Liebes pro-canalba-Team,
schon wieder ist ein Jahr vergangen und ich berichte gerne, was zwischenzeitlich passiert ist.
Aus einem kleinen, mageren 8 kg Hundemädchen ist ein energiegeladenes Muskelpaket geworden. Vom Widerrist gemessen ist sie ca. 65 cm hoch und bringt 30 kg auf die Waage.
Lenya ist Ende November kastriert worden. Es ist alles unproblematisch verlaufen. Wir haben gehofft, dass sie dadurch etwas ruhiger und ausgeglichener ist. Diese Hoffnung hat sich jedoch nicht erfüllt.
Wir befinden uns nun scheinbar im Endstadium der Pubertät und sie ist schon vernünftiger geworden. Frustrationstoleranz und Reizkontrolle sind immer noch ein Thema. Lenya ist ein Hund, der sehr gefordert werden möchte. Sie ist intelligent und neugierig. Wenn sie sich unterfordert fühlt, reagiert sie manchmal frustriert und kann sich nicht so gut entspannen.
Corona hat für uns insofern etwas Gutes, dass ich überwiegend im Homeoffice arbeiten kann. Ich lege dann kleine Beschäftigungssequenzen ein und schicke sie ganz ruhig und konsequent auf die Decke, wenn sie hochdreht. Da kann sie dann runterfahren. Bei Videokonferenzen oder Telefonaten führt das schon einmal zu lustigen Situationen. Sie diskutiert manchmal mit und gibt eine Art Knurren/Raunen/Grummeln von sich. Es hört sich ehrlich so an, als würde sie versuchen, Laute zu artikulieren. Ich wurde schon angesprochen, was ich für Walgesänge im Hintergrund hätte. Urkomisch. So was habe ich noch nie bei einem Hund gehört. Phonetisch so in etwa: Uaaauaaaauaaaaaahhhhhh (in verschiedenen Tonlagen).
Apropos diskutieren: Das tut sie mit meinem Mann mit Vorliebe. Es läuft immer noch das alte rein und raus Spielchen. Also so, Lenya war gerade im Garten, kaum ist sie drinnen, will sie wieder raus und steht grummelnd vor der Türe. Mein Mann schimpft dann immer mit ihr (Nein, Du kommst nicht raus, Du warst gerade – usw….) Ein Wort gibt das andere und die zwei schaukeln sich regelrecht hoch. Unglaublich.
Bei mir macht sie das nicht, weil ich nicht diskutiere. Ich halte es kurz und knapp. Mein Mann nicht.
Zum Beispiel gestern: Gestern hat sie ihn angezickt, weil er ihr nicht erlaubte, dass sie beim Einräumen der Spülmaschine die Teller ableckt. Er hat sie weggeschoben, sie so: „Knurr/Grummel/Zick, Zick/giftiger Blick“ (nicht geschnappt, hat sich nur sehr deutlich beschwert), er so: ich hab Dir schon 1000 Mal gesagt, dass du das lassen sollst….sie wieder: „Grummel/Grummel/“ er wieder … Schimpf, Schimpf… und so weiter. Und hinterher sagt er zu mir, jetzt sag Du doch mal was…..
Ich sag dann „Lass das“ und sie lässt das. Was soll ich dazu sagen? Gut, dass wir keine Kinder haben…..
Ich denke, man bekommt den Hund, den man gerade braucht. Und Lenya hat uns gezeigt, was wir brauchen. Ich brauch zum Beispiel Bewegung und Freude. Und Klarheit. Sie ist mein und Grisus erbarmungsloser Coach und Drillinstruktor. Wir sind dadurch fit wie die Turnschuhe und jeden Tag bei Wind und Wetter mindestens 10 km auf Achse. Sie muntert mich auf, wenn ich trübsinnig bin und mich im Gedankenkarussel verfangen habe.
Wir hatten noch nie so einen anhänglichen und kuscheligen Hund. Sie liebt es, mit mir (gelegentlich auch mit meinem Mann) auf dem Sofa eng im Kontakt zu liegen. Morgens erwartet sie mich schon freudig auf der Treppe sitzend (sie darf nicht auf die obere Etage).
In meiner tollen Hundeschule habe ich sehr viel Neues über Hunde/Menschen gelernt und nette neue Kontakte geknüpft. Lenya und ich haben als gemeinsames Hobby Agility entdeckt, wobei sie deutlich besser ist, als ich ;-).
Interessant finde ich, dass Lenya auch meinen Mann verändert hat. Sie scheint ihn gewissermaßen zu spiegeln, meinte er gestern. Jedenfalls ist ihm dieser Gedanke neulich gekommen und die Tatsache, dass ihm ein solcher Gedanke kommt ist bemerkenswert.
Durch ihr Verhalten und ihre Optik vermuten wir nun, dass sie ist sie eine Mischung aus Malinois und Ridgeback ist.
Pro Schäferhund: Sie ist ein Kontrollfreak, der totale Streber in der Hundeschule und möchte sehr gefallen. Keiner darf es wagen, bei uns am Grundstück vorbeizulaufen. Sie bewacht am liebsten den ganzen Tag ihr Reich, entweder vom Fenster aus oder auf der Terrasse. Manchmal schläft sie dabei auch ein. Sie kläfft sehr gerne im Garten rum. An dieser Stelle herzlichen Dank an meine sehr toleranten und geräuschunempfindlichen Nachbarn .
Pro Ridgeback: Sie einen sehr starken Jagdtrieb (Sichtjäger), ist total schnell und trifft auch gerne eigene Entscheidungen. Sie ist absolut treu und loyal.
Bei Lenya klappt das Abrufen/Reiztoleranz in der Hundeschule bestens. Sie widersteht jeglichen Reizen und Verlockungen. Alle anderen schauen bewundernd. Das gleiche Spiel bei der Leinenführigkeit. Ein Gedicht – in der Hundeschule…..Toll….Draußen alles Fehlanzeige.
Grisu hingegen hat durch das Üben mit Lenya auf seine alten Tage das Abrufen mittlerweile super gelernt und ich kann ihn zuverlässig draußen ohne Leine laufen lassen. Leider nur, wenn Lenya angeleint ist oder wir beide alleine unterwegs sind.
Diese Erfahrung habe ich neulich gemacht und leider hat ein Hase mit seinem Leben bezahlen müssen. Beflügelt von den Erfolgen in der Hundeschule hatte ich letzten Monat die irrwitzige Idee, Grisu frei und Lenya mit Schleppleine (alleine klappte das mit ihr gut) frei laufen zu lassen. Das klappte erst ganz gut. Dann sah Grisu einen Hasen, sie schauten sich kurz an und ab ging die Luzie. So schnell konnte ich nicht gucken. Die beiden gingen ab wie die Zäpfchen und haben gemeinsame Sache gemacht. Lenya trieb den Hasen zu Grisu, die beiden trafen sich und dann…schrecklich. Es war furchtbar und ich musste sie mitten aus dem Feld holen. Bitte verzeih mir, lieber Hase.
Grisu und Lenya arbeiten überhaupt gut zusammen. Grisu hat ihr beigebracht, wie man das Grundstück korrekt bewacht. Sie patrouilliert und er überwacht alles von der Terrasse. Oder seine Lieblingsfeinde. Das sind 6 Aussies, die mit ihrer Besitzerin schon mal bei uns vorbeikommen. Gemeinsam bieten sie ihnen gerne Paroli.
Ich weiß nicht, ob diese Zeilen jemand liest, der einen Hund adoptieren möchte. Für Euch, Ihr Lieben, möchte ich noch etwas loswerden. Bitte nicht falsch verstehen. Ich möchte nicht mit dem Zeigefinger rüberkommen. Weil aber so viele Leute einen Hund zurückgeben, möchte ich einen Appell an Euch richten:
Bei einem Hund ist es wichtig, bewusst mit allen Konsequenzen „Ja“ zu sagen. Vor allem bei einem Welpen und ganz besonders bei einem Hund aus dem Tierschutz. Man bekommt eine Wundertüte. Das sollte sich jeder bewusst machen, der sich auf dieses Abenteuer einlässt.
Leute, denkt nicht bitte nur an Euch, sondern überlegt Euch gut, ob ein Hundeengel in Euer Leben (zum jetzigen Zeitpunkt oder überhaupt) passt und wenn ja welcher Hund für Euch am besten ist.
In erster Linie habe ich zu Lenya „Ja“ gesagt. Es waren sehr emotionale Gründe bei mir. Wie gesagt – war ich schockverliebt – und das bin ich noch. Wir beide hängen sehr aneinander.
Mein Mann und Grisu haben sich dazu bereit erklärt, sie aufzunehmen. Sie haben mir aber sehr deutlich gemacht, dass das Kümmern, Erziehen und die Beschäftigung von Lenya in erster Linie mein Ding ist. Das ist mir klar gewesen. Manchmal war das unbequem und hat Nerven gekostet. Und die Diskussionen, wenn Lenya genervt hat, waren (und sind) auch nicht ohne. Es stecken viele Tiefen und vor allem viel Arbeit in diesen zwei Jahren.
Mittlerweile lieben die beiden (Thomas und Grisu) Lenya natürlich auch sehr und würden sie nicht wieder her geben. Auch wenn beide das natürlich nie zugeben würden. Aber es ist tatsächlich so: Grisu sucht Lenya, wenn sie nicht da ist. Er muss sie immer im Blick haben. Mein Mann freut sich immer sehr, wenn ich ausnahmsweise mal nicht kann und er sie ins Büro mitnehmen darf. Und wenn sie völlig ausflippt und ihn freudig begrüßt, wenn er nach Hause kommt.
Liebes pro-canalba-Team. Die 2 und 4-beinigen Mitglieder des Grawe-Rudels sagen Dank und wünschen Euch viel Erfolg bei Euren weiteren Bemühungen.
Herzliche Grüße und eine schöne Vorweihnachtszeit von
Sabine, Thomas, Grisu und Lenya