Heute ist es genau ein Jahr her, daß Lilo (nicht) glücklich war, in ihr neues Zuhause einziehen zu dürfen. Vor allem hatte sie schreckliche Angst, alles war ihr neu, nichts hat sie gekannt. Wochenlang lebte sie in Panik, hatte Todesangst.
Ich dachte, daß ich alles nach menschlichem Maßstab Gute tue, damit sie glücklich sein kann. Nun stellt sich heraus, daß das alles nach hundlichem Maßstab völlig falsch gewesen ist. Daß ihre Todesangst immer noch ihr Verhalten bestimmt.
Lilo wurde zwar (scheinbar) mit der Zeit immer weniger ängstlich, dafür aber - vor allem Fremden, aber auch manchmal mir gegenüber - immer aggressiver. Sie konnte sich überhaupt nicht mehr beruhigen, wenn Besuch da war. Drohte und knurrte böse grollend, und schoß auch schon mal blitzschnell auf den bösen Eindringling zu, wenn der nicht still auf seinem Stuhl sitzen blieb.
Weil ich mir das überhaupt nicht erklären konnte, habe ich - wie es scheint gerade noch rechtzeitig - eine Verhaltenstherapeutin (Susanne Last - der ein oder andere mag sie kennen) um Hilfe gebeten, und ich bin wirklich heilfroh, sie gefunden zu haben, bevor noch irgendwann sehr wahrscheinlich Blut geflossen wäre.
Ich will das alles hier nicht im Einzelnen schildern. Das führt zu weit und ist auch zu kompliziert. Vielleicht kann man zusammenfassend sagen, ich hatte Lilo zu viel zugemutet. Zu viel Freiheit, und damit viel zu viel Verantwortung. Das hat sie alles nicht gepackt. Ich weiß nur inzwischen:
Liebe und aller gute Wille, die bedingungsloseste Bereitschaft, sein ganzes Leben umzukrempeln für den Hund - das hilft in erster Linie uns Menschen. Wenn wir aber so einem gequälten Würmchen wirklich aus seinem Gefängnis heraushelfen wollen, in dem es in seiner Seele immer noch sitzt, lange nachdem wir es zu uns geholt haben, dann brauchen wir außerdem ein ordentliches Maß an richtigem Verständnis, an WISSEN über dieses Tier.
Reine Glücksache, wenn ein riesengroßes Herz das Wissen ersetzen kann. Dann hat man das aber nicht sich selbst, sondern dem Hund zu verdanken. Ich danke dafür meinem Großen Bela. Und noch mehr dafür, daß er tapfer auch in diesen Situationen der gute Hund geblieben ist.
Wir haben sie sehr lieb, unsre Lilo. Sitz, Platz und Bleib - das kann sie auch schon richtig gut. Das hat aber rein gar nichts damit zu tun, daß sie ganz sicher sterben würde, wenn sie noch ein weiteres Mal ihr Zuhause verlieren würde.
Viele liebe Grüße an alle Fleißigen bei pro-canalba! Ihr seht: manchmal kann's ein bisschen länger dauern ;-)