Hallo, nach 5 Tagen melden wir uns mal, um zu berichten.
Vorneweg eine Erkenntnis, die vielleicht alle tröstet: Selbst für hundeerfahrene Menschen ist ein Neuzugang einfach eine Herausforderung, weil jeder anders ist als alle anderen….
Wir haben schon immer Tierschutzhunde, jeder mit ganz eigenen Problemen. Dann denkt man, man ist mit allen Wassern gewaschen und trotzdem hatten wir anstrengende erste Tage und schwankten zwischen Hilflosigkeit und Überforderung. Mein großer Dank gilt Frau Binz fürs Zuhören und Mutmachen!!!
Die gute Nachricht ist, dass es dann letztlich doch unwahrscheinlich schnell bergauf geht, man muss einfach die Nerven behalten und ruhig bleiben!!! (Wenn es immer so einfach wäre)
Aber von Anfang: Wir haben bereits 4 Hunde, die ein sehr entspanntes Rudel abgeben.
Es sind 2 große Herdi-Oldies dabei und meine große liebe Belle hat in den letzten Wochen, seitdem klar war, dass Lucita/Luna bei uns einziehen wird, leider sehr abgebaut.
Eigentlich sollte Belle, die 7 Jahre lang mit ihren Geschwistern in einem Lager saß und sich 5 Jahre lang so wundervoll entwickelt hat, Luna ganz viel zeigen. Leider geht sie nun fast nicht mehr mit raus, so dass das schonmal ausfällt.
Emy, die auch sehr souverän ist, und Luna ignorieren sich bislang weitgehend gegenseitig, da ist der Funke noch nicht so übergesprungen. Luna findet aber Tristan ganz toll und er sie.
Luna war mehr oder weniger sofort stubenrein, insofern man ihre Anzeichen schnell genug gelesen hat und hat sich echt angestrengt, einzuhalten. Das klappt nun völlig routiniert: raus, pinkeln, am Teich trinken (schmeckt besser als das schnöde Leitungswasser) und dann ein großes Geschäft erledigen, das auch von Anfang an gesund war.
Anfangs hat sie krampfhaft jede Lücke und jede Ecke geprüft und versucht, zu flüchten. Sie ist gegen alle Zäune geochst und hätte am liebsten alles eingerissen, um nur hier weg zu kommen.
Obwohl unsere Umzäunung einer anfänglichen Ausbrecherkönigin (eine sehr fluchtaffine Segugia) standgehalten hat, wird man dann unsicher. Da steht man als hundeerfahrener Mensch mit 2 langen Leinen um Bauch und Hand im Garten, kriegt den Hund nicht aus der Ecke raus und schwitzt Blut und Wasser, weil man irgendwann einfach Panik kriegt…
Ich erzähle das, um allen Mut zu machen, denen es ähnlich geht und die ans Aufgeben denken.
Alles wird gut!!!
Mittlerweile kommt sie auf Zuruf angeflitzt, spielt uns alle an, springt uns im Überschwang auch mal an und strahlt.
Auch den neuen Hund von draußen wieder ins Haus zu kriegen erfordert ziemlich Geduld. Nach dem unzähligsten Gassigang im Garten gibt sie sich jetzt selbst einen Ruck und geht einfach mit rein.
Zum Fressen separieren wir Luna, damit sie sieht, dass es immer genug gibt und ihr niemand etwas wegnimmt.
Die ersten 5 Nächte haben wir im Wohnzimmer auf Matratzen geschlafen, damit wir alles mitkriegen und vor allem, dass es im Dunkeln keine Begegnungen gibt, die unfreundlich werden könnten, denn anfangs hat Luna aus einer Nischensituation heraus auch geknurrt und ihr stattliches Gebiss gezeigt.
Mittlerweile weiß sie, was „geh auf deinen Platz“ bedeutet, nachdem ich das immer gesagt habe, wenn sie in ihre selbstgewählte Ecke gegangen ist.
Wir haben also täglich wirklich nachgedacht und geschaut, wie wir blöde Situationen entzerren können. So hat sich die große kleine Eisbärin schon ziemlich entspannt.
Trotzdem sind wir uns bewusst, dass es noch ein weiter Weg ist, bis wir zum Gassi das Grundstück verlassen, sie mit im Auto fährt, gespannt, wie sie bei Begegnungen auf andere Hunde, Menschen, Autos, Mülleimer etc. reagiert, bis wir uns trauen, im Garten mal die Leinen wegzulassen usw.
Vom Baden der ollen Stinkmorschel ganz zu schweigen, denn man ist von blütenweiß noch ziemlich weit weg….
Der größte Fehler wäre, glaube ich, zu erwarten, dass all das innerhalb weniger Tage funktionieren muss. Es hilft nur ganz viel Zeit und abwägen, welchen nächsten Schritt man nun versuchen kann.
Ich bin froh, dass wir zuhause arbeiten und einfach da sein können und dass wir im Haus und Garten genug Platz haben, um allem soviel Zeit und Raum geben zu können wie es eben nötig ist.
Am meisten freue ich mich, wenn die Terrassentüren wieder einfach offen stehen können und jeder raus und rein kann, wie er mag und wenn die Maus das Schlafen vom Tag auf die Nacht verlagert!!
Irgendwann entspannt sich alles immer mehr und man freut sich über jeden Fortschritt und dann kann das schöne, gemeinsame Leben richtig losgehen!!!