Hallo zusammen, ich bin Davide !
Früher nannten sie mich 'Devil', keine Ahnung wieso.
Nach acht endlos langen Jahren in einem Canile geniesse ich nun meine Freiheit, d.h. so ganz frei bin ich noch nicht, sie haben so lange Schnüre an mich rangemacht, Doppelsicherung. Ich gehe aber sehr gerne spazieren und schnüffeln, oft schaue ich nur in die Ferne. Am liebsten laufe ich im Trab, aber Frauchen kann leider keinen Trab! Deshalb muss ich jetzt lernen, in Menschentempo zu gehen. Ich ziehe aber nicht, sondern bin willig und lasse mich leicht führen.
Hier hat es noch einen Kumpel, der schon länger da ist. Zuerst fand er mich sympathisch, aber als ich dann in sein Haus reinging, da knurrte er mich die ganze Zeit an. Ich habe mir wirklich sehr Mühe mit ihm gegeben und ihn immer wieder mit zärtlichen Nasenstübern versucht aufzuheitern. Es dauerte aber etwas, er ist stur, sagt Frauchen. Nach einer Woche trotteten wir dann aber einträchtig nebeneinander an der Leine, schnüffelten an denselben Pissecken und markierten gemeinsam.
Beim Futter kenne ich aber keinen Spass, Frauchen muss uns in getrennten Räumen füttern, sonst stehle ich dem Kleineren seine Ration und knurre ihn auch an!
Frauchen meint, dass ich schon mal in einem Haus mit Menschen gelebt haben muss. Kann mich leider an nichts erinnern. Ich bin (fast immer) stubenrein, zutraulich und verschmust und überhaupt nicht scheu. Treppen steigen kannte ich nicht, habe es aber schnell gelernt. Ich bin mutig und habe ein gutes Nervenkostüm. Wenn mich etwas verunsichert, dauert es nur eine Sekunde und dann packe ich es an. Deshalb fetzte ich schon nach dem ersten Mal probieren immer wieder die Treppe rauf und runter. Wie ich dabei meine langen Beine koordinieren soll, habe ich noch nicht so ganz raus. Zur Zeit laufe ich vorne im Trab und hinten hüpfe ich immer über zwei Stufen gleichzeitig.
Obwohl ich schon 11 Jahre alt bin, ist mein Trab immer noch federnd und leicht. Frauchen meint, dass bei meinen Vorfahren wohl lauffreudige Rassen mitgemischt haben. Deshalb hat sie mir versprochen, regelmässig auf einen eingezäunten Hundeplatz zu gehen, wo ich nach Herzenslust rennen und traben kann. Ich habe nämlich ordentlich Jagdtrieb! Katzen! Aber auch kleine Ziegen! Frauchen will mich deshalb nicht von der Leine lassen.
Leider hat das Canile an meinen Zähnen seine Spuren hinterlassen. Diese sind in einem miserablen Zustand und schmerzen mich auch zeitweise. Frauchen hat deshalb schon am 4. Tag mit mir den Tierarzt aufgesucht. Dafür musste ich 'Autotraining' machen: über eine Rampe ins Auto rein. Die Rampe habe ich schnell bewältigt, Frauchen hat sie zuerst flach auf den Boden gelegt. Aber dann ins Auto rein und Tür zu?! Nicht mit mir! Frauchen hat uns beide dann einige Male im Auto bei offener Tür gefüttert. Jetzt habe ich keine Angst mehr.
Beim Tierarzt war ich auch sehr anstellig, bin willig auf die Waage gegangen und auf den Behandlungstisch. Eine Woche später wurde ich einem Hunde-Zahnarzt vorgestellt und werde nun am 7. März operiert. Ich hoffe schon, dass ein paar von meinen Zähnen übrigbleiben werden!
Meine Ohren werden dann auch gleich gereinigt, diese sind nämlich entzündet, aber Frauchen kann keine Tropfen reintun, weil es mir so weh tut.
Alle paar Tage verfalle ich wieder in den 'Canile-Modus' und mache meine Geschäfte im Haus, besonders nachts. Frauchen meint aber, dafür, dass ich acht Jahre lang keinen geregelten Tagesablauf hatte und mich immer lösen konnte, wann ich gerade wollte, mache ich es schon sehr gut. Wir gehen fünf mal am Tag raus, damit ich mich an einen Rhythmus gewöhnen kann, und jetzt, nach drei Wochen, bin ich zuverlässig stubenrein.
Frauchen muss auch immer aufpassen, dass sie kein Essen herumliegen lässt, das hole ich mir nämlich sofort! Ich rieche alles! Das alte Herrchen, das auch hier wohnt, hat einmal das Fleisch für das Mittagessen parat gestellt und in einer Pfanne 'versteckt'. Die Verpackung war geöffnet. Da hab ich mir halt die ganze Pfanne geholt, ich bin doch nicht blöd! Und das Fleisch habe ich natürlich aufgefressen. Das alte Herrchen hat ordentlich geschimpft! Und ich habe mich im Schlafzimmer vom Frauchen versteckt! Jetzt lassen sie aber leider nichts mehr herumliegen.
Stimme des Frauchens:
Abgesehen von seinen Zähnen ist Davide fit und munter. Das Blutbild vom Tierarzt war gut. Die Futterumstellung hat auch keinen wirklichen Durchfall verursacht. Davide hat offenbar keinerlei nennenswerte Erziehung genossen, allerdings kann er 'no', 'basta' und in gewissen Situationen 'aspetta', was sich schon ein paar mal als ganz nützlich erwiesen hat. Er orientiert sich gut an seinem Menschen und ist leicht zu führen. Er lernt schnell und ist sehr zutraulich. In der ersten Woche hat er immer wieder seine Nase in meine Achselhöhle gesteckt und meinen Geruch lange in sich aufgesogen. Er stibitzt Essen von wo auch immer, räumt die Abfalleimer aus und ist ein riesengrosser Knuddelbär. Ich würde ihn nie mehr hergeben wollen und finde es unfassbar, dass so ein toller Hund so lange eingesperrt worden ist.
Deshalb ein Appell an alle, die hier mitlesen: gebt auch den älteren Hunden eine Chance! Es lohnt sich!