Leider muss ich mitteilen, dass wir Leo am 12.8.24 verabschieden mussten.

Seine Nieren haben versagt, und trotz Medikamenten und Infusionstherapie hat sich sein Allgemeinzustand sehr schnell verschlechtert, sein Körper hat leider den Dienst versagt, und wir haben ihn über die Regenbogen-Brücke geschickt.

Leo geht es gut.  Genießt die warmen Tage, obwohl ihm Hitze etwas zu schaffen macht und er dann lieber im Schatten liegen bleibt, als spazieren zu gehen. Ansonsten ist seine Kondition sehr gut geworden und wir waren schon einige Male im Harz wandern.

Alles neue meistert Leo mit Bravour, ob Auto- und Zugfahren, Kinderbesuch oder Katzen, alles kein Problem.
Leo überzeugt mit seiner gelassenen, ruhigen Art und sympatischen Ausstrahlung auch Hunde, die sonst nicht so verträglich sind.

Leo ist ein Hauptgewinn und ich bin überglücklich, ihn bei mir zu haben

Leo's Geschichte beginnt lange bevor er jemanden trifft, der seine Geschichte aufschreibt. Nämlich vor neun Sommern, als er im italienischen Süden geboren wird.

Auch wenn Leo gelernt hat, uns Menschen zu lesen, kann er uns nicht erzählen, wie er die ersten zwei Jahre seines Lebens verbracht hat. Wieviel hat er von der Welt gesehen? Welche Liebe durfte er erfahren, bevor er in die Betonzwinger eines staatlichen Caniles gesperrt wurde?

Viele Gesichter hat er gesehen, von Zwei- und Vierbeinern, die kamen und gingen.

In den folgenden fünf Jahren hat er sein soziales Verhalten verfeinert und gut aufgepasst, wenn es einen seltenen Besuch gab. Er hat sich seine gute Laune, seine Offenheit und seine Freude bewahrt. So stach der unscheinbare schwarze Rüde freiwilligen Helfern ins Auge. Im Sommer 2022 wurde er von freiwilligen Helfern registriert. Nun hatte seine mittlerweile graue Schnauze einen Namen und sein Wohlergehen war jemandem wichtig. 

Ob Leo damals ein turbulenter oder frecher Hund war? Oder ob die Freiwilligen ahnten, dass er sich nach Abenteuern sehnte und eine große Neugierde besaß, lässt sich vermuten, denn Leo bekam den Namen 'Point Break'. Ein Aktionfilm aus seinem Geburtsjahr.

Doch die aufregenden Ereignisse ließen noch ein Jahr auf sich warten. Dann durfte Leo sein 'Übergangskörbchen' im 'Sicheren Hafen' beziehen. . 

Geduldig und zärtlich, fröhlich und munter, so lernte ich Leo kennen. Wieder ein fremdes Gesicht. Welches Leo gleich nutzte, um mir eine Wäsche zu verpassen. 

Von seinem Zwinger aus schlich Leo sich direkt in mein Herz. Und auch nach Tagen zuhause dachte ich an ihn, und so war klar, ER ist mein Neuer Begleiter. 

Der Tag der Abholung kam, und wir blieben mit dem Auto auf der Autobahn liegen... Mit Verspätung schafften wir es zu Leo, der wie immer geduldig wartete und jeden schwanzwedelnd begrüßte, der ihm Aufmerksamkeit schenkte. Ganz der liebe Tierheimhund.

Genauso leichtfüßig verlief das Kennenlernen mit meinem vorhandenen, betagten Hund. 

Endlich zuhause brauchte es etwas Zeit, um die Gemüter zu beruhigen. Die erste Nacht hätte Leo anstandslos durchgeschlafen, wenn uns nicht der Rauchmelder geweckt hätte. So saßen wir früh morgens kerzengerade im Bett, wegen Fehlalarm. Machte nichts, das Körbchen war noch warm, es wurde noch etwas weitergeschlafen.

Das Essen schmeckt, ist aber Nebensache. Die Highlights sind die Spaziergänge und die Aufmerksamkeit von Frauchen. Leo möchte so viel Liebe aufsaugen, und beim Gassi alles sehen, dass kaum Zeit blieb, alles zu verarbeiten.

Zur Ruhe kommen musste Leo noch lernen, aber das ging schnell. Leo musste nur verstehen, dass die Anwesenheit eines Zweibeiners nicht gleichzusetzen ist mit Aktion und Entertainment. Denn im Tierheimalltag waren wir Menschen die Ankündigung von Abwechslung und das Tor zum Freigang. 

Schon vom ersten Tag an freut sich Leo, wenn ich ihm das Geschirr anziehe. Nahezu stürmisch läuft er mit mir über Felder und Wiesen. Dass ich mit ihm laufe lernen wir noch, denn auch wenn er immer zur Stelle ist, wenn ich mich hinknie, geht sein Tatendrang derweil noch mit ihm durch. Es gibt ja auch so viel zu entdecken, da strecken wir manchmal nur die Nase in die Luft, saugen den Herbstduft ein, lassen uns von Sonnenstrahlen wärmen, und endlich kann Leo dabei das Gefühl von Freiheit erleben. 

Es sind die kleinen Dinge, die uns aneinanderbinden. Auch wenn wir erst seit einigen Tagen zusammen sind, muss ich mich regelmäßig daran erinnern, dass Leo dieses Leben eigentlich noch fremd ist. Anmerken lässt er sich das aber nicht. Hundeverträglichkeit,  Stubenreinheit, alleine bleiben, alles selbstverständlich für Leo. Und auch wenn die Papiere sagen, dass Leo bereits über acht Jahre ist, ist er fit und ich bin gespannt, wie er sich noch entwickelt. 

Und ich frage mich wieder: " Warum hätte ich einen stürmischen, extrovertierten Junghund holen sollen, wenn ich doch dieses ausgeglichene Gemüt haben kann?"

Von meiner Familie kam vor allem das Feedback: " Hat er schöne Augen".

Und ja, das stimmt. (Auch wenn sein Äußeres ziemlich genau das ist, was ich gesucht, oder eigentlich nicht gesucht habe) so ist es doch sein Charakter, sein Charme, seine unendliche Liebe, die Leo zu geben hat, die mein Herz eroberte.