Nachdem Betty sich anfangs draussen nicht lösen konnte - zumindest Pipi ging nicht - war letzte Nacht die erste Nacht ohne Pipi im Haus, denn: seit 4 Tagen hintereinander macht sie ihre Geschäfte auf unserem Spaziergang. Ich hätte das früher für eine banale Nachricht gehalten, jetzt - nach über 9 Wochen - finde ich es sensationell!! Ich schreibe dies in erster Linie für die Adoptanten, bei denen nicht nach drei Tagen alles wunderbar ist, sondern die vor Herausforderungen stehen, und vielleicht manchmal nicht weiter wissen.

Bei Betty geht es in winzigen Schritten vorwärts, ABER: es geht vorwärts und manchmal läuft man Gefahr, das Gute gar nicht richtig wahrzunehmen. Betty hat zwar noch ein gutes Stück Weg vor sich, aber es gibt Fortschritte. ich habe eine schöne Gassirunde ausgesucht, die sie nicht überfordert und die ihr - glaube ich - langsam Spaß macht, jedenfalls steht die Rute mit dem Fellkringel immer öfters Richtung Himmel, hier und da geht der Fang auf und sie wirkt, als wollte sie endlich mal loslaufen. Wie verständlich! "Einparfümiert" hat sie sich auch schon...

Drinnen ist sie immer noch auf ihr Körbchen fixiert, aber das ist ja auch ok. Mittlerweile äussert sie sich sogar, sie winselt ganz leise, wenn sie raus will oder der Meinung ist, es könnte etwas zu Fressen geben. Einmal hat sie gebellt, da ist ihr ein netter Rüde zu nahe gekommen, leider hatte er keine Chance, sie findet alle doof. Bei Menschen sieht es kaum anders aus, wenigstens mein Mann und ich sind mittlerweile nicht mehr soo beängstigend. Unseren Garten (den fand sie auch furchterregend, keine Ahnung warum) hat sie vor Kurzem auch freiwillig, also ohne Leine, einer näheren Untersuchung unterzogen. Scheint gar nicht so übel zu sein.

Über solche Kleinigkeiten hätte ich früher nicht mal nachgedacht, aber Betty machts möglich.  Ich halte sie für eine sehr sensible Seele, wenn ich angespannt bin, spürt sie das sofort und nichts läuft rund. Üben wir also Gelassenheit! Diese innere Ruhe wünsche ich allen, die für ihre Hunde den Weg ins Leben mühsam erarbeiten müssen.

Unser neues Familienmitglied hat bisher offensichtlich wenig Gutes erlebt und es fällt ihr schwer, Vertrauen zu uns zu fassen. Wir streicheln sie vorsichtig, aber sie kann das noch nicht genießen. Sie kennt kein Leben im Haus und hat trotzdem sofort verstanden, wo ihr Platz ist und bis jetzt lebt sie fast ausschließlich in ihrem Körbchen. Hier entspannt sie, döst, träumt und putzt sich. Draussen ist sie aktiver, sie ist neugierig, schnüffelt viel und geht ganz passabel an der Leine.
Anfangs hat sie nicht gefressen und nicht getrunken, was uns erst etwas nervös gemacht hat. Wir haben dann herausgefunden, dass sie nur aus Pfützen trinkt, das Futter nicht vom Teller oder aus einem Napf frisst und am Liebsten spät am Abend frisst. Das können wir ihr hoffentlich bald abgewöhnen, denn das Ergebnis finden wir dann morgens auf dem Teppich…
Den Arztbesuch haben wir auch schon hinter uns gebracht und das hat sie richtig toll gemacht.

Sie wird noch eine Weile brauchen, bis sie richtig ankommt, nach 9 Jahren im Canile ist das auch wirklich kein Wunder. Wir geben ihr Zeit und freuen uns über jeden kleinen Fortschritt und darauf, irgendwann mal ihre Stimme zu hören, die Süße hat nämlich tatsächlich noch keinen einzigen Laut von sich gegeben.