Ein Jahr mit Carlo.
Für Carlo ist die Welt jetzt in Ordnung. Er geniesst die täglichen Spaziergänge ausgiebig. Je nach körperlicher Verfassung sind wir bis zu zwei Stunden unterwegs. Manchmal im Schneckentempo und mit etlichen Pausen. Er erkundet fast jeden Grashalm. Anschliessend wird geruht. Zufrieden schnarchend liegt er abwechselnd in einem der vielen Hunde-und Katzenbetten. Auch wenn einige eigentlich zu klein sind.
Die Hitze macht ihm allerdings bereits wieder zu schaffen. Dann liegt er auch gerne stundenlang draussen im Garten unter dem Sonnenschirm.
Er ist immer noch ein ganz lieber Hund zu allen Menschen, gross und klein, Männer und Frauen, Fremde und Bekannte. Auch Katzen, Hühnern oder Kaninchen begegnet er freundlich.
Aber fremde Hunde mag er nicht. Vielleicht weil die ersten Hunde-Begegnungen hier bei uns nicht gerade harmonisch verliefen. Vielleicht auch weil er sich im Canile zu oft behaupten musste. In unserem Dorf wohnen leider etliche Leinenpöbler. Auch aggressiv auftretende freilaufende Hofhunde. Bei Begegnungen wollte er in den ersten Tagen jeweils flüchten. Weil er angeleint war konnte er das nicht, so dass er begann, die Initiative zu ergreifen. Dank einer Trainingsstunde und ein paar Tipps der Trainerin sind Begegnungen inzwischen aber kein Problem mehr. Auch nicht wenn er angemacht wird.
Carlo ist aber auch witzig, fröhlich und jugendlich übermütig. Er versucht, vor Freude zu hüpfen wie Lissa, wenn es zum Futtern geht oder wenn sie zusammen ins Haus rennen. Er ahmt sie in vielem nach und ich freue mich so sehr darüber. Es sieht zwar sehr ungelenk aus, aber er lebt!
Diese Freude, diese Lebenslust, die jetzt immer häufiger zum Vorschein kommt hätte ihm niemand nehmen dürfen. Es ist eine Tragödie und ein Verbrechen, wenn die italienischen Behörden und Canilebetreiber die Hunde ein Leben lang einsperren.
Wir hoffen ganz fest, dass wir Carlo noch viele Monate oder vielleicht sogar Jahre seines gestohlenen Lebens zurückgeben können.