Als ich neulich überlegt habe, wann Giulie bei uns eingezogen ist, konnte ich kaum glauben, dass sie schon seit vier Monaten bei uns ist. Wir haben so viel zusammen erlebt – da sind die Wochen und Monate wie im Flug vergangen! Andererseits wirkt der Zeitraum aber auch sehr kurz, verglichen mit den enormen Fortschritten, die sie gemacht hat!
Das neue Zuhause:
Seit ihrer Ankunft hat Giulie nach und nach die Wohnung kennengelernt und als neues Zuhause angenommen. Anfangs hat sie sich nur im Wohnzimmer aufgehalten, jetzt liegt sie am liebsten in meinem Arbeitszimmer auf ihrem Kissen am Fenster oder in ihrem Korb in der Küche. Hinter dem Sofa im Wohnzimmer ist und bleibt aber wohl das beste Versteck vor dem Erzfeind Staubsauger.
Bestimmte Haushaltsgeräte findet sie gruselig: Stabmixer, Föhn und vor allem den Staubsauger. Interessant ist dabei, dass sie zuerst flüchtet, dann aber nicht anders kann als wieder zu kommen und zu gucken. Ich kann mir deshalb vorstellen, dass die Angst mit der Zeit abnehmen wird.
Von ihrem Fensterplatz „managed“ sie manchmal die Kreuzung – d.h. sie wufft, wenn ein Hund oder etwas, das sie für einen Hund hält, auftaucht. Sofern es nicht nur bei einem einzelnen Wuffen bleibt, warne ich sie. Beruhigt sie sich dann immer noch nicht, schicke ich sie vom Fenster weg. Giulie hat das sehr schnell begriffen – manchmal kann sie nur nicht anders!
Auch an andere aufgestellte Regeln hält sie sich eigentlich problemlos.
Stubenrein ist die Kleine schon nach den ersten zwei, drei Wochen gewesen. Aber auch kleinere Pipi-Unfälle gab es seit ca. zwei Monaten keine mehr.
Bis auf einen angeknabberten Hausschuh hat sie sich auch sonst nie danebenbenommen. Nachts darf sie deshalb frei in der Wohnung herumlaufen (sie liegt aber eigentlich die meiste Zeit brav in ihrem Körbchen).
Auch das Alleinebleiben klappt super. Ich habe mit 2-3 Minuten angefangen und die Zeiträume dann nach und nach verlängert. Mittlerweile sind wir bei vier/fünf Stunden. Länger würde ich sie aber auch nicht alleine lassen wollen. Kommen wir zurück, kommt Giulie meistens freudig wackelnd zur Haustür gelaufen. Manchmal liegt sie aber auch so gemütlich in ihrem Korb, dass wir erst nachträglich begrüßt werden. Probleme mit Hochspringen oder Ähnlichem in der Begrüßungssituation haben wir nicht.
Bei Besuch hat Giulie anfangs noch jedes Mal gebellt. Mittlerweile würde ich sagen, dass es situationsabhängig ist. In der Regel bleibt es dann aber auch nur bei einem (wenn auch vielleicht langgezogenen) Wuffen. Ich habe ihr Verhalten als ängstlich eingeschätzt (das wurde von der Hundetrainerin bestätigt) und stecke deshalb jedem Besucher vorab ein Leckerli zum Einschleimen zu. Damit haben wir gute Erfahrungen gemacht.
Auch die Nachbarn im Haus kennt sie jetzt alle und bellt sie (meistens) nicht mehr an.
Spielsachen findet Giulie eigentlich (noch) ziemlich uninteressant. Für Leckerlies ist sie dagegen immer zu haben. Deshalb habe ich eigentlich von Anfang an auf Rätselspiele gesetzt. Das „Problem“ ist nur, dass sie den Dreh immer ziemlich schnell raus hat. Aktuell arbeitet sie aber noch an einem Rätsel, bei dem sie erst einen Hebel umlegen muss, um dann eine Schublade aufziehen zu können.
An Kauartikeln findet sie nur ein Seilspielzeug mit vielen Knoten oder selbstgejagte Stöcke gut.
Passend zum Thema Spielen und Futter, findet Giulie es natürlich auch super, einen Futterbeutel zu apportieren. Drinnen klappt das sehr zuverlässig. Draußen verliert sie schon mal das Interesse, wenn eine größere Ablenkung auftaucht.
Fressen:
In den ersten paar Wochen haben wir hauptsächlich gekauftes Nassfutter verfüttert. Frisches Obst und Gemüse oder zu „gesunde“ Leckerlies fand Giulie anfangs doof. Mittlerweile frisst sie aber eigentlich alles. Jetzt gibt sogar Pfote für ein Stück Karotte!
Nachdem ich mich eine Weile mit dem Thema beschäftigt hatte, habe ich begonnen Giulies Futter selbst zuzubereiten. Ich koche dabei immer für ein paar Tage vor. Bisher haben wir damit nur sehr gute Erfahrungen machen können. Übelriechende Blähungen, wie sie noch beim Nassfutter üblich waren, hat sie keine mehr. Auch sie selber riecht eigentlich gar nicht. Giulies Fell glänzt und das Wichtigste: es scheint auch immer zu schmecken!
Ein kleineres Problemchen ist, dass Giulie dazu tendiert sehr schnell zu fressen. Das Nassfutter hat sie praktisch inhaliert und den Napf manchmal unter einer Minute leer gefressen. Seitdem ich selber koche, hat sie mehr zu kauen und frisst deshalb schon etwas langsamer. Es hilft auch, wenn sie sich beim Fressen allein in der Küche befindet. Außerdem bekommt sie die Tagesportion über den Tag verteilt in drei kleineren Portionen.
Größere Leckerlies/Kauknochen halbiere ich bzw. nehme sie ihr irgendwann wieder weg (das klappt problemlos).
Hat Giulie vor dem Gassi noch nichts gefressen, sucht sie draußen aktiv nach Essensresten. Deshalb achten wir darauf sie (mit ausreichend zeitlichem Abstand) vor dem Rausgehen zu füttern.
Das Training:
Ich möchte hier zunächst hervorheben, dass wir im Alltag keinerlei ernsthaften Probleme mit Giulie haben. Sie ist eine ausgesprochen liebe Hündin, die gerne gefällt und sehr anhänglich ist. Draußen ist sie mit der Zeit ein bisschen frecher und insgesamt etwas selbstbewusster geworden. Das sehe ich aber zunächst einmal als Erfolg, da es zeigt, dass sie angekommen ist. Zudem kann ich Giulie dann meistens ohne größere Mühen in ihre Schranken weisen. Die beste Methode, um irgendwelchen Problemen zu begegnen war bisher, ihr Zeit zu geben und Situationen wiederholt zu begegnen. Egal ob eine Fahrt in einem gläsernen Aufzug oder die Begegnung mit anderen Hunden – mit der Zeit klappt alles!
Die Standartkommandos hat Giulie sehr schnell in den ersten paar Wochen gelernt. Als wir anfangs noch keine großen Gassirunden drehen konnten, habe ich sie damit und mit den Rätselspielen beschäftigt. Insgesamt lässt sich sagen, dass sie eine extrem schnelle Lernerin ist und für etwas Neues schon wenige Wiederholungen reichen. Hilfreich ist dabei auch, dass sie mittlerweile auch draußen immer für ein Leckerli zu haben ist.
Glücklicherweise können wir uns also bei unserem „Training“ auf die langsame Gewöhnung an bestimmte Situationen (z.B. Straßenbahnfahren, Stadtbesuch, Freunde besuchen) und das Miteinander mit anderen Hunden konzentrieren.
Seit September besuchen wir auch eine Hundeschule. Zuerst hatten wir ein paar Einzeltrainings, bei denen ich mir Rat zu verschiedensten alltäglichen Situationen holen konnte (z.B. das „Straßenmanagen“ vom Fenster aus). Es hat sich natürlich auch gezeigt, dass Giulie ihre Klugheit gerne mal einsetzt um mich auszutricksen. Die Trainerin konnte mir aber auch Tipps geben, wie ich mich beim Spazierengehen besser durchsetzen kann.
Jetzt sind wir hauptsächlich in einer „Sozialisierungsgruppe“. Giulie lernt hier einerseits sich zurück zu halten, geduldig zu sein und sich an mir zu orientieren und andererseits sich Artgenossen gegenüber „richtig“ zu verhalten. Ich lerne, mich auch in stressigen Situationen durchzusetzen, selbstbewusster aufzutreten und vor allem Giulie vor frei laufenden Hunden zu beschützen.
Besonders gut gefällt mir dort auch, dass der Trainer das Verhalten der Hunde an der Leine und auch beim freien Herumlaufen für alle übersetzt. Ich lerne dabei immer mehr über die Körpersprache von Hunden und ihr Verhalten richtig zu deuten.
Ich habe erfahren, dass Giulie zwar grundsätzlich Interesse an anderen Hunden hat, im Umgang mit ihnen aber oft überfordert ist. Während sie sehr gerne an anderen Hunden schnüffelt, lässt sie selbst das nie zu. Wenn sie nicht weiß, wie sie reagieren soll (z.B. weil ein anderer Hund das Schnüffeln einfordert), rennt sie meistens wie von der Tarantel gestochen hin und her. Ich bin mir aber sicher, dass sich dieses Problem mit der Zeit und dem weiteren Besuch der Hundeschule verbessern bzw. erledigen wird.
Schon nach wenigen Treffen mit der Sozialisierungsgruppe habe ich Veränderungen in Giulies Verhalten feststellen können. Außerdem muss man sagen, dass diese Gruppensituation auch immer sehr aufregend ist.
Unterwegs:
Gassi gehen war anfangs eine sehr mühsame Übung! In den ersten Tagen sind wir nur auf dem (sehr großen) Parkplatz hinter dem Haus hin und her gelaufen. Anschließend haben wir angefangen, nach und nach weitere Straßen mit ins Programm aufzunehmen und so die Runde zu vergrößern. Beim Spazieren selber sind wir oft stehen geblieben, damit Giulie sich gut umschauen und schnüffeln konnte. Oft kamen wir dann an einen Punkt an dem sie verweigert hat, weiter zu laufen. Aus Erziehungsgründen bin ich dann auch stehen geblieben und habe so lange gewartet, bis sie nachgegeben hat und weitergelaufen ist. Nach diesem Erfolg habe ich die Runde dann aber auch bald abgebrochen.
Auch mit dem Auto in eine ruhige, abgelegene Gegend zu fahren und ein bisschen zu spazieren, war in den ersten Wochen sehr unheimlich für Giulie. Da wir im Stadtgebiet wohnen, fand sie Ausflüge ins Grüne trotzdem ein bisschen besser.
Aufregend war auch immer das Aufeinandertreffen mit anderen Hunden. Die Kleine hat schon ein Bellkonzert veranstaltet, wenn der andere noch kaum zu sehen war.
Ich würde sagen, dass die Sicherheit beim Spazieren und das Nachlassen der Bellkonzerte zeitgleich nach etwa 1 ½ Monaten kamen. Dafür ging danach dann alles sehr schnell. Wir haben dann auch mit der doppelten Sicherung aufgehört.
In Wohngebieten oder im Grünen läuft Giulie jetzt sehr souverän. Sie ist manchmal noch etwas nervös und beobachtet Menschen oder Dinge ganz genau beim Vorbeilaufen. Aber das hält sie nicht davon ab, vorbei- und weiterzulaufen.
Mittlerweile gehen wir etwa jeden dritten Tag eine zweistündige Runde. Auch längere Wanderungen sind kein Problem!
Giulie trägt Halsband und Geschirr, weil sie manchmal doch in Aufregung verfallen kann und dann sehr am Halsband zieht. So kann ich schnell Abhilfe schaffen.
Andere Hunde findet Giulie, mittlerweile sehr interessant. Jetzt bricht sie manchmal eher in ein Fiepkonzert aus, weil sie gerne näher hin möchte.
In unserer Nachbarschaft hat sie schon zwei Hündinnen kennengelernt, die beide in einem ähnlichen Alter sind. Wir treffen uns regelmäßig zu zweit oder zu dritt zum Spielen oder Spazieren. Es ist sehr schön zu sehen, dass Giulie diesen beiden gegenüber ihr „Aufgeregtsein“ ablegen kann und ihre Gesellschaft zu 100% genießt.
Giulie bellt bei anderen Hunden nur noch, wenn sie sie unheimlich findet.
Straßenbahn sind wir bisher drei oder vier Mal gefahren. Das war zwar sehr aufregend, hat aber sehr gut geklappt! Ich würde ihr auch zutrauen in naher Zukunft Bus und Regionalzug zu fahren. Allerdings vermeide ich in jedem Fall noch Stoßzeiten!
In der Innenstadt von Freiburg ist natürlich sehr viel los. Ich glaube nicht, dass das ein idealer Ort für Hunde ist – trotzdem würde ich mir wünschen, dass sie problemlos durchlaufen kann. Aber vor allem mit diesem Ziel lassen wir uns noch Zeit. Ich könnte mir vorstellen, ab und zu morgens ein paar Straßen abzulaufen und es dann langsam zu steigern.
Das soll dann erstmal für diesen Bericht genügen. Ich bin schon gespannt, was wir in der nächsten Zeit zusammen erleben werden!
Wir sind unbeschreiblich dankbar und glücklich Giulie bei uns zu haben!