Ein happy end sieht ja eigentlich anders aus als ein Nachruf.
Für Cesare und für mich waren die dreieinhalb Jahre, die wir zusammen verbringen konnten, einfach wunderbar. Er ist zu meinem Seelenhund geworden, der, den man nur einmal im Leben hat.
Im Laufe dieses Jahres wurde Cesare zusehends alt. Die Spaziergänge wurden kürzer und langsamer, das Aufstehen mühsamer. So ist das nun mal, wenn man alt wird. Er hätte sicher noch ein gutes Jährchen gehabt. Nur hat sich ein Milztumor eingemischt und wir mussten ihn gehen lassen. Er wird auf ewig fehlen, ebenso wie alle vor ihm.
Das Körbchen wurde weitergereicht, jetzt wohnt Maritozzo darin und wird es hoffentlich lange tun. Es wird eine gute Zeit werden, es wird hoffentlich eine lange Zeit werden. Und sicher kann es auch mehr Seelenhunde im Leben geben. Viel mehr.
Ein Prost auf alle, die mein Leben geteilt haben.

Na ja, fröhlich ... für Temperamentsausbrüche ist es zu heiß für uns beide, aber ein schlappes Winken schaffen wir.

Cesare ist nun schon über 2 Jahre hier und ich möchte keinen einzigen Tag davon missen. Er hat sich als der freundlichste, umgänglichste Hund entwickelt, den man sich vorstellen kann. Und so allmählich hat er auch einen dezenten Hang zum typischen Hundeunfug entwickelt, aber nur gaanz dezent.

Bislang erfreut er sich guter Gesundheit, nur ruhiger wird er, vor allem bei der aktuellen Hitze ist er nur in der Morgen- und Abenddämmerung für Ausflüge zu bewegen. Er ist ja auch schon 10, und ich hab´s auch nicht so mit der Hitze. Und der nächste Herbst kommt bestimmt, dann sind wir auch wieder mehr unterwegs.

Am 2. Mai hatte "il wuffo" hier seinen ersten Jahrestag. Und es war ein famoses Jahr.

Cesare hat sich als freundlicher, völlig unkomplizierter Hund herausgestellt. Allerdings mag ich auch den Charakter von Bracken besonders gern, und ich musste mich nach so vielen Jahren mit Beagles nicht umstellen. Ein paar wenige ernstere Diskussionen über grundsätzliche Dinge gab es am Anfang schon, danach entwickelte sich ein friedliches und freundliches Zusammenleben.

Ich hab sehr von seiner wohl ausgesprochen harten Erziehung als Jagdhund profitiert, auch weil er eine sanfte Seele ist und gern alles richtig machen möchte. Er hatte aber auch gelernt, vieles zu verstecken, auch Stress, und ich musste lernen, genauer hinzuschauen, in welchen Situationen er sich unwohl fühlt, und herausfinden, was jeweils die beste Lösung sein könnte. So zeigt er durch Körpersprache, unterschiedlich modulierte Fiep- und Brummlaute an, welche Hunde oder Menschen er gern mag, welchen er lieber aus dem Weg geht und welche Vorbehalte ihn bewegen.

Vieles hat man ihm als jungen Hund wohl ausgetrieben. Er traut sich wenig, klaut nichts, auch kein Essen, auch nicht den Braten, wenn der aus Schusseligkeit an der Tischkante liegt und ich aus der Küche gehe. Er traut sich auch nicht an einschlägige Hunde-Unterhaltungsspiele ran, wie aus ein paar Bechern auf dem Boden das mit dem Futter rausfinden. Mit Spielzeug kann er nichts anfangen. Für "Menschenkram" hat er generell wenig Verständnis. Also lassen wir das eben, es gibt genug anderes zur Unterhaltung. Und einfach friedlich und schweigend gemeinsam durch die Gegend streifen, das findet er wohl eh am schönsten.

Wenn er sich auch am Anfang schnell zurechtgefunden hat, so kann ich doch nach einem Jahr sagen, dass er sehr langsam aufgetaut ist und unbekümmerter wurde. Extrovertiertes Verhalten ängstigt ihn nach wie vor. Die Wohnung ist sein persönlicher "Sicherer Hafen", er geht nicht von sich aus raus, wenn die Tür offensteht, auch nicht, wenn ich mal eben kurz draußen bin.

Ich bin sehr froh, dass ich Cesare gefunden habe und ihn adoptieren durfte. Ich hoffe, er ist auch zufrieden hier.

Dem Team von pro-canalba, vor allem Claudia Binz, möchte ich noch mal ganz herzlich danken für all die Unterstützung, damit er schnell reisen konnte, und ganz besonders für alles, was sie für die Hunde tun, damit sie ein besseres Leben führen können.

"Da ist ja der kleine Italiener", wird Cesare von Dorfbewohnern begrüßt. Sein sonniges Gemüt lockt viele aus der Reserve, die ich bis dahin bestenfalls vom Sehen kannte. Zudem ist "il wuffo" wirklich grottenbrav, das weckt Vertrauen, das er nicht enttäuscht.

Er wird wohl in seiner Jagdhundzeit eine harte Erziehung "genossen" haben, die sitzt immer noch bombenfest. Zudem ist er ein sanftes Seelchen, das unbedingt gefallen möchte. Langweilig ist er aber deswegen nicht. Der Umgang mit ihm ist entspannend, macht Freude, und wenn es so stressig im Job ist wie gerade im Moment, hilft es, sich auf ihn einlassen zu müssen, weil er sich bei Ungeduld und ärgerlicher Stimmung verschreckt zurückzieht. Aber eine klare Linie und Konsequenz braucht auch er. So kann er gut frei laufen, da er einen Abruf ernst nimmt und sich davon abbringen lässt, doch mal den Reiher da hinten am Waldrand näher in Augenschein zu nehmen. Aber im Wald und bei Dämmerung bleibt er an der Leine, Jagdhund ist Jagdhund. Und er hört jede Ameise husten, sieht alles bis zum Horizont, was sich bewegt. Nur mit Nasenarbeit hat er es nicht so, das weiß ich sehr zu schätzen.

Es braucht immer noch Zeit, bis er  ganz "angekommen" ist, aber er scheint zufrieden, vielleicht sogar glücklich zu sein. Und ich bin glücklich, weil er da ist.

Es ging alles sehr schnell, dich entdecken auf der pro-canalba-Website, die Anfrage, der Rückruf, dass du noch auf dem kurz bevorstehenden Transport mitkannst, weil du, wie es traditionell heißt, "dein Köfferchen schon gepackt hast", die Abwicklung der Papiere, Mails, Telefonate, der Besuch und dann die Fahrt zum Treffpunkt.

Und nun bist du hier. Ein überaus liebenswerter Zeitgenosse, sanft, zurückhaltend, ein echter Gentledog. Freundlich zu allen Menschen, ein feiner Wohngenosse, als hättest du nie was anderes gemacht, draußen sehr angenehm, es macht Freude, dir zuzusehen, wie du von Tag zu Tag mehr auftaust und das Dorfleben und die umliegenden Wälder und Wiesen kennenlernst.

Den ersten "Trapo-Lag" hast du schon weggeschlafen, nun ist die Umstellungsmüdigkeit dran, es sind aber auch viele Eindrücke. Aber es stimmt schon, was in deinem Stellengesuch stand: Du bist sehr bei dir, "ein Hund im Hier und Jetzt". Du nimmst die Dinge, wie sie sind.

Ich freue mich auf die gemeinsame Zeit mit dir, wir, die beiden älteren Herrschaften, die nun gemeinsam durch die Gegend zockeln. Na ja, ok, du zockelst nicht und ich werd nach vielen Monaten mit kranken Hunden im Schongang auch schon wieder fitter. Für mich ist alles fein, ich hoffe, du bist auch zuversichtlich.