Dies ist die Geschichte von Neytiri, einer English Setter Hündin, die letzten Sommer streunend in Italien von deutschen UrlauberInnen aufgesammelt und mit nach Deutschland genommen wurde.
Als ich im Januar 2023 die 4-jährige Hündin über Tasso Shelter entdeckt hatte, war ich mir gleich sicher, dass wir beide Freunde werden. Zu dieser Zeit war die kleine schwarz-weisse Hündin bereits frischgebackene Mama, die im November auf einer Pflegestelle in Dortmund 5 Welpen zur Welt brachte.
Der Kontakt zu Pro-Canalba war schnell hergestellt, die OrganisatorInnen waren sehr nett und auskunftsfreudig, so ergab es sich innerhalb von wenigen Tagen, dass ich eine Telefonnummer von der Pflegestelle bekam und dort auch anrief. Die Pflegemama Martina war super freundlich und berichtete mir von der Hündin und ihren Welpen, die da bereits allesamt vermittelt waren. So vereinbarte ich einen ersten Besuchstermin in Dortmund auf der Pflegestelle und bereits eine Woche später war es dann soweit und ich begegnete der schüchternen Hündin das erste Mal live.
In einem Rudel von weiteren Hunden und in Begleitung von zwei Welpen, die noch nicht abgeholt waren, konnte ich einen positiven Eindruck gewinnen und mich verlieben. Nach einer einstündigen Heimfahrt, noch ohne die süße Mama-Hündin, entschied ich, zuhause angekommen, Frau Beier vom Verein anzurufen und ihr meine Liebe zu Neytiri zu gestehen, eine Liebe auf den ersten Blick. Frau Beier initiierte eine liebe Kollegin, sich bei mit zu melden, um sich das eventuell neue Zuhause für Neytiri einmal anzuschauen und zu bewerten, ob die Hündin hier künftig gut aufgehoben sei. Der Besuch fand schon ein paar Tage später durch Frau Osterhage statt. Alles war total unkompliziert und Frau Osterhage war sehr aufgeschlossen gegenüber meinen Fragen. Nun hieß es abwarten, ob die Vorkontrolle positiv ausfallen würde, und dann, nur zwei Tage später kam dann der Anruf von Frau Beier, dass ich Neytiri ein neues Zuhause schenken dürfe – Juchhuu – mein Herz schlug für ein paar Momente etwas schneller, Aufregung kam in mir hoch und auch etwas Angst, ob das alles gut gehen würde. Aufgrund dessen rief ich noch einmal auf der Pflegestelle an und berichtete der Pflegemama Martina davon. Die freute sich genauso und wir vereinbarten schon einmal locker einen Termin für die Abholung, aber Stopp, da gab es erstmal noch Bürokratie und die Abwicklung der Formalitäten. Aber auch das klappte recht reibungslos und nur wenige Tage darauf teilte mir Frau Beier am Telefon mit, dass alles in Ordnung sei und einer Abholung nun nichts mehr im Wege stehe. So konnte ich den lockeren Vorab-Termin zur Abholung der Hündin in Dortmund realisieren und ja, ich war etwas unsicher, ob das alles so klappen würde. Nur wenige Tage zuvor wurde der letzte Welpe von ihren neuen Besitzern abgeholt und die Pflegemama sagte mir, dass Neytiri dadurch wohl etwas unter Stress stand. Auf Ihrer Pflegestelle wurde die Hündin von Ihrer Pflegemama übrigens in Jakiri umbenannt, da sich dieser Name besser aussprechen ließ. Ich mochte den Namen und habe ihn beibehalten, so dass der kleine Racker nun Jakiri heißt.
Die Abholung fand an einem sonnigen Samstagvormittag statt. Jakiri war etwas nervös, sie wusste ja nicht, was mit Ihr geschieht und wer ich bin. Ich war äußerlich ganz ruhig, aber innerlich mindestens genauso aufgeregt, obgleich die Autofahrt ziemlich ruhig verlief und sie keinen Mucks von sich gab. Endlich im neuen Zuhause angekommen, war Jakiri dann sehr verhalten, die neue Umgebung, die fremden Geräusche und Gerüche überforderten sie wohl etwas. So ließen wir es langsam angehen und machten uns erst einmal im Haus mit allem bekannt, bevor wir am nächsten Tag den Garten erkundeten. In den ersten zwei Tagen wollte sie nicht fressen, ich machte mir Sorgen und Gedanken und erinnerte mich an meine kranke Ersthündin, der ich damals frisches Huhn besorgte. Gesagt getan, ich kochte Reis und bereitete ihr eine sensitive Hühnchen-Mahlzeit zu, und siehe da, das schmeckte Jakiri und sie begann zu fressen. Da fielen mir echt viele Steine vom Herzen, denn der süße Fratz soll es ja gut haben und etwas verwöhnt werden, zumal ja niemanden viel über ihre Vorgeschichte in Italien bekannt war.
Nun lebt die kleine Setter-Dame schon zehn Tage bei mir und jeden Tag taut sie etwas mehr auf. Die ersten Tage wollte sie keine Treppenstufen gehen, weder hoch noch runter. So mühte ich mich echt ab und trug sie zu jeder Gassi- oder Gartenrunde vorsichtig die Treppen hoch und wieder runter. Doch am vierten Tag sprang sie wortwörtlich über ihren Schatten und wagte sich ganz vorsichtig plötzlich selbst die Stufen runter. Das war wirklich aufregend, vor allem ahnte ich das selber nicht. Ich saß in der Küche, die Tür zum Flur stand auf. Ich hörte auf einmal die Flurdielen knarren und beobachtete wie Jakiri in den Flur schlich und ihren ersten Versuch unternahm, die Stufen zu bezwingen. Ich schlich ebenso leise zur Tür und sah, wie sie geduckt und ganz langsam die Treppe runterschlich, spektakulär. Unten angekommen erntete sie viel Lob und ich huldigte ihren Mut, den sie zwei Tage später auch für Treppen hochsteigen gewann. Jakiri hat das ganz alleine gemanagt, ich habe sie einfach machen lassen ohne sie zu bedrängen. Nun ist meine neue Mitbewohnerin die Königin im Treppensteigen und ich bin sehr glücklich über ihre Fortschritte, vor allem mein Rücken freut sich. In den paar Tagen haben wir beide uns schon gut aufeinander eingestellt. Wenn ich morgens um halb acht aufstehe, wartet sie bereits in ihrem Körbchen auf mich und klopft mit ihrer Rute einen freundlichen Willkommens-Takt. Dann wird kurz geknuddelt und wir machen uns schnell bereit, nach draußen zu kommen. Jeden Morgen gehen wir nun erst eine halbe Stunde unsere Route, draussen ist alles spannend und es riecht so gut hier auf dem Land. Jakiri ist ein Jagdhund und das merkt man. Obwohl sie schon gut an der Leine läuft, wittert sie sofort alle möglichen Tiere, die hier leben, für sie ist das Beute, egal ob Taube, Amsel, Fasan, Hasen, Katzen oder Rehe, wir haben schon so ziemlich alles hier getroffen und ja, es ist aufregend, Jakiri ist dann auch ziemlich außer Rand und Band. Aber ich habe sie ganz gut unter Kontrolle und wir üben täglich in kleinen Schritten, die Welt als nicht bedrohlich zu erleben.
Nach der ersten Morgenrunde wird dann erst einmal gefrühstückt und danach noch etwas ausgeruht. Heute Morgen hat sie mich in ihrem Körbchen mit Küsschen überrascht und ich muss sagen, ich bin echt verliebt in dieses Tier. Unsere Reise geht weiter, uns steht jetzt erst einmal der Frühling ins Haus und nächste Woche treffen wir dann auf eine sehr nette Tiertrainerin, die uns auf unserem weitern Weg ein Stück weit unterstützen wird. Es läuft jetzt schon recht gut, Jakiri ist sehr liebenswürdig und vor allem sehr intelligent. Sie ist natürlich noch etwas verhalten, aber ich unterstütze sie, damit sie ihren wahren Charakter vollends zeigen und sich in ihrem Wesen voll ausleben kann.
Danke an den Verein Pro-Canalba und Danke an Frau Beier, an Frau Osterhage und an die liebe Pflegemama Martina. Die Abwicklung hat sehr gut geklappt und Ihr ward alle super nett und ich bin sehr glücklich über meine Entscheidung, Jakiri aufzunehmen
Ich schreibe Euch bald mal wieder, wie wir uns hier miteinander so langsam aneinander gewöhnen und uns entwickeln.