...hier bin ich wieder und ich habe ganz viel zu erzählen.
Obwohl ich gestehe, dass ich mich an die ersten Tage in meinem neuen Zuhause kaum noch erinnern kann, so müde und kaputt war ich von der langen Reise aus Italien.
Das Erste, woran ich mich erinnern kann, war, dass ich ausgeladen und zu einem Caddy gebracht wurde. Dort wurde ich in eine Box gehoben und eine sanfte Stimme hat mir irgendetwas zugesäuselt. Dann ging es auch schon wieder los. Irgendwann bin ich ein wenig herumgekullert, weil die Box so schön sauber und kuschelig war und irgendwie nach Hündin roch...
Etwas zu mir gekommen bin ich aber erst, als ich endlich heraus durfte. Es war kalt und roch interessant nach nasser Erde und Bäumen. Ich durfte Pippi machen und ein bisschen herumschnüffeln und schließlich eine Treppe zu einem fremden Haus hinauflaufen, in eine fremde Wohnung, in MEINE Wohnung.
Meine neue Mami hat mich von einem Zimmer zum anderen geführt und ich durfte alles beschnuppern. Sie zeigte mir eine Terrasse und schließlich ein großes, weiches Kissen mit einer kuscheligen Decke.
Aber das tollste hier ist vor allem das Essen, lecker! Und die Spaziergänge auf dem kleinen Waldweg, an dem ein Eichhörnchen wohnt und der zu einer großen Wiese mit hunderttausend Mäusefamilien führt. Oder der Kaninchenpfad, wo ich schon drei Rehe gesehen habe. Mami lobt mich dann immer ganz doll. Ich ginge schon „gut an der Leine“, sei „vom ersten Tag an stubenrein“ und ein „Kuschelbär“. Na, dann!
Toll sind auch die Kuschelabende. Ich habe auch schon in so einer komischen schwarzen Kiste meinen ersten Kinofilm gesehen, ganz leise und auch nur zur Hälfte, denn wir sind beide dabei eingeschlafen.
Die Tage hier sind eigentlich immer ähnlich. Morgens wecke ich Mami, sie streichelt mich und dann steht sie auf und trinkt heiße, braune Soße, wie die Leute in Italien. Dann gehen wir spazieren und danach gibt es Frühstück. Während ich relaxe macht sie Dies und Jenes und verschwindet immer mal wieder für eine Weile.
Die fremden Geräusche drinnen und draußen fand ich anfangs ziemlich unheimlich und habe mich oft erschrocken. Aber am gruseligsten war bisher das rote Ding mit dem langen schwarzen Hals. Als es im Bad war, kratzte es mich nicht. Als es im Schlafzimmer rumorte musste ich mal gucken gehen, aber als es schließlich zu meinem Bettchen und auf „mein“ Sofa kroch habe ich es mächtig mit der Angst bekommen und bin zitternd in die Küche geflohen.
Auch wenn ein großer Mann direkt auf mich zu kommt bin ich noch ängstlich. Doch am schlimmsten sind fremde Hunde, wie der kleine, freche Terrier. Da knurre ich und wedel mit dem Schwanz, um mich selber zu beruhigen. Mami sagt, ich sei eine „Angstnase“ und wir müssten deshalb noch „ganz viel üben“.
Das mit dem Sofa hat sich übrigens inzwischen geregelt. Ich darf auf der linken Seite schlafen. Auch wenn sie zuerst gesagt hat, ich hätte eine mächtige „Links-Rechts-Schwäche“, paaah!
Jetzt wollen wir noch einmal raus gehen und dann will Mami mich noch einmal ausmessen. Das ist ein lustiges Spiel: Sie ruft mich, dann gehe ich in die Küche, sie kitzelt mich am Bauch, vorne und hinten, am Rücken, Kopf und an der Brust. Sie meint, ich „entspräche nicht der Konfektionsgröße.“ Ich meine, sie kann nicht rechnen.
ART & POETRY, Vera Monterey
