Hallo ihr Lieben,
sorry, dass ich mich erst jetzt bei euch melde. Ich bin nun seit drei Monaten in Deutschland und habe schon ziemlich viel erlebt.
Dadurch, dass ich an Leishmaniose erkrankt bin und in Italien auf der Straße von pro-canalba gefunden wurde und sie alles daranlegten, dass ich diese Kurzgeschichte glücklicherweise jetzt erzählen kann.
Jetzt zu meiner Kurzgeschichte:
Als ich morgens um 3:30 Uhr aus meiner Transportbox geholt wurde und meiner neuen Familie übergeben wurde, war ich plötzlich in Deutschland.
Mit meiner neuen Mama und meinem neuen Papa fuhren wir mit dem Auto nochmals drei Stunden zu meinem neuen Zuhause. Wir stiegen aus, Mama ging mit mir eine „Pipi-Runde“ laufen. Danach durfte ich in mein neues Zuhause.
Mama machte die Türe zu, nahm mir Leine und Halsband ab. Etwas ängstlich ging ich durch das Haus und schaute mich um. Dann ging ich in das Wohnzimmer. Im Wohnzimmer war eine Tür, die nach draußen führte. Ich nahm die Chance wahr und versuchte zu flüchten. Als ich raus rannte stand Papa da und ein großer Rottweiler, und was für einer! Mindestens 10 cm größer und 20 kg schwerer. Ich dachte nur, „scheiße, jetzt bin ich tot“. Er kam auf mich zu, ich erstarrte vor Angst. Er ging um mich herum und beschnüffelte mich überall und forderte mich zum Spielen auf, was ich bis dahin noch nicht verstanden habe. Papa kam auch noch auf mich zu und sagte: „Das ist dein neuer Bruder, Murphy.“ Er streichelte uns beide. Als mein Herz wieder den Normalzustand erreicht hatte, ging ich zurück ins Haus zu Mama. Dort angekommen, entdeckte ich noch zwei Menschen, die mich auch ganz lieb begrüßten.
Das war echt ein heftiger Tag. Morgens noch in Italien, am nächsten Morgen im Schwabenland, bei meiner neuen Familie. Vier Menschen, ein Rotti, ein Hamster und zwei Katzen, die sogar mit mir kuscheln und mit mir spielen.
Die nächsten Tage, beziehungsweise Wochen, veränderten mein Leben komplett. In zwei Tagen lernte ich, dass Pipi nicht ins Haus gehört. Ich lerne ziemlich schnell. Nach vier Tagen wusste ich, was Sitz, Platz und auch manchmal „Hier“ bedeutet (tagesformabhängig). Mein großer Bruder hat im Ort viele Hundefreunde, die jetzt auch meine Freunde sind.
Nachdem mein Bruder mir das Spielen beigebracht hat, rennen wir über die Wiesen wie die blöden. Ich bin leider noch an die 20 Meter Schleppleine gebunden. Aber egal, es macht trotzdem extrem viel Spaß. Ich strahle immer aus vollen Herzen, wenn ich springen und spielen darf.
Hallo? ja, ich weiß, ich bin jetzt drei Monate in Deutschland. Aber lernt ihr doch mal in dieser Zeit eine andere Sprache und dann auch noch schwäbisch. Mein großer Bruder ist auch nicht immer eine Hilfe. Er bringt mir zwar viel Gutes bei, aber auch viel Blödsinn. Leider merke ich es erst, wenn es zu spät ist und Mama und Papa mit uns schimpfen.
Information zu meiner Krankheit:
Nach 14 Tagen gingen wir zum ersten Mal zu einem Tierarzt, der auf Leishmaniose spezialisiert ist. Die Leishmaniose und Medikamente verursachten, dass ich strohiges Fell und starken Juckreiz am ganzen Körper hatte und durch das Kratzen mir offene Wunden zufügte. Meine Familie machte sich große Sorgen, gab aber nicht auf. Wir waren mehrmals beim Tierarzt und ich wurde von diesem komplett durchgecheckt. Mittlerweile bin ich so dankbar, es hat sich gelohnt. Morgens eine Tablette und abends eine. Kein Jucken mehr, keine offenen Wunden mehr und mein Fell ist richtig weich. Mein nächster Check ist im Januar und wir hoffen auf das Beste.
Mama achtet sehr auf meine Ernährung. Morgens 700 Gramm und abends 700 Gramm. Die nennen es barfen, keine Ahnung was das ist, ist aber auch egal, einfach lecker.
Vielen, vielen Dank an die Mitarbeiter von pro-canalba, dass es euch gibt, ihr mich von der Straße geholt und mir eine so tolle Familie geschenkt habt.
Bis bald
Euer Orazio