Vertrauen ist ein zartes Pflänzchen...
Liebes Pro-canalba-Team,
Vorsicht! Nachstehend ein kleiner Roman :-)
Vertrauen ist ein zartes Pflänzchen...Milo ist gegenüber uns Menschen ängstlich und sitzt seit seiner Geburt, quasi seit sechs Jahren, hinter Gittern. Dies war die Hundebeschreibung und hat mich tief berührt. Für mich war schnell klar, ihn zu adoptieren, ihn, einen Schäferhund!! Es haben mich Zweifel befallen. Werde ich es schaffen? Oder habe ich meinen Mund zu voll genommen?
Den Begriff, „happy-end“, traue ich mich noch gar nicht zu verwenden. Aber vielleicht befindet sich meine Familie mit unserem neuen Familienmitglied Milo auf dem besten Weg dorthin.
Milo war am Tag der Übergabe in Kirchlengern verständlicherweise sehr aufgeregt: Die lange Fahrt, viele fremde Menschen, fremde Gerüche und Geräusche, das Anpassen des Sicherheitsgeschirrs....
Auf der Obstwiese hinter der Scheune sind mein Mann und ich mit ihm hin und her gegangen, damit er seine Anspannung verliert. Zunächst war er etwas störrisch und wäre am liebsten fortgelaufen. Nach einiger Zeit jedoch beruhigte er sich. Nach etwa einer Stunde traten wir, nachdem alle Formalitäten erledigt waren, die Rückreise nach Hause an. Mit guten Worten und ein paar Leckerchen, wurde Milo in den Kofferraum gehievt. Auch wir waren etwas aufgeregt, sodass wir etwas umständlich mit ihm umgingen. Es muss ein wenig lustig ausgesehen haben, wie wir uns abgemüht haben, Milo in den Kofferraum zu stecken: Vorderpfoten auf die Ladefläche, dann Schubkarre mit den Hinterläufen, Leine an der Kopfstütze befestigen, automatische Heckklappe schließen, aufpassen das Milo nicht wieder rausspringt bzw. eingeklemmt wird, selber den Kopf im letzten Moment einziehen, um selbst nicht eingeklemmt zu werden... puh geschafft. Das üben wir noch .......:-)
Auf der eineinhalb stündigen Fahrt nach Hause schaute ich mich immer wieder um, wie es Milo im Kofferraum gefällt. Er schaute zunächst interessiert aus dem Fenster und hat es sich dann bequem gemacht. Das Autofahren schien ihm nichts auszumachen. Damit haben wir nicht gerechnet und wir waren positiv überrascht, wie gut es klappt.
Danach gingen wir kurz mit ihm Gassi, wobei uns auffiel, das er sich nicht löste, was aber normal war. Am nächsten Morgen war allerdings eine große Pfütze auf dem Fußboden, was ich nicht weiter schlimm fand. Ich war froh, dass er sich lösen konnte. Ab dem darauffolgenden Tag stellte die Stubenreinheit kein Problem mehr dar. Wir gewöhnten ihn an feste Zeiten und gaben ihm ausreichend Gelegenheit zum Lösen.
Zu Hause angekommen wartete die nächste „sportliche Herausforderung“ auf Milo: Die Treppe! 5 Stufen im Treppenhaus zur Wohnung! Er wollte partout nicht hinauf. Und 26 kg die Treppe hinaufziehen ist nicht so einfach. Also Vorderpfoten immer jeweils auf die ersten Stufen und mit den Hinterbeinen wieder Schubkarre. Dies ließ er sich gefallen.In der Wohnung lief er zunächst nervös hin und her. Wir, das sind mein Mann und ich und unsere beiden 17 und 22jährigen Söhne, einigten uns darauf, ihm Raum zu geben: Gar nicht beachten, nicht anfassen, nicht ansprechen oder ansehen. Nach und nach beruhigte er sich und machte es sich auf dem Fußboden bequem. Ließ uns dabei aber nicht aus den Augen. Sobald jemand aufstand oder das Zimmer betrat oder verließ, sprang er auf und schaute uns verängstigt an. Nach einiger Zeit stellten wir ihm Wasser und einen Napf mit grünem Pansen hin, was ihm sichtlich schmeckte und seine Verdauung positiv beeinflusste. Zwischendurch schaute er uns immer wieder an, als traue er dem Braten nicht. Nach weiteren zwei Stunden entschlossen wir uns, Gassi zu gehen. Das Klimpern der Leine erschreckte ihn und dann war da wieder die Treppe! Vorsichtig zogen wir ihn etwas holprig die Treppe hinunter. Draußen stellten wir uns darauf ein, dass entweder Milo uns hinter sich herzieht oder umgekehrt. Beides traf nicht zu. Er ging brav an der Leine, als hätte es ihm jemand schon beigebracht. Wir waren wieder angenehm überrascht. Während des Gassigehens schaute er immer wieder auf unsere Füße, als wolle er sich unserem Schritt anpassen. Faszinierend. Der Hund ging freiwillig bei Fuß!! Wir spürten, dass er von uns geführt werden wollte. Er wollte eng an unserem Körper gehen. Weiter fiel uns in den ersten zwei Tagen auf, dass er gar nicht schnupperte und markierte. Das legte sich aber am dritten Tag. Er schnupperte, hielt inne und machten einen wesentlich entspannteren Eindruck. Die Pfoten konnten wir ihm nach dem Gassigehen sogar vorsichtig abputzen. Am vierten Tag legte er bereits freudig die Ohren zurück und wedelte mit dem Schwänzchens, als ich mit den Leinen auf ihn wartete. Erstaunlich fanden wir auch, dass er schnell begriff, dass er „Milo“ heißt. Das Treppensteigen klappt auch von Tag zu Tag besser.
Das Rührendste ist aber, dass Milo selber kommt, um sich streicheln zu lassen und das nach vier Tagen! Heute ist er zum ersten Mal aus seiner Ecke zu uns auf den Teppich gekommen und hat sich dort recht wohl gefühlt.
Wenn man ihn ruft, dreht er zwar immer erst eine Runde um den Esszimmertisch, als überlege er, ob er kommen soll. Wir nennen es „die Reise nach Jerusalem“ :-). Dann überwindet er sich und steht mit etwas Abstand und gesenktem Kopf vor einem. Dafür wird er doll gelobt und gestreichelt. Gestern hat er sich zum ersten Mal auf meine Füße gelegt und schlief ganz sanft. Herrlich!
Abschließend kann man sagen: Wir haben von unserem neuen Familienmitglied nichts erwartet im Hinblick darauf, was er kann oder wie er ist. Wider Erwarten haben wir ganz viel bekommen und sind dankbar dafür! Milo ist zwar von seiner Lebenserfahrung auf dem Stand eines Welpen. Er ist aber lernwillig und lernfähig. Er lernt sehr schnell dazu, wie z. B. das Treppensteigen, das Leine anlegen, Pfötchen abputzen, Auto fahren. Das finden wir einfach sensationell! Niemand hat es ihm beigebracht! Was für ein intelligenter Hund.
Sicher, er ist ängstlich, aber nicht gestört! Was ihm Angst macht, sind Menschen....Man spürt: Er möchte gerne zu uns Vertrauen fassen, traut sich aber noch nicht so recht. Daran müssen und werden wir arbeiten, damit Milo zu einem ausgeglichenem und zufriedenen Hund wird.
Vertrauen ist ein zartes Pflänzchen...welches aber erstaunlich schnell wächst! Wir sind sehr froh, ihn bei uns zu haben und freuen uns auf viele schöne Jahre mit ihm.