Seit drei Jahren bin ich im Hotel Anna eingecheckt. Von Italien vermisse ich nur noch die Wärme, ansonsten bin ich hier sehr happy. Allerdings würde ich dieser Unterkunft trotzdem nur drei von fünf Sternen geben. Warum, fragt ihr euch sicherlich jetzt. Das kann ich euch sagen.

Nachts muss ich in meinem eigenen Bett schlafen, dabei würde ich so gerne mit unter die warme Bettdecke von meiner Gastgeberin Anna und ihrem Freund. An manchen Tagen komme ich morgens ans Bett getippelt und gucke die beiden mit ganz traurigen Augen an. Dann habe ich manchmal Glück und darf mich noch etwas an die beiden kuscheln. Das ist dann mein absoluter Glückstag.

Das Frühstück lässt leider auch etwas zu wünschen übrig. Seitdem mir die Frau Doktor eine chronische Bauchspeicheldrüseentzündung diagnostiziert hat, darf ich nichts Fetthaltiges mehr essen. Das ist doof.

Dafür ist die Bespaßung und der Wellnessbereich hier erste Klasse. Ganz besonders die Massagen kann ich empfehlen. Davon gönne ich mir am Tag gleich mehrere.

Andere flauschige Gäste finde ich aber immer noch doof. Die sollen sich mal alle gefälligst von mir fernhalten, ich möchte mit denen nichts teilen. Menschen finde ich besser, die können mich wenigstens von morgens bis abends massieren.

Mittlerweile habe ich auch mal andere Hotels ausprobiert. Ich war in Österreich und Frankreich. Mit Auto- und Zugfahren habe ich nämlich kein Problem, Hauptsache ich komme überallhin mit. Ich bin auch schon auf der Weser Kanu gefahren und habe dabei ganz vorne gesessen. Der Ausblick war klasse, in das kalte Wasser würde ich trotzdem niemals freiwillig springen. Ist schließlich nicht mit dem Meer in Italien zu vergleichen. 

Hallo, ich bin Vally. Ich wurde in Sizilien gefunden und dann nach Rom in den Sicheren Hafen gebracht.

Das war aber offensichtlich nicht der richtige Ort für mich, weswegen mich Anna, meine neue Freundin, mit zu sich nach MonteLibretti (sie hat zu der Zeit ein Praktikum bei pro-canalba gemacht) genommen hat. In ihren einsamen Stunden dort habe ich ihr Gesellschaft geleistet und sie mit meiner wedelnden Rute und meinen braunen Knopfaugen in mich verliebt gemacht.

Von da an wollte sie nicht mehr ohne mich und hat mich zu sich mit nach Deutschland genommen und ihrer Familie vorgestellt. Alle haben sich sofort in mich verliebt. Jetzt lebe ich dort und bin sehr glücklich. Die Streicheleinheiten muss ich mir mit der Katze Sissi teilen. Sie will immer mit mir spielen, aber ich finde das zu kindisch - ich ignoriere sie einfach. Die Hunde beim Spazierengehen kann ich allerdings nicht ignorieren, da muss ich auch mal laut werden - soll ja schließlich keiner denken, dass ich mich nicht wehren könne, nur weil ich so klein bin. Aber was sagt "Größe" schon über einen Hund aus. Ich bin jedenfalls sehr mutig und lasse mich von nichts und niemanden einschüchtern. Einzig das kalte und nasse Wetter hier mag ich nicht besonders. Verstehe nicht, warum ich mir meine Pfoten dreckig machen muss, wenn es drinnen so schön trocken und warm ist.

So ich muss langsam Schluss machen, es gibt nämlich bald Essen und das überlasse ich auf keinen Fall der Katze. Tschüss - ich schleck euch...