Liebe Lorelie
Gab es mal ein Leben ohne Dich? Wir können es uns schon gar nicht mehr vorstellen.
Du bist schon so integriert und dabei und selbstverständlich, und Du wirst auch nach und nach entspannter und immer mehr Hund. Im wahrsten Sinne des Wortes.
Nachdem wir in den ersten knapp drei Wochen nur einen Bandwurm gefüttert haben, wohl ein hartnäckiges Überbleibsel der letzten Wurmkur, den wir aber jetzt hoffentlich los sind, bleibt das gute Futter auch ein wenig an Deinen Rippen hängen.
Nein, ein Schmusehund bist Du noch nicht. Berührungen sind Dir meist noch suspekt. Deshalb beherrschen wir uns auch noch, Dich zu knuddeln, auch wenn es schwerfällt.
Ansonsten bist Du völlig unkompliziert und lieb und entwickelst Dich gerade draussen bei den immer grösseren Gassirunden prächtig und hast immer mehr Lebensfreude, die ansteckend ist.
Du läufst gerne voraus mit der Nase in jeder (für Dich) gut riechenden Ecke. Schnüffeln ist Dein Ding. Spielen weniger. Wobei Du gestern zum ersten Mal einem fliegenden Blatt hinterher gesprungen bist. Und ich hatte mal wieder keine Kamera dabei. Aber ich behalte die Szene im Herzen und hatte grosse Freude an dem Moment.
Das Vertrauen in uns war erstaunlich schnell da, wobei wir dann aber auch lernen mussten, wie fragil dieses dünne Bändlein war, als Du mir in einen E-Zaun gelaufen bist, als ich mal nicht aufpasste. Da mussten wir wieder bei 0 anfangen, weil Du dachtest, ich sei das gewesen, die Dir so grosse Schmerzen verursacht hat. Und dann kam der Tierarzttermin, vor dem ich mehr Angst hatte als Du. Du durftest die ganze Praxis erschnüffeln und wurdest ganz lieb behandelt und warst auch selbst vorbildlich, wenn man mal davon absieht, dass Du nach dem ersten Leckerli sofort wusstest, wo die zu finden sind und bist dann gleich mal auf Deine Hinterbeine und hast die Arbeitsplatte inspiziert, ob es da nicht noch mehr gibt.
Vergangenes Wochenende kam der Katzentest. Drei Katzen besucht, die Dir nicht ganz geheuer waren, dann aber einfach „wegignoriert“ wurden. Puh, was bin ich darüber froh! Dann sassen wir Zweibeiner noch zwei Stunden gemütlich beisammen, und Du hast Dich (nach einer ausgiebigen vorherigen Wohnungsbeschnüffelung) einfach in einer Ecke abgelegt und hast nur geguckt und beobachtet und auch ab und zu die Augen zugemacht, und das in einer fremden Umgebung!
Mittlerweile sehe ich Dir schon an, wenn es besser wäre, Dich mal vor die Tür zu bringen. Wenn dann der Schlüssel klimpert, springst Du auch schon auf und läufst zur Tür. Das Geschirr, was noch anzuziehen ist, hältst Du für unnötig, aber hältst dann still bis alles sitzt. Auch wartest Du geduldig bis wir unsere Schuhe angezogen haben, bis es dann endlich losgeht. Ein Leinenzieher bist Du auch nicht (mehr), ausser Du kriegst Panik. Aber das passiert eigentlich so gut wie gar nicht mehr. Was für Dich schwer zu ertragen ist, ist Kinderlärm, obwohl wir öfter Gelegenheit haben, das zu üben (Waldkindergarten in der Nähe). Gewitter, Sturm und Starkregen sind Dir auch nicht geheuer. Auch da haben wir gerade viel Übung. Mit auf Dich zurennenden Hunden haben wir uns so arrangiert, dass wir immer versuchen, die "Entlaufenen" abzufangen und lassen Dir dann die komplette 7 m Leine zur Verfügung, damit Du aus der Entfernung dann dem "Treiben" zugucken kannst. Das grössere Problem kommt dann meist hinter der Leine, aber das ist unsere Sache. Das erledigen wir für Dich :-) Am liebsten sind Dir andere Tierschutzhunde. Spielen tust Du mit ihnen noch nicht, bist aber neugierig interessiert.
Die Wörter Sitz, Platz, Fuss sind Dir noch völlig fremd. Dafür kannst Du aber irgendwie schon Gedanken lesen. Wenn ich bei unseren Runden mal länger stehen bleibe oder mich auf eine Bank oder ins Gras setze, setzt oder legst Du Dich nach einem Weilchen hin. Wenns an der Strasse länger dauert bis alle Autos durch sind, wartest Du an lockerer Leine bis es weitergeht. Aber beigebracht haben wir Dir das nicht. Du machst das einfach. „(Zu)Hören“ ist eh nicht so Dein Ding. Du analysierst eher unsere Bewegungen oder „nicht-Bewegungen“ und reagierst dann entsprechend. Auch guckst Du uns viel im Gesicht herum.
Wenn Du doch noch eine Spätteenagerphase mit allen Sinnen auf „ich versteh nix“ bekommst, dann werden wir uns Gedanken machen, wie wir damit umgehen. Jetzt geniessen wir aber erst einmal das harmonische Zusammenleben und Deine weitere „ichdarfHundsein–Entwicklung“ und sind einfach nur glücklich und zufrieden, dass wir einander haben.
Deine neuen Familienmitglieder