Jetzt ist ein Jahr vergangen und wir sind sehr glücklich mit Tinka. Sie ist eine sehr pflegeleichte Hündin, die nach wie vor sehr dankbar über ausgedehnte Spaziergänge und ihr kuscheliges Körbchen ist.
Seit einem Vierteljahr kann sie auch ohne Leine laufen, bzw. wir haben es uns erst seit einigen Monaten getraut, sie auch mal von der Leine zu lösen. Ein Dreivierteljahr bin ich mit ihr sehr viel mit einer langen Schleppleine gelaufen, die ihr viel Bewegungsfreiheit geboten hat, aber uns und ihr auch Sicherheit gab. Denn sie ist noch immer eher schreckhaft und ängstlich, vor allem in Bezug auf andere Hunde. Einmal spielte sie mit einem anderen Hund ohne Leine im Park, als es ihr aber zu viel wurde, rannte sie los in Richtung nach Hause, wobei uns das Herz in die Hose rutschte, da eine Straße zu überqueren war. Sie hat aber noch vor der Straße auf uns gewartet, zum Glück! Aber auch das ist besser geworden, und wenn sie flüchtet, dann sind es jetzt nur noch 20 Meter und nicht mehr 200. Also lassen wir immer Sicherheitsabstand zu Straßen bzw. lösen sie erst von der Leine, wenn wir weit weg von Straßen sind, was wir dank unserer Wohnlage auch jeden Tag einrichten können.
Wir haben neue Freunde beim Gassigehen kennengelernt und so kann Tinka mit zwei Huskys ein kleines Rudel bilden, denn wir gehen viel gemeinsam. Das liebt sie und fühlt sich sehr wohl mit den beiden anderen Hunden, die sich beide ihr gegenüber zurückhaltend verhalten und ihre Scheu respektieren. Wenn diese beiden Hundefreunde dabei sind, brauche ich mir keine Sorgen machen, dass sie weglaufen könnte, denn sie bleibt immer in der Nähe der beiden. Die beiden Huskys geben ihr eine ordentliche Portion Selbstbewusstsein ab. Es ist schon etwas dran, dass ängstliche Hunde einen souveränen Ersthund gut gebrauchen können, aber wir haben es halt auf diese Art gelöst.
Angst vor Autos und Treckern hat sie überhaupt nicht mehr, auch kein Problem (mehr) mit unserem Kater, aber es hat alles seine Zeit und viel Geduld gebraucht. Es ist so herzerwärmend, wenn sie auf mich zugestürmt kommt, wenn ich sie rufe. Sie tut alles nur für gekuschelt werden und ein freundliches Wort. Klar, Leckerli sind auch toll, aber das braucht sie nicht unbedingt. Sie reagiert phantastisch mittlerweile auf gutes Zureden und liebt es, ganz dicht an mich gekuschelt auf dem Sofa zu liegen.
Mit Spielzeug brauchen wir noch immer nicht zu kommen, aber wenigstens hat sie keine Angst mehr vor Decken und Bällen. In der Hundeschule üben wir gerade, dass sie Leckerlis unter einem Ball hervorholt oder aus einer Decke ausbuddelt. Es hat jetzt wirklich ein Jahr gedauert, bis sie sich das getraut hat. Aber es wird immer besser und ich denke, in einem weiteren Jahr wird sie noch viel mutiger sein.
Sitz, Platz, Komm hier, Such und "Hopp, Hopp" (um auf ein Podest zu springen oder die Waage beim Tierarzt) klappen super. Inzwischen kann ich sogar Krallen schneiden, wir sind beide super stolz.
Beim Futter merkt man, dass sie eine Italienerin ist :-) Sie hat am Anfang kein Gemüse gegessen, weder roh noch gekocht. Hat auch kleinste Karottenraspel auf dem Teller gelassen und das Fleisch ringsum gefressen. Aber ausgerechnet eine gebratene Zwiebel in Tomatensoße war das erste pflanzliche, was sie von unserer Hand genascht hat. Beides sollen ja Hunde gar nicht fressen! Also bekommt sie jetzt alle 2 Wochen was von unseren Spaghetti ab, aber nur in homöopathischen Mengen, denn ansonsten barfen wir.
Wir sind alle sehr froh, Tinka zu haben. Aber ich als Familienmama bin überzeugt, dass es Schicksal war, dass ausgerechnet Tinka zu mir gekommen ist. Ich kann sie besser verstehen als andere und manchmal denke ich, dass Tinka auch meine Gedanken lesen kann.
Was sich für mich persönlich super entwickelt hat, ist meine Fitness. Immerhin gehe ich jetzt 1,5 Stunden am Tag spazieren, teilweise im straffen Schritt - und vorher habe ich mich vergleichsweise überhaupt nicht gehend bewegt. Meine Venenleiden sind viel besser geworden, ein toller Nebeneffekt.