Mein geliebtes Chipsylein ... Seit zwei Jahren lebt sie jetzt mit uns. Wie oft bin ich schon vor dem PC gesessen und wollte berichten, wie sie sich entwickelt, unsere alte Dame. Ein halbes Jahr hat sie gebraucht, bis sie, wie zufällig, von ihrem ewigen Platz im Wohnzimmer ins Büro gewechselt und neben meinem Schreibtisch gestanden ist, sich streicheln lassen wollte. Von da an hat es nie mehr lange gedauert und sie hat sich in den Raum gelegen, in dem auch ich war. Und heuer hat sie erstmals begonnen, zusammen mit Karlo stückchenweise unseren Garten zu erkunden - Kaninchen beobachten stand hoch im Kurs. Ausflüge waren sowieso immer ihre große Leidenschaft, letzten Sommer waren wir eine Woche am Lago Maggiore wandern, dort ist sie richtig aufgeblüht und danach mit einem Schwung frischen Selbstbewusstseins nach Hause gekommen.
In letzter Zeit ist sie aber ein bisschen langsamer geworden, ließ sich nicht mehr so oft zum Gallopieren animieren und ist auch bald wieder in Trab verfallen. Naja, das Alter, habe ich mir gedacht, kein Wunder.
Ein paar Eigenheiten hat sie nie abgelegt - dass gestreichelt zu werden etwas Schönes ist, hat sie auch erst heuer so richtig erkannt, danach musste man sie oft streicheln und kraulen bis zum abwinken, vor allem in den Ohren, das war das Allerschönste. Aber wenns genug war oder der falsche Zeitpunkt, vielleicht auch nur eine falsche Bewegung, die sie missgedeutet hat, dann hat sie auch schon mal die Zähne gezeigt. Trotzdem hat sie ein allerliebstes und sanftes Wesen, es ist nichts Bösartiges an ihr. Wie oft habe ich mir gedacht, was für ein großartiger Hund aus ihr geworden wäre, wenn sie von Anfang an ein schönes Zuhause gehabt hätte! Weil hinter ihren Ängsten verbirgt sich ein ausgeglichener Hund mit souveränem Charakter.
Ja, und jetzt ist auf einmal alles anders :-( . Meine liebe alte Dame, vor zwei Wochen hat ihr das Futter nicht mehr so recht schmecken wollen - Die Blutuntersuchung hat Anaplasmose ergeben und ihre Leber ist stark vergrößert. Auf die Behandlung hat sie bis jetzt überhaupt nicht angesprochen, im Gegenteil, sie frisst gar nichts mehr und trinkt nicht einmal Hühnerbrühe sondern nur Wasser, davon aber Mengen. Wenigstens scheint sie keine Schmerzen zu haben (allerdings weiß ich, dass sie ein unglaublich tapferer Hund ist, vielleicht zeigt sie sie auch nur nicht). Ich versuche, mich auf einen Abschied gefasst zu machen, aber es tut unendlich weh! Und so will ich ihr zumindest hier - noch zu Lebzeiten - ein kleines Denkmal setzen, meiner geliebten großen Wölfin.