Unsere liebe Toni ist nun 9 Monate bei uns in Brandenburg und hat sich als eine zarte und sensible Seele gezeigt, die von tiefsitzenden Unsicherheiten und Ängsten geprägt ist. Obwohl sie nun schon eine Weile bei uns ist und sie sich offensichtlich bei uns sehr wohl fühlt, lösen äußere Reize immer noch Angst in ihr aus. Alltägliche Dinge wie Menschen, Wind, Licht und Schatten, Veränderungen in der räumlichen Situation (Umräumen der Möbel) uvm lösen bei ihr Angst aus.
Ich konsultiere nach wie vor wöchentlich meine Hundetrainerin und arbeite kontinuierlich daran, Tonis Wohlergehen zu steigern und ihre Ängste abzubauen. Obwohl sie oberflächlich betrachtet nur langsam Fortschritte macht, ist eine deutliche Veränderung ihres Verhaltens in ängstlichen Situationen festzustellen. Toni verfällt z. B. bei einer Menschenbegegnung im Wald nicht mehr in alte Muster (im Gebüsch verstecken, weglaufen, für mich nicht mehr ansprechbar sein), sondern wendet sich stattdessen mir zu und orientiert sich an mir, was definitiv ein riesen Fortschritt und ein Zeichen für das Vertrauen ist, das sich im Laufe der Zeit zwischen uns entwickelt hat.
Wenn ich mit ihr und Oliver alleine in der Natur unterwegs bin, macht Toni eine bemerkenswerte Wandlung durch und zum Vorschein kommt eine entspannte und furchtlose Seite von ihr. Verspieltheit, Neugierde, eine riesige Portion Humor und pure Lebensfreude. Sie schafft es mit ihrer lustigen Art sogar, den ernsten und immer etwas grummeligen Oliver zum Spielen zu animieren. Das Rückruftraining in dieser Umgebung funktioniert tiptop, nie hatte ich einen Hund, der sofort und so voller Freude zu mir kommt nach nur 1x Mal rufen.
In unserer Nachbarschaft, im Hof und auch im Garten wird Toni nach wie vor von äußeren Reizen überwältigt und verfällt aufgrund von "Kleinigkeiten" (menschliche Stimmen, die sie aus der Entfernung wahrnimmt, Wind, raschelnde Blätter etc) sehr schnell in Angst und Panik. Wir arbeiten hier behutsam z. B. mit Ruheübungen (die draußen nur mit Kontaktliegen funktionieren) in kleinen Schritten weiter, um sie nicht zu überfordern. Trotz dieser Schwierigkeiten gibt es aktuell einen für mich ganz großen Fortschritt, denn ihre Angst vor Menschen nimmt ganz langsam ab.
Seit Weihnachten können sich zwei mir sehr nahestehende Menschen im Haus aufhalten, ohne dass sie sich in Schockstarre befindet oder sich verkriecht. Als hätte sich plötzlich ein Schalter bei ihr umgelegt. Sie wollte sogar dabei sein und hat sich aktiv zu uns gesellt. Das war für mich persönlich das schönste Weihnachts-Geschenk überhaupt!!
Toni hat in den 9 Monaten aber auch schon recht viel bei uns erlebt und hat das alles mit Bravour gemeistert!
Einen kleinen Umbau im Haus, einen Tornado der unsere kleine Stadt heimgesucht hat, einen ersten Urlaub am Meer im November (hier hat sie ganze 5 Tage gebraucht, um sich dort in dem Ferienhaus, am Strand etc zurechtzufinden und zu entspannen), den ersten Schnee und die damit verbundene Freude, einen zweiten Urlaub zum ruhigen, böllerfreien Jahreswechsel in den Bergen (hier hat es schon nur noch 2 Tage gedauert bis sie sich entspannt hat), viele tolle Wanderungen und Abendteuer in der Natur.
Sie ist eine ganz wunderbare und sensible Begleiterin. Für mich und auch für Oliver, den sie unendlich liebt und von dem sie nach wie vor so viel lernt. Sie vertraut ihm zu 100% und orientiert sich stark an ihm.
Auch mit unserem oft und gern gesehenen Senior-Gast Ivan harmoniert sie fantastisch. Es ist interessant zu beobachten, wie durch Ivan auch Tonis Selbstbewusstsein offensichtlich gestärkt wird. Er steht für sie im Rang unter ihr und lässt sie in bestimmten Situationen ihm gegenüber stets freundlich aber deutlich selbstbewusster auftreten. Ivan stellt Toni nie in Frage. Das tut ihr gut und daran wächst sie.
Die 3 sind so ein tolles und harmonisches Rudel mit ganz wunderbarer hündischer Kommunikation. Ich liebe es, sie zu beobachten und von ihnen zu lernen.
Tonis Weg ist für mich ein Beweis für die Kraft der Geduld, des Vertrauensaufbaus und der konsequenten positiven Verstärkung. Er spiegelt die Widerstandsfähigkeit eines Hundes wieder, der trotz seiner Geschichte von schlechten Erfahrungen, Angst und Unsicherheit allmählich zu einem selbstbewussten und ausgeglichenen Leben findet.
Oliver und ich lieben sie. Und Ivan auch :)!