Es ist genau ein Jahr her, seit wir mit Laani zum ersten Mal an der Leine durch das Gartentor einen Schritt in die weite Welt gemacht haben.
Nach diesem ersten Schritt kamen weitere Schritte und ich habe ihn von da an mit auf die täglichen Spaziergänge genommen. Um mit seiner Angst umzugehen, hat sich Laani immer ganz fest in das Geschirr gelegt - wie ein Schlittenhund, obwohl er fast so fein wie ein Windhund gebaut ist. Seinen Körper zu spüren, hat ihm wohl geholfen, mit seiner Angst vor der Welt umzugehen. Für mich war das auf die Länge nicht sehr angenehm. Aber in diesem Angstzustand war er eigentlich nicht ansprechbar und auch nicht fähig etwas zu lernen. So haben wir eben so weitergemacht.
Irgendwann mal habe ich angefangen, die beiden Hunde ab und zu aneinanderzubinden und so laufen zu lassen. Das ist zwar nicht ideal und kann auch gefährlich sein, ich habe mir aber offene Räume für solche Momente ausgesucht. Endlich konnte Laani mal voll loslaufen und seine langen Beine gebrauchen. Das hat ihm sehr gut getan. Er wurde sicherer. Etwas weniger Angst. Etwas ansprechbarer. Und dann irgendwann Anfang Frühling habe ich beschlossen, dass ich es wage und ihn freilasse. Ich behielt Nuuri an der Leine und liess Laani frei laufen. Da konnte er die Welt auf seine Weise auskundschaften. Meist war er wie in einer autistischen Seifenblase, da konnte man rufen oder klatschen, da kam nichts zu ihm durch. Aber da er sich immer an Nuuri und auch mir orientiert hat und Nuuri an der Leine war, blieb er im Raum. So haben wir im Frühjahr weitergearbeitet. Ich kenne dies von meinen Yaks und finde es immer wieder erstaunlich, was passiert, wenn man sich getraut Kontrolle (Strick, Leine, Seil) loszulassen und Vertrauen zu haben. Was Vertrauen für eine Bindung und Entwicklung mit sich bringt. Laani musste für sich Verantwortung übernehmen (was er nie gemacht hat, solange er sich in die Leine gelegt hat) und ist daran unglaublich gewachsen. Er ist richtig aufgeblüht, begann die Welt zu entdecken und Selbstvertrauen zu entwickeln.
Im Sommer, auf der Alp liefen dann beide Hunde frei. Beim Heuen musste ich Nuuri (der ein Abhauer ist) anbinden, Laani konnte ich freilassen. Er verbrachte Zeit neben Nuuri zu liegen, dann eine Runde rumzuschnüffeln, mir und den anderen Menschen kurz Hallo zu sagen und wieder bei Nuuri Pause zu machen. Wie ein richtige Hofhund!
Anfang September fuhr ich für einige Tage nach Italien in die Berge, um ein Projekt zu recherchieren. Nuuri durfte bei seiner Patentante bleiben und ich habe nur Laani mitgenommen. Ich wollte mal etwas alleine mit ihm unternehmen. Erst auf der Autofahrt über den Grossen Sankt Bernhard fiel mir ein, dass Laani seit Monaten so gut wie nie an der Leine gelaufen war, und noch nie zuvor in einer Stadt, einem Restaurant oder einem Hotel gewesen war. Aber ich war voller Zuversicht, dass wir es schaffen würden. Und wir haben es super gemeistert. Wir haben zusammen im Zelt geschlafen, waren im Hotel, im Restaurant, in der Stadt und haben lange Spaziergänge gemacht. Mit kleinen Ausnahmen (Motorräder, schreiende Kinder) war alles ok für Laani und wir haben eine sehr schöne Zeit zusammen verbracht!
Im Herbst war ich mit beiden Hunden nochmals in den Ferien, ich habe das « Teambuilding Ferien » genannt, wo ich ganz für sie da war und wir dauernd zusammen etwas unternommen haben und ganz viele neue Sachen als Team erkundet und gelernt haben.
Ich habe Laani auch Ende der Saison auf einen Yaktrek mitgenommen (wieder alleine ohne Nuuri) wo er frei mitlaufen konnte und sich an uns orientieren musste. Er hat auch dies sehr gut gemeistert!
Er ist ein toller, fröhlicher Hund geworden. Ein richtiger Hund eben!
Lernen kann und darf er noch einiges, aber er ist eigentlich erst jetzt langsam ansprechbar, um präzise Kommandos zu lernen. Früher kam das gar nicht an ihn ran.
Ich freue mich auf das Neue Jahr mit ihm und alles was wir noch zusammen entdecken und lernen dürfen.