Hallo Leute,
es ist verdammt lange her, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben - um genau zu sein, es sind seitdem 6 Jahre vergangen. Am 26.10.2014 bin ich damals in Kirchlengern vom Lkw gestiegen, um in Deutschland ein neues Leben zu beginnen - Zeit für ein Lebenszeichen; Zeit für ein Update!
Erinnert ihr euch noch an mich? Ich bin´s - Raphaelo (bei euch hieß ich allerdings Ottawa). Ich bin der mit den seltsam geformten Vorderbeinen, weswegen ich vorne um einige Zentimeter „tiefergelegt“ bin als hinten. Mein Frauchen stört das aber nicht; sie findet mich schön und liebt mich so, wie ich bin! Manchmal nennt sie mich liebevoll: „Mein schräger Typ“. Das passt in zweifacher Hinsicht, weil ich nicht nur körperlich schräg, sondern auch sehr lustig bin - mit einem speziellen Humor unterwegs - schräg eben.
Tja, eigentlich weiß ich gar nicht, wo ich anfangen soll - es ist so viel passiert in den vergangenen Jahren und ich möchte eure Zeit nicht überstrapazieren oder euch schlimmstenfalls sogar langweilen. Fange ich mal mit dem an, was euch vielleicht am meisten interessiert - mit meiner Gesundheit:
Also, ich habe ja tatsächlich die ein oder andere körperliche Baustelle, aber trotzdem kann ich aus vollster Überzeugung sagen, dass es mir richtig gut geht!!! Ich bin ein sehr glücklicher Hund und könnte mir kein schöneres Leben vorstellen. Okay - wenn ich gesunde Knochen hätte, dann wäre eine eigene kleine Schafherde toll, aber man kann ja nicht alles haben. Mit der Fehlstellung meiner Beine komme ich sehr gut klar - zu gut, wie mein Frauchen mir immer sagt, denn ich laufe und tobe, als wäre ich ein gesunder Hund. Den Schutzauftrag, den mir meine Gene mit auf meinen Lebensweg gegeben haben, den nehme ich sehr ernst! Ich habe einen 3000 qm großen Garten, der bewacht sein will. Da flitze ich dann, zugegebenermaßen manchmal doch etwas zu gewagt, von A nach B.
Leider sind mir durch meinen Übereifer schon an beiden Knien die Kreuzbänder gerissen – im Abstand von 3 Jahren. Da ich aber medizinisch hervorragend versorgt wurde, ich eine phänomenal gute Tierheilpraktikerin und eine ganz, ganz liebe und erfahrene Physiotherapeutin hatte und habe, merke ich von den Eingriffen heute fast nichts mehr. Die Physiotherapeutin kommt auch jetzt noch alle 4 Wochen, um mit mir zu „turnen“ – das ist aber lediglich ein Wellnessprogramm für meine Rücken-und Schultermuskulatur und…… weil die Therapeutin mich einfach so klasse findet. Soviel zu meinen Beinen.
Tja, und ansonsten hatte ich ja anfangs zusätzlich noch ganz ordentlich mit Allergien zu tun, die wir aber mit Hilfe der Homöopathin und einem Spezialfutter absolut unter Kontrolle gebracht haben. Seitdem ist auch das Jucken in meinen Ohren so gut wie weg. So - nun aber Schluss mit den Krankheiten und auf ins „richtige“ Hundeleben:
Als ich also 2014 hierher kam, da hatte ich erstmal ganz schön viel zu lernen…..neue Sprache, fremde Gerüche und überhaupt war irgendwie alles anders. Es gab so viele Dinge, mit denen ich vorher noch nie zu tun hatte. Ich kannte kein Leben im Haus, keinen Staubsauger oder Fernseher und dass die Menschen mir überall freundlich und interessiert begegneten, das war mir nicht nur neu, das war mir auch äußerst suspekt. Grundsätzlich machte mir erst einmal alles Angst – auch Spaziergänge gehörten dazu: „ Wozu geht mein Mensch mit mir in den Wald? Ob ich an einen Baum gebunden und zurückgelassen werden soll?“ Es hat einige Zeit gedauert, bis ich verstand, dass diese Waldabenteuer einzig und allein meinem Zeitvertreib dienten, dass es Geschenke für mich waren.
Als ich so ungefähr ein halbes Jahr in Deutschland lebte, begegnete mir dann auf einem dieser „unheimlichen“ Waldspaziergänge meine absolute Traumhündin. Plötzlich und unerwartet stand sie mit ihrem Herrchen vor uns auf einem schmalen Weg; eine kleine rumänische Schönheit mit glänzendem, schwarzen Fell. Ein Ausweichen war nicht mehr möglich. Mir schlotterten vor Angst die Knie…. ihr aber auch. Nach kurzem, vorsichtigem, Beschnüffeln hat es dann sofort zwischen uns gefunkt und seit diesem Tag sind wir unzertrennlich. Wir sehen uns seitdem fast täglich und zwischen unseren Menschen hat sich durch uns eine echte Freundschaft entwickelt.
Im Oktober 2015 erfuhr mein Frauchen dann von einer stark traumatisierten Hündin, die schon eineinhalb lange Jahre in „unserem“ Tierheim vor Ort lebte und die wegen ihrer unvorstellbar großen Ängste dort als nicht vermittelbar galt. Ich selber war gerade erst richtig „angekommen“ und aus dem Gröbsten raus und für Frauchen und mich war klar, dass wir zum jetzigen Zeitpunkt keinen weiteren Hund adoptieren wollten - wir hatten ja auch noch unsere zwei Kater. Wir wollten uns aber um die Hündin kümmern, damit sie eine reale Vermittlungschance bekäme. Also fuhren wir zum Tierheim und schnell zeigte sich, dass ich eine sehr beruhigende Wirkung auf die Dame hatte. Nun hatte ich einen Job. Von jetzt an ging es fast täglich ins Heim. Wir gaben unser Bestes, mussten nach vielen Wochen jedoch feststellen, dass wir nicht vorankamen. Die Örtlichkeit war einfach viel zu laut, viel zu unruhig, um die kleine verstörte Seele erreichen zu können. Was jetzt entschieden wurde, dürfte euch allen klar sein: zum Jahresbeginn 2016 bekam ich eine „Schwester“. Auch in der Familie meiner Angebeteten gab es unerwarteten Hundezuwachs, so dass mein Großrudel heute quasi aus 4 Hunden besteht. Die Treffen und die gemeinsamen Spaziergänge, das macht mir alles sehr viel Spaß. Natürlich gibt es auch Artgenossen, die ich nicht so gut leiden kann und über die rege ich mich dann auch mächtig auf!!! Mein insgesamt typisches Maremmano-Benehmen bringt mein Frauchen aber nicht aus der Ruhe. Sie hat gleich damals nach meinem Einzug „schutzhündisch“ gelernt und kann mich deshalb in meinen Verhaltensweisen verstehen - statt mich einfach nur für stur oder dickschädelig zu halten. Klar -Meinungsverschiedenheiten gibt es überall, aber Frauchen ist dann eigentlich doch immer recht schnell einsichtig ……. (zwinker).
Vorausgesetzt das eingetragene Geburtsdatum in meinen Papieren entspricht in etwa meinem tatsächlichen Geburtsjahr, dann werde ich im kommenden März 9 Jahre alt. Wir finden, das ist ein ganz schön stolzes Alter für einen Hund mit meinen körperlichen Gegebenheiten und nochmal gesagt: mir geht es echt gut. Naturgemäß werde ich aber allmählich ruhiger und auch die ein oder andere Arthrose schleicht sich allmählich ein. Von daher müssen die Spaziergänge jetzt nicht mehr übermäßig lang sein; ich genieße inzwischen auch das Herumliegen im eigenen Garten und wenn ich vorbeigehende Menschen mit meinem imposanten Gebell erschrecken kann, dann lässt das mein Herz vor Freude höher schlagen. Und sollte am anderen Grundstücksende Gefahr im Verzug sein, dann gibt es da ja auch noch meine kleine „Schwester“, die ich schicken kann – sie hat 4 lange und gesunde Beine.
So, ihr Lieben…..für heute soll Schluss sein. Ihr wisst erstmal grob Bescheid, wie es mir geht und was ich so mache. Ich muss jetzt mal wieder raus und nach dem Rechten sehen - geht ja alles drunter und drüber, wenn man mal nicht da ist. Ein paar Fotos aus meinem Leben hänge ich euch noch an.
Mein Frauchen und ich wünschen euch jetzt alles, alles erdenklich Liebe – wir bedanken uns nochmals aus tiefstem Herzen für alles, was ihr für mich/uns getan habt und für das, was ihr noch immer in unermüdlichem Einsatz für all´ die vielen anderen Tiere in Not tut. Ohne euch gäbe es keine Rubrik „Happy End“ für uns.
DANKESCHÖN !!! DANKESCHÖN !!! DANKESCHÖN !!!
Ciao – in 6 Jahren melde ich mich dann wieder ;-)
Euer Raphaelo (Ottawa)