Buona Sera, guten Abend liebe Freunde,
es war der 1. November 2020 am frühen Morgen um 7.23 Uhr; der Transporter, in welchem ich saß, wurde langsamer, und langsamer und dann kam er zum Stehen. Der Fahrer stieg aus und ich hörte draussen einen grossen Applaus. Was war das denn schon wieder - so etwas Ähnliches hatten wir doch schon ein paar Stunden zuvor.
Ich hörte Stimmen draussen, was war da los? Eine Party? Hm, ich hätte so gern mal geschaut, was denn da los ist, doch ich saß noch immer im Auto. Ich hörte wieder Stimmen, eine männliche Stimme, doch konnte ich nicht verstehen, was er sagte. Die Sprache war anders, als die, die ich kenne und es war auch irgendwie zu weit weg.
Doch dann ging plötzlich die Tür auf - hui, war das hell plötzlich - vorbei mit der Ruhe, so schien es mir; aber ich war nun auch bereit, mal etwas meine Pfoten zu bewegen...
Und plötzlich kam ein Mann zu mir und nahm mich an der Leine aus dem Transporter - ah, den kenn ich doch - der hat mich doch auch Stunden vorher in das Auto gebracht. Das war Lutz. Dann ging Lutz mit mir auf eine Wiese; da war was los, sag ich Euch...ganz viele Leute... und Lutz fragte, wer denn diesen jungen Mann haben möchte - tssss...junger Mann - ich bin doch 9 Jahre und schon ganz schön erwachsen (oder etwa nicht?)...
Und dann passierte es: eine Blondine kam auf uns zu, hockte sich zu mir und streichelte mich - hmmm, yammie, die roch gut. Wonach? Nach Leckerchen???? Ich hatte auch jetzt eigentlich ordentlich Hunger... Die Lady zog mir ein Halsband an - ich fragte mich, warum, denn ich hatte doch schon ein hellblaues Geschirr an... Aber nun, das war wohl richtig so.... Dann ging die Frau mit mir an der Leine auf der Wiese spazieren; da waren ganz viele andere Leute und Hunde ... Bald begriff ich, wo ich angekommen bin - in Deutschland; dies wurde mir vor der Abreise aus Italien auch gesagt, also, dass wir nach Deutschland fahren... Die Sprache klang zunächst komisch, aber eigentlich spreche ich ja ziemlich gut hündisch und da ist es ganz egal, wo auf der Welt ich mich befinde...
Nach der Runde über die Wiese, ging die Frau mit mir zu einem grossen Auto - ah, ich sollte da einsteigen? Kann ich machen, aber das mach ich ja nicht einfach so... Wisst Ihr, wir Italiener wir handeln auch mal ganz gern, und so tat ich es dann auch.... Würstchen, dann steig ich ein... Und tatsächlich klappte das ganz hervorragend - die Frau konnte wohl meine Gedanken lesen..
Tja, und dann sass ich da in der Box und schaute raus. Die Frau stand vor dem Auto, hatte einen Maulkorb auf - wie alle anderen Zweibeiner auch - und ab und zu bekam ich etwas Leckeres in die Box geworfen - so kann man es aushalten... Und ich sag Euch, da in dem Auto, das war echt Luxus, die Box war vorgewärmt, es stand ein Trinknapf in der Box und dann flogen hier und da die Leckerchen in die Box- wow, dachte ich mir, hier kann ich bleiben....
9.14 Uhr: plötzlich stiegen alle in ihre Autos; die Klappe an meinem Auto ging zu und ich spürte plötzlich, dass wir uns in Bewegung setzten... Wo ging es denn jetzt schon wieder hin...
Um 13.15 Uhr stand das Auto plötzlich still; die Klappe hinten ging auf - wo war ich denn jetzt schon wieder?
Die Frau holte mich aus dem Auto, sie trug mich quasi raus und erklärte mir, dass ich nicht auf den Asphalt springen soll, dass sei nicht gut für die Knochen; das habe ich verstanden und liess sie gewähren...
Dann gingen wir eine kleine Runde spazieren, sie meinte wir gehen mal Pippi machen. Gemacht, getan, gingen wir Richtung Auto zurück... Aber bitte, dachte ich, nicht schon wieder Auto.... Aber: wir gingen am Auto vorbei in einen kleinen Weg, an ein Haus und sie öffnete die Tür; hereinspaziert sagte sie und durch ihre klaren Gesten habe ich verstanden, was ich sollte - hineingehen.... Hinter mir fiel die Tür zu, die Frau meinte, das ist besser, nicht dass ich noch weglaufe; aber ganz ehrlich, ich spürte schon, dass Weglaufen doch gar nicht schlau ist, denn ich spürte und sah gleich: ich bin im Paradies - träumte ich das, oder war das alles Realität?
Die Frau zeigte mir den Wohnbereich - da lagen zwei Hundebetten - waren die wohl beide für mich? Ich war doch alleine da? Dann gingen wir die Treppe rauf, sie wollte mir auch zeigen, wo wir nachts verbringen; da stand ein grosses Menschenbett und nebenan noch so ein tolles Bett, ziemlich gross, da hätten zwei Hunde Platz und das soll alles für mich allein sein?
Dann gingen wir wieder die Treppe herunter und ich wurde angeleint; ähm, wie jetzt, fahren wir wieder weg? War es doch nur ein Traum? Ich hatte in dem Moment gar nichts verstanden... Aber ich dachte, ich geh mal mit, denn der Duft nach Würstchen aus ihrer Tasche, die sie um den Bauch gewickelt hatte, war ja schon verführerisch.
Auf der Strasse trafen wir dann eine Frau, mit einer Blondine auf vier Pfoten - süsses Ding sag ich Euch... Wir gingen erstmal langsam im Abstand Richtung Wald (da wo wir vorher schon waren) und ich dachte, kann doch nicht sein, dass wir ständig Gassi gehen müssen - ich hab nicht verstanden, was das jetzt sollte. Und dann plötzlich kam die Blondine auf vier Pfoten vorsichtig näher - wow, höfliches Mädchen, dachte ich mir - sehr gut erzogen und mit einer guten Portion Zurückhaltung - wir beschnüffelten uns und dann war klar: wir mögen uns... (Foto: Tyson mit neuem Frauchen und Milly/Labbi)
Dann gingen wir wieder zurück zum Haus und stellt Euch vor: die Blondine kam mit ins Haus und dann war mir alles klar: sie wohnt im gleichen Haus und gehört zu der blonden Frau.
Freunde, was soll ich sagen: ich wusste, ich bin wirklich im Paradies - ein warmes Haus, ein tolles Bettchen (orthopädische Bettchen, betont die zweibeinige Blondine immer) und Essen ist auch reichlich vorhanden....
Ich kann Euch nur sagen, das Leben ist so schön, so wunderschön - und ich kann meinen Tierschützern, meinen Rettern nur danken, dass Ihr mir geholfen habt, dass es mir wieder ganz gut geht...
Ich bin so überglücklich und nach nun nur 9 Tagen ist es, als wäre ich immer hier gewesen.
Am Ankunftstag hat mein neues Frauchen (die blonde Frau) erstmal meine Ohren untersucht - die taten mir soooo weh; sie sagte, es nützt nichts, wir müssen am Montag zum Tierarzt. Gesagt, getan - und ich war sooo brav .... es wurde eine schlimme Otitis festgestellt, aber die Ärztin und mein neues Frauchen meinten, das bekommen wir wieder hin; es gab Medizin und seither müssen meine Ohren mehrmals am Tag gereinigt werden und es gibt auch Ohrentropfen. Gestern - also eine Woche später - waren wir nochmal beim Tierarzt. Die Ohren sind viel besser, aber die Frau Doktor sagte, Frauchen soll noch ein paar Tage Medizin in die Ohren machen...
Frauchen sprach dann auch meine Arthrose an - wisst Ihr, ich humpele öfter - jetzt bekomme ich erst einmal ein paar Tage Schmerzmittel; Frauchen sagt, ich muss erstmal den Schmerz aus dem Kopf bekommen (was sie wohl meint damit) und dann können wir weiter arbeiten und mir ein schmerzfreies Leben bereiten...
Nach gestriger und heutiger Gabe von Schmerzmittel geht es mir schon viel besser - Frauchen meinte vorhin, "upsi, heute bist Du aber flott unterwegs, mein lieber Schatz..."
Das Leben ist wunderschön, kann ich Euch sagen: Essen ist natürlich das Wichtigste für mich, aber Spazierengehen und neue Freundschaften knüpfen, ist auch toll. Und ich kann Euch sagen, wen ich schon alles kenne. Unglaublich...
Lukas ist ein Nachbarshund, ein Mischling, 5 Jahre jung - mit ihm gehen wir fast jeden Abend spazieren; Happy ist auch ein Nachbarshund, ca. 4 - 6 Jahre (man weiss es scheinbar nicht), ein Mischling - die treffen wir meistens morgens oder gar mittags; Rocco, ein Beagle, der meint aber ihm gehört hier die Strasse - ha ha... und man sagte mir, er hat Angst vor schwarzen Hunden; aber wir haben ihm gezeigt, dass er ganz entspannt bleiben kann, wir gehen regelmässig nebeneinander her und er ist gar nicht mehr so gestresst... Wieso auch, ich tue doch niemandem etwas - Frauchen sagt, ich bin der beste Tyson der Welt - so gechillt.... was sie damit wohl meint? Aber es muss was Gutes sein, glaub ich....
Und natürlich möchte ich meine Mitbewohnerin Milly nicht vergessen zu erwähnen. Milly ist ganz lieb, aber auch verrückt - wie Mädchen halt sind.... Milly ist 4 Jahre und eine Rettungshündin, die bei der Suche von vermissten Menschen eingesetzt wird - sie ist Mitglied im Deutschen Roten Kreuz. Ich bin echt stolz, dass ich mit einer solchen schlauen Puppe zusammen wohnen darf.:-) Wir nähern uns langsam an, machen gegenseitige Spielaufforderung ganz vorsichtig... Und immer ein bisschen mehr.... Am Samstag hab ich ihr ihren Kong (Spielzeug) geklaut... ha ha.... sie traute sich nicht, sich das Ding wiederzuholen; (Foto) hätte sie aber machen können, aber sie war sich nicht ganz sicher, wie ich reagiere... Für mich war das ganz schön lustig anzusehen und für mein neues Frauchen auch....
Und am letzten Sonntag (also vorgestern) habe ich Millys engste Freunde kennengelernt; Feivel, ein grosser Mischling, er ist 11 Jahre und ein Rettungshund in Ruhestand und Liam , ein Labbi, 4 Jahre und wie Milly, ein Rettungshund - ich kann Euch sagen, das war ein toller Spaziergang mit den Jungs (siehe Foto)
Und Freitag zuvor habe ich Yuma kennengelernt, er ist 3 Jahre und in Ausbildung zum Rettungshund.
Ich muss es schon wieder sage: das Leben ist schön, wunderschön und es ist, als wäre ich schon immer hier. Hier werde ich bleiben und ich darf auch immer bleiben; Frauchen sagt, Du bleibst immer bei uns und dann küsst sie mir auf den Kopf - ich hab sie auch schon recht lieb gewonnen. Ich kann Euch Tierschützern immer nochmal und nochmal danken.... Und ich wünsche mir von ganzem Herzen, dass auch andere Artgenossen, dieses Glück erleben dürfen...
Und nun wünsche ich Euch eine gute Nacht allerseits - und bis demnächst,
Euer Tyson