Sagen wir es klar: Lotty ist mit derart vielen, zunächst gar nicht offen erkennbaren, Baustellen bei uns angekommen, dass die gesamten Kosten für seine medizinische Versorgung in den zwei Jahren, die er nun bei uns ist, allmählich an der 10000er-Grenze kratzen. Die notwendige komplette Zahnsanierung zu Beginn war da nur ein Punkt, die schwer einzustellende Epilepsie mit Anfällen im nahezu wöchentlichen Rhythmus hingegen sicher der Hauptkostenfaktor. Inzwischen ist es uns aber durch Zähigkeit auf allen Seiten und ein tolles Neurologen-Team gelungen, auch längere anfallsfreie Zeiten herauszukitzeln.
Durch die vielen weiteren körperlichen Einschränkungen (Taubheit auf einem Ohr, schlechtes Sehvermögen, beidseitige Verkalkung der Bizepssehnen in den Ellbogen, Neigung zur Patellaluxation hinten rechts, beginnender Spondyliose, angebrochenem Dornfortsatz im Halswirbelbereich, empfindlicher Magen-Darm-Trakt usw.) ist Lotty in keiner Weise der Hund, den ich mir erhofft hatte: schlau und aktiv und mit Freude an gemeinsamen Hobbys. Damit hadere ich zuweilen, ja. Habe ich ihn deshalb aber weniger lieb? Ganz klar: Nein. Er hat sich die richtigen Menschen ausgesucht. Die, die ihn nehmen, wie er ist. Die, die mit ihm durch Dick und Dünn gehen, die beharrlich ihre Kraft investieren, die im Zweifel die eigene Altersvorsorge anknabbern, damit er gut versorgt werden kann.
Mein Leben dreht sich nicht nur finanziell um ihn, sondern er bestimmt auch meinen Lebensryhytmus: Verlässlich fünf Mal täglich Medikamente geben zu müssen bindet. Die Anfälle und sein enges Sichanbinden an mich erschweren es zugleich, mal Entlastung durch Hundesitter zu erhalten. Das zehrt manchmal an den Kräften und schränkt uns - auch beruflich! - ein. (Eine dumme Kombi, angesichts der Kosten, die Lotty produziert.)
Aber was will man machen? Er ist jetzt da, gehört zu uns, liebt uns und wird wiedergeliebt und ich kann nicht anders als der Verantwortung, die ich für dieses anhängliche Fellbündel übernommen habe, gerecht zu werden, so gut ich eben kann.
Dass wir für ihn die richtigen Menschen sind, ist jedenfalls sonnenklar.