Siria ist jetzt seit fast zweieinhalb Jahren bei uns. Sie hat viele ihrer Ängste inzwischen abgelegt, aber sie bleibt ein vorsichtiger und schüchterner Hund (vor allem kleineren Kindern gegenüber). Ihre Angst vor Bällen und Stöcken hat sie leider immer noch. Aber wenn wir vorausschauend mit ihr unterwegs sind, kann sie entspannt mit uns laufen.
Siria scheint ein Basenji-Sheperd-Mix zu sein. Sie ist dementsprechend schnell und liebt es, lange rennen zu dürfen. Sie spielt gerne mit anderen Hunden und geht mit allen sehr lieb um. Sie ist eine richtige Schmusekatze und holt sich bei uns und ihrer "Hundeschwester" gerne ihre Kuscheleinheiten. Sie hat so viele lustige Eigenschaften, dass es mit ihr nicht langweilig wird. Z.B. Wenn sie ungeduldig ist, kann sie jodeln :) und wenn sie beleidigt ist, setzt sie sich mit dem Gesicht zur Wand und bewegt sich minutenlang nicht.
Wir haben sie so in unser Herz geschlossen, dass wir noch keinen Tag bereut haben, sie bei uns einziehen zu lassen. Die hübsche Maus ist ein vollständiges Familienmitglied geworden.
Ich bin Siria und komme aus Italien. Dort ist es zwar eigentlich ganz schön, aber wenn man mit Mama auf der Straße leben muss, ist es schrecklich. Irgandwann sammelten liebe Menschen mich uns mein Schwesterchen auf und brachten uns in ein Heim. Dort war das Leben weitaus ungefährlicher und einfacher, aber für immer hierzubleiben, das konnte ich mir nicht vorstellen. Ich hätte so gerne jemanden zum Kuscheln, ein warmes Plätzchen im Winter und die Gewissheit immer satt zu werden.
Eines tages packten die netten Leute vom Heim einige von uns (und mich auch) in Transporter. Ich hatte große Angst. Ich bin eh nicht die mutigste, aber das überforderte mich schon ziemlich. Nach einer endlos scheinenden Fahrt, auf der wir alle nicht ahnen konnten wohin sie uns führte, wurden wir einzeln in einer fremd riechenden, mit komischem weißen Zeug gepuderten Gegend aus den Autos getragen.
Mich trug man zu einer Frau mit ihrer Tochter, die beide mit den Tränen kämpften und sehr aufgeregt sein mussten. Das konnte ich spüren. Ich war selbst so irritiert und aufgeregt, dass ich am liebsten einfach losgerannt wäre. Aber - schwupps - hatte ich ein merkwürdiges Geschirr am Körper und konnte nicht mehr weg. Damals war mir zum Weinen zumute, denn ich wusste ja nicht was los war. Irgandwann befand ich mich schon wieder in einem Auto und wir fuhren noch einige Stunden weiter. Ich lag resignierend auf dem Rücksitz. Das Mädchen saß neben mir und streichelte mich ab und zu. Das war schon irgendwie schön, aber ich hatte so große Angst. Wo sollte das nur enden?
Irgendwann, nachdem ich ängstlich auf kuscheligen Decken die Fahrt überstanden hatte, durfte ich mit den beiden aussteigen. Zitternd trat ich vor ein Haus. Die Tür wurde aufgeschlossen und ich musste mit dort hinein. Gott-sei-Dank waren die beiden netten Leute noch bei mir. Im Haus begrüßte uns ein lustiger schwarzer Hund. Ich fand ihn nett und ich dachte mir, dass es schon nicht so schlimm sein kann, wenn er sich hier scheinbar wohlfühlt. Es war herrlich warm und im großen Zimmer standen zwei richtig kuschelige Körbchen. Sollte eins davon vielleicht für mich sein? Ich traute mich hinein...
Und was soll ich sagen? Es war das Schönste, das mir passieren konnte. Jeden Tag gibt es gutes Futter. Ich werde gekuschelt und habe eine neue Hundefreundin. Inzwischen darf ich auch schon zur Hundeschule und kann dort zeigen was ich kann. Ich freue mich total darüber, fleißig zu sein. Weil ich so brav bin, darf ich mein Frauchen sogar zur Arbeit begleiten.
Lange Spaziergänge und viele spannende Hundefreunde in der Nachbarschaft helfen mein Heimweh zu lindern. Ich bin immer noch ein großer Angsthase. Manche Geräusche draußen sind mir so unheimlich, dass ich am liebsten die Flucht ergreifen würde. Aber mein neues Rudel passt gut auf mich auf. Ich bin froh hier zuhause zu sein, denn ich hab' schon gelernt, dass mir hier nichts passieren kann. Ich danke es meinem Rudel gerne mit schönen Kuscheleinheiten.
Danke, dass ihr mich damals eingesammelt habt. Es war das schönste, das mir je passieren konnte.