Nouri ist ein toller, feiner, intelligenter, verspielter, sozialer, positiver, unabhängiger Hund.
Wir haben ein sehr gutes Zusammenleben zuhause, ich kann ihn überall hin mitnehmen, er geht gut an der Leine, hat eine über 70-jährige Patentante, die ihn liebt, weil sie mit ihm an der Leine spazieren gehen kann, ohne zu fürchten von dem jungen Hund umgerissen zu werden.
Ich liebe ihn sehr. Doch habe ich ein grosses Problem mit ihm, das mich unglaublich herausfordert. Ich lebe auf einem Bauernhof inmitten der Berge und wilden Tieren (Gämsen, Rehen, Füchsen, Wölfen), die Terrasse ist der einzige eingezäunte Ort und sonst ist alles offen. Meine Hunde sind den ganzen Tag mit mir bei der Arbeit draussen - beim Stall machen, beim Zäunen, beim Heuen, auf der Alp.… Meine einzige Bedingung an ein gutes Zusammenleben mit einem Hund ist, dass er nicht (übermässig) jagt. Und genau, was ich nicht wollte, habe ich mit Nuuri bekommen.
Als ich mir die Hunde auf der pro-canalba Webseite anschaute, suchte ich nach einem Bordercollie-Mischling oder sowas in dem Stil. So sah Nuuri (und vor allem seine Schwester) auch aus. Aber klar weiss niemand, was sonst noch mitgemischt ist, noch welche Gene sich manifestieren werden. Nuuri zeigt kein Hüteverhalten (brauche ich auch nicht), aber einen sehr starken Jadginstinkt und eine innere Freiheit und Unabhängigkeit, die sich immer mehr manifestiert je erwachsener er wird.
Ich habe keinerlei Konflikte mit ihm im täglichen Zusammenleben, er ist leichtführig, intelligent, positiv und ich kann ihn überall hin mitnehmen. Ich habe auch nicht das Gefühl, dass er mich « austestet ». Er kann einfach der Freiheit der grossen Bergwelt nicht widerstehen. Es braucht nur Sekunden von Unaufmerksamkeit meinerseits und er ist weg. Oft für Stunden. Ich habe keinerlei Sorge, dass er nicht wieder nach Hause kommt. Und ich könnte wohl sogar mit seinem Freiheitsdrang leben, wenn ich nicht wüsste, dass er Wild aufstöbert, stört und hetzt. Und, dass er auch das absolute Vorbild für meinen zweiten pro-canalba Hund Laani ist, der von sich aus nicht abhauen und jagen würde, dies aber von Nuuri kopiert und lernt. Zu zweit sind sie noch unabhängiger und fühlen sich stärker, bleiben länger weg und erschöpfen das Wild noch mehr.
Ich versuche zu lernen, arbeite mit einer Hundetrainerin zusammen, lese Bücher, schaue Videos und denke viel nach. Ich habe Vertrauen, dass es möglich ist zu lernen, mit Nuuri in der Natur unterwegs zu sein, wenn man « mit ihm » ist. Ich frage mich aber, ob es jemals möglich sein wird, ihn zur Arbeit mitzunehmen, wo ich mich auf andere Dinge konzentriere und erwarte, dass sich ein Hund natürlich nach mir ausrichtet und im gemeinsamen Raum bleibt. Mir vorzustellen, dass ich hier in dieser grossen Natur einen an sich wunderschönen, lieben Hund habe, den ich aber wohl fast sein Leben lang an der Kette oder Leine halten muss, weil er ein Abhauer und Wilderer ist, macht mich unglaublich traurig. Das war nie meine Idee als ich einem Hund hier ein Zuhause anbieten wollte. Es ist eine richtige Berg- und Talfahrt zwischen Verzweiflung und Hoffnung…