Jetzt ist Pino ein Jahr bei uns und ich kann rückwirkend folgendes berichten: Es war ein anstrengendes Jahr mit ganz viel Freude aber auch einigen Tränen...
Ich kann jetzt natürlich nur aus meiner subjektiven Erfahrung berichten und offensichtlich scheint es bei anderen Hunden hier weniger schwierig zu sein. Aber jeder, der sich einen Hund (aus dem Tierschutz) holt, sollte zumindest auf einige mögliche "Problemchen" vorbereitet sein. Ich kann mir vorstellen, dass einige Hunde wegen solchen „Schwierigkeiten“ wieder abgegeben werden, einiges kann man ja tagtäglich in den sozialen Netzwerken lesen…
Aber von vorne:
Grundsätzlich ist Pino ein aufgeweckter, lieber, junger Hund, der natürlich noch von Unsicherheiten geprägt ist. Wir als Hundeanfänger haben mit ihm keinen leicht zu führenden Anfängerhund erwischt, er hat es einfach faustdick hinter den Ohren und wir sind mittlerweile sicher, dass ein Dackel drinsteckt! Die hinzugekommene Pubertät macht die ganze Sache dann teilweise auch nicht einfacher.
Er braucht hier ganz klare Regeln und Grenzen und diese müssen auch konsequent von uns durchgesetzt werden, sonst versucht er gleich sein Ding zu machen. Wir haben Glück, dass wir von Beginn an und nach wie vor von einer ganz tollen Hundetrainerin begleitet werden, die uns eine Riesenhilfe ist. Genauso dankbar sind wir unseren Familien und Freunden, die ebenfalls sehr geduldig und nachsichtig mit ihm sind und sich auch fürs Training mit ihm anbieten.
Er ist erst seit ca. 3-4 Monaten komplett stubenrein (offensichtlich haben wir hier viel länger gebraucht als andere hier), er kann völlig problemlos alleine bleiben, er kann alle Grundkommandos und hat draußen überhaupt keine Panik mehr, auch nicht vor Autos, LKWs, Radfahrern oder Joggern. Klar, in der Stadt oder an der Straße ist er angespannter als im Wald, aber das ist ja auch absolut verständlich. Er schlägt in den meisten Fällen bei Geräuschen im Hausflur nur noch kurz an, was ok ist.
Es gibt Dinge, an denen wir nach wie vor arbeiten:
Kinder waren ihm schon anfangs suspekt. Es ist nicht so, dass er sie nicht mag. Aber er versucht öfters diese zu "maßregeln", wenn sie seiner Meinung nach zu hektisch, zu laut oder schnell waren. Das war dann so, dass er kläffend auf sie zulief oder hinterherlief, um in ihre Klamotten zu schnappen. Dieses Problem haben wir in Einzeltrainingsstunden mit der Trainerin, mit Pino und den Kindern aber soweit in den Griff bekommen, dass es in dieser Hinsicht seit Monaten keine Vorkommnisse mehr gab und er mit „seinen“ Kindern (unseren Neffen und Nichten) gut zurechtkommt. Natürlich sind wir weiterhin am üben und lassen diese Situationen nie unbeaufsichtigt. Auch fremde, kreischende Kinder auf der Straße sind kein Problem mehr, sondern einfach nicht weiter beachtenswert.
Manche Hundebegegnungen laufen auch nicht mehr ganz so easy ab wie am Anfang. Da war spielen, spielen, spielen angesagt, mittlerweile sind andere Rüden manchmal ein Problem für ihn. Die Hunde, die er jede Woche sieht, sind gar kein Problem, ihm entgegenkommende fremde Rüden können gerade, wenn sie im gleichen Alter oder jünger sind, zum Problem werden. Er lässt sich allerdings mittlerweile gut aus diesen Situationen „rausbringen“ und nimmt unsere „Hilfestellung“ an und weiß dann, dass er nicht pöbeln muss.
Weiterhin hat er Angst vor allen fremden Menschen. Ihm fremde männliche Personen werden konsequent angeknurrt und komplett verbellt. Dieses Verhalten zeigt er nicht nur am Anfang eines Besuchs, sondern dann auch zwischendurch immer wieder. Frauen haben es da etwas leichter, die werden nicht angeknurrt, nur anfangs aus Aufgeregtheit angebellt…Er kann dann zwar auch mal entspannt auf dem Kissen liegen, aber sobald sich die Person bewegt, geht es von vorne los. Das ist nicht nur bei uns zu Hause so, sondern auch an anderen Orten. Es gab in dieser Hinsicht leider auch schon zwei Situationen, in denen er dann die Person in den Fuß gezwickt hat, weil wir nicht schnell genug waren.
Generell lässt sich festhalten, dass Pino ein Hund ist, der aus Angst und/oder seiner Unsicherheit eher die Tendenz hat, nach vorne zu gehen als dass er sich zurückzieht. Das wiederrum erfordert außer Training auch gutes Management unsererseits. Mittlerweile wissen wir um solche Situationen und diese üben wir so oft es geht mit ihm. Wir sehen hier aber, dass solches Verhalten durchaus trainierbar ist und einfach nur eine Menge Arbeit, Zeit und Geduld erfordert.
Ansonsten kann man nur sagen, dass Pino viele Dinge ganz toll macht. Er hatte Silvester zum Beispiel überhaupt keine Angst. Er liebt es mittlerweile, mit uns entspannt zu kuscheln (am besten stundenlanges Bauch kraulen), zu spielen, zu buddeln, Futtersuchen, Waldlauf mit seinen Hundefreunden und mit uns oder am besten mit den Kindern um die Wette zu laufen. Alle Personen, die er von Anfang an kennt, liebt er und die lieben ihn, weil er an sich ein kleiner Charmeur ist (er beherrscht den Dackelblick in Perfektion) und sich über diese Personen furchtbar freut. Er ist mit Essen außerdem gut zu motivieren, was Vieles im Training einfacher macht.
Und das ist mein Resümee aus dem ersten Jahr mit Pino: trotz der Arbeit und der gelassenen Nerven bereichert er unser Leben und ist ein vollwertiges Familienmitglied. Es gibt zwar immer mal wieder neue Situationen, aber wir sind sicher, dass wir das zusammen schaffen. Nicht nur, dass wir ihm weiterhin viel beibringen müssen, er bringt uns auch viel bei: wir sind beide viel geduldiger und viel ruhiger geworden.
Wir lieben ihn bedingunslos und wir sind uns sicher, dass wir auf einem guten Weg sind, ein perfektes Team zu werden!