Nachdem wir unseren Pacho leider gehen lassen mussten, war trotz der grossen Trauer und Fassungslosigkeit schnell klar, dass sein Körbchen nicht leer bleiben sollte und wir wieder einen Zweithund haben wollten. In Gedenken an Pacho wollten wir wieder einem Italiener von Pro Canalba eine zweite bzw. eigentlich eher eine erste richtige Chance geben.
Eigentlich suchten wir nach einem eher kleinen Rüden, der langes und am liebsten „goldenes“ Fell haben sollte und menschenzugewandt und aufgeschlossen sein sollte.
Nunja, Tirreno „erfüllte“ ziemlich wenige der obengenannten Kriterien. Seine Adoption war eine Herzensentscheidung und nun können wir es auch mit Gewissheit sagen, es war auch die absolut richtige Entscheidung.
Tirreno ist nun fast drei Wochen bei uns und wir sind so stolz auf ihn und seine Entwicklung. Für uns ist er ein kleines oder eher grosses Wunder.
Tirreno, der im Alter von 10 Wochen mit seinen zwei Brüdern in den „Betonbunker“ kam, in seinen Vorstellungsvideos kaum zu sehen ist und am liebsten gar nicht existieren wollte, entdeckt nun in grossen Schritten die richtige Welt.
Nach nicht einmal drei Wochen ist er fast stubenrein, kommt zu uns, lässt sich meist streicheln und gut anleinen. Beim Spaziergang läuft er an lockerer Leine und orientiert sich immer an uns oder unserer Hündin. Auch können wir sein Halsband mittlerweile problemlos an- und abziehen. Weiter bleibt er auch mit unserer Ersthündin eine Weile alleine. Auch kann er mit uns sein, ohne dass unsere Ersthündin da ist. Ganz alleine lassen wir ihn hingegen noch nicht.
Natürlich ist er im Kontakt zu uns noch vorsichtig und es klappt noch nicht alles ganz problemlos. Wir achten auch noch sehr darauf, ihn nicht zu überfordern. Wir gehen beispielsweise zu „Randzeiten“ in reizarmer Umgebung spazieren. Einzelne Spaziergänger, Fahrradfahrer, Autos, Traktoren oder Pferde sind aber kein Problem. Weiter hatten wir noch keinen Besuch bzw. der Besuch durfte nicht zu den Hunden, da Tirreno dann noch sehr aufgeregt und gestresst ist, was wir vermeiden möchten. Das Geschirr bleibt derzeit noch Tag und Nacht an, denn das an- und abziehen werden wir erst üben, sobald er weiter Vertrauen gefasst hat. Auch gehen wir noch immer mit beiden Hunden gemeinsam auf den Spaziergang, da wir ihm die Sicherheit, die unsere Hündin ihm vermittelt, nicht nehmen wollen. Weiter hat Tirreno einen GPS-Tracker am Halsband; dies natürlich nur für den schlimmsten Fall, der hoffentlich nie eintreten wird.
Nach den ersten drei Wochen sind wir schon sehr viel weiter als wir es zu hoffen gewagt haben, denn wir hatten gar keine Erwartungen an Tirreno und wollten ihm so viel Zeit geben wie er gebraucht hätte. Tirreno scheint aber bereits genug Zeit im „Betonbunker“ verschwendet zu haben und möchte jetzt wohl direkt richtig in sein neues Leben starten.
Hunde wie Tirreno sind sicherlich keine Anfängerhunde, aber es ist für uns doch erstaunlich, zu sehen, wie schnell sie in unserer Welt ankommen können. Tirreno ist weder unser erster Hund, noch unser erster Hund aus dem Auslandtierschutz, aber er ist doch unser erster Hund, der noch gar keinen Kontakt zur Aussenwelt hatte und dermassen verängstigt zu sein schien. So war seine Adoption auch für uns ein Abenteuer und vor allem zu Beginn mit vielen Ungewissheiten verbunden. Mit Tier- bzw. Hundeverstand und mit einem sicheren Zweithund ist die Adoption eines solchen Hundes aus unserer Sicht aber durchaus machbar. Wir hatten uns damals bewusst für den scheuesten aus dem Wurf entschieden, da wir dachten, dass er es am schwersten haben wird.
Nun sind wir ganz überrascht und zufrieden von seiner wundersamen schnellen und tollen Entwicklung.
Deshalb hoffen wir nun umso mehr, dass die beiden Brüder von Tirreno, Tieste und Tereo, welche noch unscheinbar und fast unsichtbar im "Betonbunker" sitzen und sicherlich ein ebenso grosses Potential haben wie Tirreno auch bald ein richtiges Zuhause finden.
Belohnt wird man auf jeden Fall täglich, wenn man einen zufriedenen Hund sieht, der nicht mehr viel gemein hat mit dem verängstigten Hund aus dem Vorstellungsvideo.