Nach mehr als zwei Jahren ist Bucefalo nicht mehr aus unserem Leben wegzudenken. Er ist nicht mehr so schreckhaft wie zu Anfang, aber Nervosität bleibt natürlich Teil seines Charakters, und es ist nicht ratsam, in seiner Gegenwart etwas auf den Boden fallen zu lassen. Außerhalb des Grundstücks führen wir ihn konsequent an der Leine, denn das Risiko, daß er unvermittelt auf die Straße ausweicht, ist in unseren Augen zu groß: Schön, daß er seit langem gesund geblieben ist, da soll er besser nicht überfahren werden.
Er interessiert sich nicht für Spielzeug, und wenn ein Ball geworfen wird, betrachtet er das als versuchten Mord. Sein einziges Hobby –denn jeder Hund braucht ein Hobby– ist Riechen. Es wäre inhuman, ihm dazu keine Gelegenheit zu geben. Die Folge ist allerdings schon, daß unsere Spaziergänge anders verlaufen als bei den meisten: Er läßt sich viel Zeit, verfehlt manchmal eine interessante Schnupperstelle und muß unbedingt dorthin zurückgehen. Oder er schaut uns flehentlich an, damit wir auf die andere Straßenseite wechseln. So entsteht ein gewisses Mißverhältnis zwischen der zurückgelegten Strecke und der Zeit, die wir dafür gebraucht haben. Das würde stören, wenn wir zielstrebig irgendwohin gehen möchten. Dem ist nicht so: Wir sind für ihn unterwegs; daß er uns auf diese Weise fit hält, ist ein willkommener Nebeneffekt. Er belohnt uns mit einem wedelnden Schwanz und mit einem aufgeregten Bellen, wenn er Wild in die Nase bekommt.
Es stehen in ein, zwei Jahren große Veränderungen an: Wir haben vor, in die Nähe unserer Tochter zu ziehen. Das wäre kaum erwähnenswert, wenn sie nicht in Amerika wohnen würde. Das Haus, das wir dort gekauft haben, hat ein großes, teilweise bewaldetes Grundstück (ca. 135.000 m²), was unserem Bucefalo gefallen dürfte. Allerdings sind meine Frau und ich uns einig, daß er diese Reise nur einmal machen darf, und wir suchen noch nach Wegen, wie er sie mit möglichst geringer nervlicher Belastung überstehen kann. In der Zwischenzeit fliegt gelegentlich einer von uns (in der Regel: das Frauchen) herüber, um nach dem Rechten zu sehen, und paßt der andere (in der Regel: das Herrchen) auf Bucefalo auf. Nicht ideal, vielleicht, aber eine notwendige Übergangslösung. Wir werden über die weiteren Entwicklungen Bericht erstatten.