Seit etwas über einem Jahr ist Biagio jetzt bei uns. Das Zusammenleben mit dem damals 10 Monate alten Eddie (zwei Monate vorher aus Bulgarien bei uns eingezogen) und unserem Kater war und ist problemlos, die Fixierung auf mich sollte wohl nur vorübergehend sein, wie ich damals dachte. Deswegen konnte er schon nach einer knappen Woche abseits der Straße frei laufen, kam jederzeit auf Zuruf zurück.
Vermeintliche Sprachbarrieren (Sitz, Platz, bleib??…) ließen sich mit wenig Aufwand lösen, wenngleich es hilfreich ist, wenn auch er das Kommando als ausreichend sinnvoll einstuft (oder Leckerlies zur Unterstützung in Aussicht stehen). Warum soll man auch vor dem Überqueren der befahrenen Straße sitzen, nur weil die Sinne des menschlichen Begleiters so unvollkommen sind, dass sie das Verkehrsgeschehen nicht quasi im Vorübergehen registrieren können? Spazierengehen war aus seiner Sicht zu Beginn allerdings auch eher überflüssig und stressig, für ein Erkunden des Umfelds war schlicht keine Zeit, das einzige Ziel bestand im Wiedererreichen des heimischen Grundstücks oder des Autos. Nach wenigen Wochen wurde dann das Schnuppern doch interessant, speziell wenn Eddie irgendwo sucht, dann muss man natürlich ebenfalls genau dort intensiv nachsehen.
Autos waren und sind auch heute noch interessant, anfangs wurde jedes Auto auf Einstiegsmöglichkeit geprüft (um wieder nach Italien zu fahren?), mitfahren ist heißbegehrt. Heckklappe des Autos offen? Biagio steigt ein, kann stundenlang dort liegen und lässt sich nur unwillig wieder zum Aussteigen bewegen.
Zusammenleben mit Eddie und dem Kater ist problemlos, die Fressnäpfe könnten direkt nebeneinander stehen ohne das es Streit gäbe. Die Futtermenge ist seiner Meinung nach immer etwas knapp, die Waage sieht das anders, 39,5 kg sollten der Gelenke wegen wohl ausreichen.
Das Freilaufen klappt hervorragend, wenn er allein mit uns unterwegs ist wie z.B. gerade heute zum Pflanzen im Wald. Ist Eddie mit, gibt es Momente, wo beide zusammen in die große Freiheit losstürmen, dann verhindert der Fahrtwind offenbar, dass man noch irgendwelche Rufe zur Kenntnis nehmen kann. Das ist einerseits ein gutes Zeichen dafür, dass er angekommen ist. Andererseits geht das natürlich nicht nur zur Brut- und Setzzeit nicht, deswegen kommt in solchen Situationen vermehrt wieder die Leine zum Einsatz.
Ansonsten ist er ein eher ernster Hund, Spielen ist nicht sein Ding. Nachdem alle Vorgänger Ball- oder Frisbee-Junkies waren, ist die Umstellung auf einen Hund, der völlig verständnislos einem rollenden Ball hinterhersieht, schon etwas merkwürdig, aber trotz fortgeschrittenen Alters (meines!) wohl lösbar. Lustigerweise gilt gleiches für Eddie. Auch das Thema Wasser / Schwimmen ist eher keins, Füße im Wasser ist i.O., mehr muss nicht sein (gilt auch für beide!). Auch hier schauen wahrscheinlich alle Vorgänger verständnislos von oben herunter, wurden doch bisher die Teiche auf dem Grundstück nicht nur bei heißem Wetter intensiv genutzt.
Das verlinkte Video möge zeigen, dass auch ein knapp zehn Jahre alter Hund noch richtig aufdrehen kann und Interessenten überzeugen, dass auch (oder meiner Meinung nach gerade) ältere Hunde problemlos adoptiert werden können und auch sollten. Wir freuen uns auf die nächsten Jahre mit unserer Gang und sind pro-canalba dankbar für die Vermittlung dieses Dickkopfes!
https://youtu.be/V-mpF1ZS4RA