hat, ihrem Helden alles nachzumachen: im Gras schnüffeln, Löcher graben, im Wald die Nase in die Luft strecken, wenn Wild auf dem olfaktorischen Radar auftaucht. Ich vermute, sie hat oftmals den Sinn ihres Tuns gar nicht wirklich erkannt, denn meistens hat sie immer wieder geschaut, ob Giacomino noch immer schnuppert oder buddelt oder was auch immer.

So vergingen die Wochen, ich habe mich manchmal über Friedas Ausdauer und Giacominos konsequenter Ignoranz gewundert. Bis eines schönen Morgens, es muss September gewesen sein, der Funke gesprungen ist. Aus dem Nichts heraus hat Giacomino ohne Vorwarnung Friedas Aufforderung zum Spiel angenommen, und die beiden sind losgesaust, umeinander rumgehüpft, haben spielerisch gekämpft, sind wieder gehüpft, geflitzt, haben sich kurz angebellt, nur um wieder von vorne zu beginnen. Und seit jenem Morgen sind die zwei tolle Spielgefährten. Frieda ist aufgrund des Altersunterschieds (sie ist 11 Jahre jünger) bedeutend schneller, drosselt aber ihr Tempo absichtlich, damit ihr Opa-Freund eine Chance hat beim Fang-mich-Spiel. 

Dank Frieda ist Giacomino nochmals so richtig aufgeblüht, erlebt seinen kleinen zweiten Frühling. Es rührt mich immer wieder zu sehen, wie aus dem verängstigten und gequälten kleinen Wesen ein selbstsicherer, fröhlicher Hund geworden ist. 

Giacomino ist ein allerliebster Hund, wir geniessen jeden Tag mit ihm und möchten ihn nicht missen. Dank pro-canalba, dank allen Menschen, die diesen Verein ausmachen, darf Giacomino seinen Lebensabend sorglos und in Liebe eingehüllt verbringen. Dafür sind wir auf ewig dankbar. 

Eintrag vom 14.06.2023
Die Metamorphose des Giacomino

Giacomino kam Ende März 2023 als total verängstigter, traumatisierter Pflegehund zu uns. Es hieß, er sei vier Jahre alt und im November 2022 irgendwo in einem Straßengraben halb verhungert und halb erfroren gefunden worden.

Die ersten zwei oder drei Wochen bei uns blieb er meist reglos in seinem Korb in der Stube liegen oder versteckte sich irgendwo im Haus in einer dunklen Ecke. Der Gang in die Küche, direkt neben der Stube gelegen, geschweige denn auf die daran angrenzende Terrasse oder von dort in den Garten, waren für ihn nicht zu schaffende Herausforderungen. Damit er sich versäubern konnte, musste ich ihn die ersten Wochen von der Stube in den Garten tragen, wo er erst mal zitternd ein paar Minuten stehen blieb. Nach zwei, drei Wochen versuchten wir erste, ganz kurze Spaziergänge. Zu Beginn dieser Etappe schlotterte er jeweils am ganzen Körper und klapperte mit den Zähnen (!), sobald sich das Gartentor öffnete. Irgendwann schafften wir es bis zum Auto (20 Meter vom Haus entfernt), und siehe da, Giacomino fühlte sich im Auto wohl und konnte sich entspannen. So sind wir dann jeweils eine kurze Strecke gefahren, zu einer Wiese oder an den Waldrand, wo er ungestört von Alltagslärm an der Schleppleine im Gras schnüffeln und erste Gehversuche machen konnte. Im Wald war Giacomino von Anfang an in seinem Element, bewegte sich flink und mit der Nase fest am Boden. So haben wir Giacominos Radius in homöopathischen Dosen Schritt für Schritt erweitert und ihm gezeigt, dass Lastwagen, Fahrräder, Männer und Lärm ganz allgemein keine Bedrohung mehr sind für ihn. Er schien wirklich nichts zu kennen, ausser sich irgendwo in einer Ecke unsichtbar zu machen, im Auto zu liegen oder im Wald zu stöbern. Alles andere war für ihn Neuland. Als er irgendwann genug Mut beisammen hatte, um selbständig zumindest bis auf die Terrasse zu gehen, wagte er sich nicht mehr zurück ins Haus. Er blieb einfach zitternd vor der Türe sitzen und konnte die Türschwelle nur mit langem, gutem Zureden wieder Richtung warme Stube überwinden.  

Inmitten dieser auch für Giacomino recht fordernden Phase erreichte uns die Nachricht aus Italien, dass die korrekten Daten seines Chips gefunden worden seien. Er sei nicht vier sondern elf Jahre alt. Etwas überrascht waren wir schon, hatten aber vermutet, dass der liebe Giacomino etwas älter sein könnte, denn er bewegte sich manchmal tatsächlich wie ein Senior und nicht wie ein vierjähriger Rüde im besten Alter. Mit der neuen Information zu seinem doch relativ hohen Alter und der Tatsache, dass es ihm zu dem Zeitpunkt psychisch und physisch nicht gut ging, haben wir beschlossen, Giacomino zu adoptieren. Um ihm weiteren Stress und ein weiteres Trauma durch Verlust und einen erneuten Wechsel in seiner Lebenssituation zu ersparen. 

In der Zwischenzeit ist aus Giacomino, dem zitternden Häufchen Elend von vor zehn Wochen, ein lebendiger, bewegungsfreudiger, schon fast fröhlicher Hund geworden und uns allen ans Herz gewachsen. Giacomino mit seinem Schlafzimmerblick erinnert ein wenig an einen alten Aristokraten, und wenn er draußen herumwuselt, könnte man ihn manchmal für einen zerstreuten Professor halten. Zwischen ihm und meinem lieben Rüden Juri, Ex-Howard von pro-canalba, ist so etwas wie eine Hundefreundschaft gewachsen. Beide sind etwas eigen, praktizierende Stoiker, die sich ohne viel Aufhebens verstehen.

Wenn ich Giacomino über die Wiese flitzen sehe, wie er einer Krähe oder einem imaginären Geist nachrennt, seine Ohren im Wind flattern, wie er auf einen Pfiff (meist) zu mir zurückrennt und mit hängender Zunge und wedelndem Schwanz ein paar Streicheleinheiten und Lob abholt nur um erneut loszurennen, könnte ich jedesmal Feste feiern vor Freude. Zu wissen, dass der liebe, sanfte Giacomino wahrscheinlich seine ersten zehn, elf Jahre unter schlimmen Umständen leben - oder vielleicht eher vegetieren - musste, dass er aber trotzdem nochals die Kraft für diesen Neustart aufbringen konnte, finde ich eine unglaubliche Leistung von ihm. Wir, seine neue Für-immer-Familie, haben ihn mit Liebe zugedeckt, ihm Zeit und Raum und viel Kraftfutter gegeben, damit er endlich so leben kann, wie es jeder Hund, jedes Tier verdient hätte: Würdig, respektiert und endlos geliebt. 

Warum ich diese Geschichte so ausführlich erzähle? Weil Giacominos Metamorphose stellvertretend für viele Tierschutzhunde stehen kann. Und weil Giacominos Geschichte anderen Menschen Mut machen soll, es zu wagen, einem Hund eine Chance zu geben, auch wenn seine Vergangenheit gravierende Spuren hinterlassen haben könnte. Giacomino hat uns allen gezeigt, dass es trotz schwierigen Startbedingungen im Leben möglich ist, im Hier und Jetzt neu anzufangen.

An dieser Stelle erneut ein großes Dankeschön allen, die die Arbeit von pro-canalba möglich machen.