Die Weihnachtszeit ist für Zuma wohl eine kleine Entdeckungsreise in eine neue , leuchtende Welt. Und nachdem sie das Moos unserer selbstgestalteten Krippe beschnuppert hatte, hat sie wohl beschlossen, dass das eine kleine Toilette ist, und darauf eine Pfütze hinterlassen.

Zuma wird eine echt agile Omi - nachdem jetzt ihre bösen Zahnschnerzen der Vergangenheit angehören. Das kann man an ihrem lustigen "Futtertanz für Dosenfutter, weil weniger Zähne" jeden Tag sehen. Hüpfend dreht sie sich um sich selbst, rennt voraus, kommt wieder zurück, läuft vor mir rückwärts und grinst - und alles in allem anderem als Omatempo! ALLERLIEBST.

Unsere Chiropraktikerin hatte schon beim ersten Date und einem kurzen Blick unter Zuma's Lefzen gemeint, dass da mindestens ein Zahn große Schmerzen macht. Also hatte sie jetzt einen Termin zur Zahnsanierung - Gott sei Dank.

Es hat mir im Herz weh getan, wenn Zuma ihre verrückten fünf Minuten hatte, und dabei mit ihrem Kopf seitlich an mich gestoßen  ist - und dann quietschend weglief, weil ihr das offensichtlich sehr weh tat. Die folgenden Minuten kam sie dann mit dem Schwanz unter dem Bauch angekrochen, weil sie den Schmerz mit mir verbunden hat.

Hier nochmal vielen lieben Dank an Andrea, die sich überreden ließ, die alte Dame nicht in die Klinik zu überweisen, sondern das selbst gemacht hat (unter diversen Flüchen, wie sie mir gestanden hat). Zuma hat sich nach dem Aufwachen aus der zweistündigen Narkose mit allen im Raum sehr sehr gefreut. Sie ist so ein liebes Mädchen....

Die alte Dame hat zuhause, von dem Chemiecoctail noch beduselt, noch ein bisschen mehr umgenietet, als ohnehin schon - aber was ist schon ein bisschen Weihnachtsdeko gegen ein zahnschmerzfreies Leben.

Spaziergänge an fremden Orten findet sich nicht mehr beklemmend und heute hat sie beim Abholen meines Sohnes von der Kinderwanderung schneller als der kleine Terrorkeks das richtige Kind "herausgeschnuppert"...

Zuma hat Pfunde gelassen, und hat jetzt Idealgewicht. Ihre Bauchspeicheldrüse braucht Unterstützung durch stark fettreduziertes Futter. Aber schlank sein ist für Hunde mit Arthrose, laut Empfehlung unserer Tierärztin, ein maßgeblicher Faktor zur Entlastung der Gelenke. 

Weniger Gewicht darf es jetzt aber nicht mehr werden. Meine Aufgabe ist es nun, bei Zuma' s neu gewonnener  Agilität,  noch die richtige Futtermenge herauszufinden ....

Sie wird wohl die einzige in unserer Familie sein, die hier nach den Feiertagen ohne überschüssige Pfunde ins neue Jahr  startet, auch mit neu gewonnener Freiheit - sie läuft jetzt ohne Schleppe und reagiert sehr zuverlässig auf den Rückpfiff, oft in ihrem entzückenden Omaschweinsgalopp...

Ja, ich gestehe es: Zuma war Plan B. Ein alter, kurzhaariger, schwarzer, kompakter Plan B - eigentlich überhaupt nicht mein "Beuteschema". Mein Beuteschema ist elegant, einigermaßen langhaarig und athletisch.... und bunt, oder klein, strubbelig und pfiffig.

Aber die Videos des alten Mädchens haben mein Herz berührt. So eine dampfwalzende Knutschkugel sollte doch gut in unser Leben passen?

Ja, sie ist Grobmotoriker - und verpasst uns immer noch nach Händen heischende Kinnhaken mit ihrem beeindruckend harten Schädel. Sie selbst stört das übrigens herzlich wenig.

Sie ist nach mehr als drei Wochen hier immer noch überrascht, warum Kinderspieltürme krachend zusammen stürzen, wenn sie daran vorbei läuft, warum Stühle sie verfolgen, wenn sie darunter hindurch möchte, und warum manche Türen sie festhalten, wenn sie sich durch den für sie zu schmalen Schlitz schleichen will.

Aber genau das finde ich so beeindruckend: sie ist hier noch kein einziges Mal panisch  geworden - sie hat sich nicht einmal nennenswert erschrocken.

Ich hatte mich bei der Aufnahme eines 11jährigen Hundes aus Zwinger und Canile hier auf ganz anderes eingestellt.

In den ersten zwei Wochen hat sie sich nur auf unserer unteren Etage im Hundezimmer aufgehalten. Sie schlich sich nur in unbeobachteten Augenblicken nach oben (Treppe laufen war ihr unheimlich, hat sie aber nicht aufgehalten) und hat dort unten viiieeel geschlafen. Mittlerweile verbringt sie ihre Tage mit uns in Wohnzimmer oder Flur, und checkt immer mal wieder, ob das orthopädische Hundebett vom kleinen Terrorkeks besetzt ist.

Der erste Besuch in der Chiropraxis hat ihr Gangbild deutlich verbessert und nach anfänglich noch sehr kurzen Gassirunden, in denen sie nur Schritt und hinter mir gelaufen ist, zeigt sie jetzt schon Gallopp bergab. Wir schaffen schon eine Stunde querfeldein, ohne sie zu strapazieren.

Nachdem sie nun sehr aufmerksam auf Pfiff und ihren Namen reagiert, läuft sie mit Schleppe. Ich freue mich, sie traben und ihre Nase in den Wind halten zu sehen.

Sie war von Anfang an unerschrocken,  bloß beeindruckt -  aber total neugierig.

Alles Neue wurde stehenbleibend bestaunt: Fahrzeuge, Hühner, Mülltonnen. Alles, was sie nicht kennt, muss ausgiebigst beschnuppert werden. So erschließt sie sich ihre Welt.

Mittlerweile hat sie hier ein lebhaftes Wochenende  mit Nichten - und Neffenbesuch und ein Rally Obi Turnier (bei dem ich mit der "Kleinen" gestartet bin) souverän gemeistert - immer mit den erforderlichen Ruhezeiten. Sie erklimmt über eine Rampe die Box im Auto und fährt entspannt mit.

Immer mehr kommt sie zum Vorschein. Sie kann lachen, viel wedeln und hüpfen - mit den Vorderbeinen - und die kleine Pudeldame in diesem Eifer auch mal umrammen. 

Wenn sie in unserem Hof die Futterkugel rollt - zur Not noch minutenlang, auch wenn diese schon leer ist - lässt sie unsere fünf Deutschen Riesen dabei völlig unbehelligt. Kommt ihr einer sehr nahe, wedelt sie einfach freundlich mit ihrem Schwanz.

Zuma - den Namen hat mein Sohn als echter Paw Patrol Fan ausgesucht - bedeutet  "die Friedliche". Und so zeigt sie sich hier. Sie hat noch in keiner Situation auch nur annähernd Drohverhalten  uns gegenüber gezeigt: ich kann beim Füttern die vergessenen  Arthrosetabletten in ihren Futternapf dazu legen, kann ihr Kinderspielzeug aus dem Maul nehmen und das Kind kann sie mit Streicheleinheiten überfallen. Sie ist gelassen und friedlich.

Besonders berührt es mich immer, wenn sie ihren Rammkopf in meine Hand legt, um mit halb geschlossenen Augen zu genießen, dass sie von der anderen Hand über eben diesen gestreichelt wird... 

Die einzige, die von ihr ab und an in die Schranken gewiesen wird - kurz, unmissverständlich  und unspektakulär - ist unsere vierjährige Pudelmixdame - und die hat es dann verdient.

Ich bin so beeindruckt, was das alte Mädchen hier in so kurzer  Zeit geschafft hat. 

Und ja,  ich muss ehrlich sagen: Ich erfreue  mich beim Spazierengehen an ihrem raumgreifenden Trab, an ihrer im Takt entspannt mitschwingenden Rute und an ihrem aufmerksamen Beobachten ihrer vierbeinigen Gesellschaft. Die kompakte Knutschkugel hat durchaus auch ästhetische Seiten, nicht nur ein brillantes Inneres.

Sie hat schon jetzt geschafft, was ich noch nicht für möglich gehalten hätte -  nämlich einen Platz in meinem Herzen gewonnen. Da, wo die Erinnerung an eine wunderhübsche, elfjährige, athletische, sanftmütige und bunte English Setter Dame wohnt. 

Und sicher habe ich noch nicht alles an Zuma entdeckt. Das werde ich in den nächsten Wochen und Jahren tun, ganz ganz sicher...