Alles hat so gut angefangen, mit unserer bezaubernden Hündin! Schon nach wenigen Tagen wurde uns aber klar, dass Nelly schlimme Schmerzen haben muss. In der Tierklinik Interlaken wurde festgestellt, dass die kleine Hündin 28 Schrotkugeln in ihrem Körper hat. Wichtige Organe wurden glücklicherweise (zum Teil knapp) nicht verletzt. Die Tierärzte sind sich aber einig: Es ist ein grosses Wunder, dass der Hund noch lebt. Sie muss schrecklich gelitten haben. Die Kugeln können nur teilweise entfernt werden, weil sie bereits mit dem Gewebe verwachsen sind und weil mehrere sehr unglücklich liegen (Rücken, Kopf usw.). Die Kugel, welche am meisten Schmerzen und Komplikationen verursacht hat (zwischen dem Darmausgang und der Vulva) wurde umgehend, zusammen mit einer zweiten Kugel, entfernt. Weitere Operationen werden – in grossen Zeitabständen und je nach Beschwerden – folgen.
Unsere erste Frage an die Ärzte, ob es nicht besser wäre, das Tier zu erlösen, wurde klar mit Nein beantwortet. Mit der richtigen Behandlung könne Nelly durchaus noch Lebensqualität haben.
Nelly hat um ihr Leben gekämpft, sie will also noch nicht sterben. Wir werden diesen Kampf somit, zusammen mit unserer Hündin, weiterkämpfen, mit allen Mitteln die uns zur Verfügung stehen. Unser Ziel ist es, dass Nelly Lebensqualität hat und glücklich bei uns ist. Dieses zauberhafte liebe Wesen hat es verdient!
Wer diesen Text liest, wird das gleiche empfinden wie wir, wie die Tierärzte, wie alle Menschen, die davon erfahren: Wut, Empörung und Unverständnis. Wie hirn- und herzlos muss ein Mensch sein, um anderen Geschöpfen solches Leid zufügen zu können? Eventuell sind solche Menschen, die kein Mitgefühl empfinden, selber so leidend, dass sie eigentlich selber Hilfe benötigen.
Wir wollen aber nicht bei unserer Wut verbleiben. Wir möchten uns vielmehr dem Umstand zuwenden, dass es viele Menschen gibt, die nicht an einem leidenden Tier vorbeigehen sondern hinschauen und helfen. Wir sind dankbar dafür, dass der Verein pro-canalba solche Hunde aufnimmt und sich verantwortungsbewusst um gute Plätze bemüht. Wir sind dankbar, dass tierliebende Menschen in Italien die Vermittlung der Hunde unterstützen. Wir sind unseren Tierärzten dankbar, die sich überdurchschnittlich für Nelly einsetzen; sie alle sind ehrenamtlich im In- und Auslandtierschutz tätig. Wir sind dankbar dafür, dass uns der Verein pro-canalba nicht alleine lässt; Daniela Könemann, unsere Kontaktperson, erkundigt sich regelmässig nach Nelly und nach uns und nimmt Anteil am Schicksal der Hündin. Wir sind dankbar dafür, dass es Menschen gibt, die bereit sind, das Abenteuer „Hund aus dem Tierschutz“ einzugehen. Nellys liebevolle Augen, ihre Begeisterung, wenn sie uns nach einem Schläfchen oder nach einem Spaziergang sieht, die Nähe die sie immer wieder zu uns sucht, all das entschädigt uns mehrfach für unser Engagement und gibt uns Kraft. Die Dankbarkeit dieser Hunde ist unbeschreiblich berührend.
Wir möchten Leute, die sich mit dem Gedanken befassen, einen Hund von pro-canalba zu sich zu nehmen, auffordern, mehrere Happy-End-Geschichten zu lesen. Sie werden feststellen, dass kaum eine Geschichte so dramatisch wie unsere verläuft. Lasst euch von den wunderschönen Liebesgeschichten verzaubern und habt den Mut, einem Hund ein Zuhause zu geben. Ihr werdet reich belohnt dafür.
Auch wir werden es schaffen und können bereits jetzt berichten, dass es Nelly viel besser geht. Sie hat keine Zahnschmerzen mehr und die Entfernung der beiden Kugeln hat ihr sichtbar Erleichterung verschafft. Die Wunden sind gut verheilt; nun werden noch die Fäden gezogen. Bleiben wird vermutlich eine extrem hohe Schmerzempfindlichkeit. Nelly muss für jede Kleinigkeit sediert werden. Der geringste Schmerz versetzt sie in Panik. Die Schmerzmittel werden langsam durch ein wenig Hanföl ersetzt, was längerfristig verträglicher ist. Sie läuft nun bereits freudig mit auf langen Spaziergängen. Und wenn Nelly müde ist, dann tragen wir sie – was sie auch sehr geniesst.
Wir sind unterwegs – in die Richtige Richtung.
Bis bald!