Mein über alles geliebter Herzenshund Rudy, aus dem traurigsten Anlaß, den es gibt, schreibt hier Dein besonderer Mensch, der Dir versprochen hat, Deine Augen wieder zum Strahlen zu bringen.
Immerhin ist es mir gelungen, mein Versprechen wahr zu machen und Dir eine schöne, leider viel zu kurze Zeit, voller Liebe und Wärme zu schenken und ich hoffe, Du hast es genossen. Ich habe Dich so genommen, wie Du gekommen bist, sanftmütig, feinfühlig, friedlich und lammfromm und es gab nie ein böses Wort, nie einen Anlaß mit Dir zu schimpfen.
In den über 45 Jahren, in denen ich eine Hundeseele an meiner Seite hatte, verspürte ich nie eine solch starke Verbundenheit, sie war sofort da, seit ich hier Deine traurige Geschichte las und Deine Bilder sah. Und als ich Dich am 20.10.20 nach Deiner langen Reise aus Italien endlich in Empfang nehmen dürfte, hast Du mir gezeigt, was wahre Liebe zwischen Tier und Mensch bedeutet, Du warst ein Engel ohne Flügel, denn Du hast meiner Seele unendlich gut getan!
Doch am 12.05.23 endete diese wunderbare Zeit völlig unerwartet, Du mußtest über die Regenbogenbrücke gehen und ich mache mir schwere Vorwürfe, zu lange gezögert zu haben, die falschen Entscheidungen getroffen zu haben, denn bis zu diesen unheilvollen Tagen warst Du immer gesund, ein aufmerksamer Beobachter, Deine wundervollen dunklen Augen klar und scharf wie bei einem Luchs, Deine Gelenke elastisch, als wären sie aus Gummi.
Am 4. Mai hattest Du einen kurzen Krampfanfall und hast stark gespeichelt, natürlich bin ich mit Dir sofort zum Tierarzt gefahren, wo Du dich längst wieder völlig unauffällig zeigtest und der Arzt die Vermutung eines leichten Vestibularsyndroms äußerte, ohne es weiter abzuklären und am 5. Mai hattest Du dann einen weiteren kurzen Krampfanfall, der aber genauso schnell wieder vorbei war.
Am 10. Mai bemerkte ich, wie Du, ohne erkennbaren Grund, aufgeregt, panisch und ängstlich durchs Haus ranntest und bin mit Dir erneut zum Tierarzt gefahren. Leider war die Praxis an diesem Mittwoch Nachmittag geschlossen, wie auch alle benachbarten Praxen. So habe ich weiter telefoniert und einen Termin für 18 Uhr in einer 20 km entfernt gelegenen Tierarztpraxis bekommen. Als ich dort eintraf und der Arzt Dich in Augenschein genommen hatte, stellte er fest, das dein Kopf schief stand und Du nur links herum gehen konntest, woraufhin seine Diagnose klar war: Vestibularsyndrom! Du wurdest dementsprechend behandelt und ich bekam noch Karsivan Tabletten mit. Doch anstatt der erhofften Besserung fingst Du am Abend an, stark zu krampfen und zu speicheln, deine Augen wanderten unentwegt hin und her, was die ganze Nacht und den Morgen anhielt. Ich vertraute jedoch der fatalen Fehldiagnose des Arztes und hatte zusätzlich noch gegoogelt, ohne neue Erkenntnisse zu finden.
Am Morgen des 11. Mai bin ich mit Dir dann wieder zu unserem Tierarzt vor Ort gefahren und dort wurde festgestellt, dass Deine Anfälle keinesfalls durch ein Vestibularsyndrom ausgelöst wurden, sondern durch Fehlfunktionen im Gehirn. Du warst inzwischen völlig apathisch, zeigtest keine Reaktionen, konntest weder aufstehen, Wasser oder Futter aufnehmen und deine Augen bewegten sich weiter hin und her. Daher gab mir der Tierarzt den Rat, Dich zu erlösen, nur konnte ich das zu diesem Zeitpunkt nicht. Und so verabreichte er Dir eine Dosis Diazepam und Du wurdest ruhig, die Krämpfe waren nach 20 Minuten verschwunden und ich fuhr mit Dir nachhause, sollte mich nach 2 Stunden in der Praxis melden. Erleichtert habe ich nach 3 Stunden angerufen, denn die Krämpfe waren noch immer nicht wieder aufgetreten. Am frühen Abend bin ich mit Dir dann erneut in die Praxis gefahren, um Vorkehrungen für die kommende Nacht zu treffen und es wurde zu meiner Überraschung festgestellt, dass sich dein Zustand etwas gebessert hatte, das Speicheln hatte aufgehört, Du konntest den Kopf aufrecht halten, deine Augen gingen nicht mehr hin und her und du versuchtest, mit Augen und Ohren, die Umgebung zu lokalisieren. Auch deine Reflexe waren besser geworden. Allerdings erklärte mir die Ärztin, dass Du noch längst nicht über den Berg bist und auch noch abgeklärt werden müsse, ob Du nicht gelähmt bist, weil durch die extremen Krampanfälle ein Nerv in der Wirbelsäule geschädigt sein könnte. Ich erhielt 2 Dosen Diazepam für den Notfall, falls Du wieder Krampfanfälle bekommst und wir fuhren nachhause. Kurz nach 20 Uhr bekamst Du leider einen erneuten Anfall, welcher, durch das schnelle Verabreichen von Diazepam nur wenige Sekunden anhielt und um 21 Uhr folgte ein schwächerer und noch kürzerer Anfall, die Nacht blieb ruhig, nur deine Vorderbeine bewegten sich mehrfach hin und her, als würdest Du laufen.
Am 12. Mai rief ich morgens die Ärztin an, um ihr mitzuteilen, wie die Nacht verlaufen war und ich vereinbarte, mit Dir in der zweiten Tageshälfte wieder vorbeizukommen. Ich beobachtete Dich weiter aufmerksam und versorgte Dich immer wieder mit Wasser aus einer 50ml Spritze, wie ich es auch schon am Tag zuvor getan hatte. Allerdings waren Deine Augen nur noch halb geöffnet, die Atmung war flacher geworden, die Zunge hing heraus und auch der Schluckreflex war schwächer als am Vortag. Ich entschloß mich, mit Dir um die Mittagszeit wieder zur Praxis zu fahren, wo Du untersucht wurdest. Du warst sehr müde, dein Zustand hatte sich wieder verschlechtert, die ohnehin schwachen Reflexe zwischen den Pfoten hatten wieder nachgelassen. Und auf Grund dieser ernüchternden Erkenntnis riet mir die Ärztin erneut, Dich endlich zu erlösen, womit ich mich, schweren Herzens, einverstanden erklärte.
Als Dein Herz aufhörte zu schlagen, ist auch in mir ein Teil meiner Seele gestorben! Du hast am 12. Mai 2023 deine letzte Ruhe auf dem Tierfriedhof gefunden, andächtig und würdevoll, wie Du es verdienst.
Doch komme ich nicht zur Ruhe und kann nicht abschließen, grübele unentwegt, was ich falsch gemacht habe, wäre ich an diesem verhängnisvollen Mittwoch doch nur zur Tierklinik gefahren, wäre die richtige Diagnose gestellt worden und die schweren Krampfanfälle wären ausgeblieben, dann würdest Du heute noch im Garten liegen, die Sonne und die frische Luft genießen, wie Du es so sehr geliebt hast. Du warst so glücklich und zufrieden und hast mit deiner genügsamen Art einfach nur mein Herz und meine Seele erfreut!
Mein einziger Wunsch ist es, Dich eines Tages im Land hinter dem Regenbogen wiederzusehen, daran glaube ich fest und werde Dich nie vergessen, mein über alles geliebter, herzensguter Seelenhund!