So, nach exakt 5 Jahren hat Bello es geschafft: Festes Mitglied der Familie mit Spezialaufgabe Garten und Sicherheit. Eine sehr sinnvolle Teilung der Verantwortung, denn vom Aufpassen haben wir überhaupt keine Ahnung. Das müssen wir uns von einem Hovawart schon sagen lassen.
Entsprechend seine Reaktion auf Kritik unsererseits für allzu lautes Bellen oder ungestümes Verhalten hinter dem Zaun: entweder gezieltes, höflich gemeintes Überhören oder unverständige Blicke über so viel Ignoranz angesichts seines untadeligen sowie sachlich/fachlich vollkommen korrekten Einschreitens bei drohender Gefahr oder sonstigen Vorkommnissen, deren Meldung er für absolut angemessen hält.
Meistens sind wir aber hundertprozentig einer Meinung, z. B. bei den Mahlzeiten, abschmecken inklusive. Sein ungeteiltes Interesse genießen wir nicht nur bei seiner Fütterung, sondern insbesondere bei unserer.
Es bringt auch viel mehr: da wird gekocht, aufgetragen, gegessen und abgeräumt, - und in allen Phasen dieser Prozedur fällt etwas Leckeres ab. Entsprechend hoch seine Aufmerksamkeit selbst bei scheinbar teilnahmsloser Körperhaltung, verfügt er doch über all seine Sinne, speziell für diese Vorgänge bestens und jahrelang geschult.
Kein Deckel eines Joghurtbechers oder einer Milchflasche kann so vorsichtig geöffnet werden, dass ihm ein leises Klicken entgehen könnte. Ein Hauch Fleischgeruch reißt ihn aus den tiefsten Träumen. Und schließlich kann er sich auf seine innere Uhr stets verlassen.
Besucher werden natürlich wahrgenommen und erkannt, noch bevor sich die Tür öffnet: die netten bringen etwas zum Naschen mit, die anderen müssen nachdrücklich darauf hingewiesen werden, welch ungebührliches Verhalten es darstellt, bei uns mit leeren Händen zu erscheinen. Da nützen auch die langweiligen Blumen für die Chefin nichts.
Das sind Schlaglichter aus Bellos Leben, Ergebnis von zahlreichen Arrangements, keine Selbstläufer, häufig mit Kraft- und Nervenanspannung auf beiden Seiten.
Er ist ein sehr intelligenter Zeitgenosse, einfühlsam und anpassungsfähig, aber immer selbstbewusst und stets bedacht auf seine eigene Meinung: Vieles weiß er einfach besser, Erziehung hin oder her, und stets den Schalk im Nacken. Er ist eigentlich immer gut drauf, fröhlich, aufmerksam und vielseitig interessiert. - Erstaunlich bei seiner Vergangenheit und seiner physischen und psychischen Verfassung vor 5 Jahren. Ein Gewinn, - wenn auch manchmal etwas anstrengend.
Etwas Spektakuläres gibt es nicht zu berichten, denn Bello ist nun vollständig in unserer Familie angekommen. Es hat allerdings ein wenig (2 Jahre) gedauert.
Aus seiner Sicht gibt es noch folgende Baustellen:
1) Die Sache mit dem Auto ist insofern in Ordnung, dass wir meistens dahin fahren, wo es interessant ist: Spaziergänge, Besuche oder sogar Urlaubsfahrten. Dabei muss er aufmerksam sein, damit nicht an der falschen Kreuzung abgebogen wird. Es stört ihn schon kolossal, dass er dabei hinten sitzt (siehe Foto), aber Bello arbeitet dran...
2) Der Tagesablauf zuhause folgt zwar einer akzeptablen Logik von zwei Haupt- und zahllosen Nebenmahlzeiten sowie allerlei Zerstreuungen, wie Gartenarbeit, Aufpassen auf das Grundstück, Spielen mit Nachbars Hunden usw. Die Aktivitäten werden nur durch unser ständiges Vertrödeln von unnötig viel Zeit unterbrochen. So müssen wir stets daran erinnert werden, dass der nächste Programmpunkt dringend ansteht - und das fängt bereits beim Aufstehen an, aber Bello arbeitet dran...
3) Vom Aufpassen haben wir keine Ahnung! Gut also, dass wir das unverschämte Glück haben, mit ihm einen Hovawart an unserer Seite zu wissen. Wer würde sonst lautstark vermelden, dass wieder einmal ein ungeliebter Hund an unserem Grundstück vorbeischleicht, dass sich ein Fahrzeug mit zu schneller Geschwindigkeit oder nicht ausreichender Beleuchtung nähert oder unerlaubterweise beim Nachbarn (Restaurant) einparkt oder dass eine Katze/ein Vogel/ein Igel/ein Maulwurf frech wird. Schon klar, es gibt allerhand zu tun. Und auch wenn wir von der Meldung nicht selten wenig begeistert sind..., aber Bello arbeitet dran...
4) Wir ahnen nicht, welche Fülle an Köstlichkeiten es am Wegesrand zu vernaschen gibt. Zugegeben, Exkremente sind nicht jedermanns Sache, aber dennoch bisweilen von atemberaubendem Aroma. Dass wir unser Missfallen dann jedes Mal lautstark und leidenschaftlich zum Ausdruck bringen, stört in der Tat das harmonische Miteinander beim Ausflug, aber Bello arbeitet dran...
Die Hilfsmittel, derer er sich bedient, um seine Ziele zu erreichen, sind zwar simple aber durchschlagend: das hauptsächlich genutzte Werkzeug ist die Nervensäge, d. h. immer wieder in derselben Kerbe angesetzt, erbringt sie letztendlich größtmöglichen Erfolg.
Ansonsten ist die Liste an Kooperationen, in denen wir an einem Strang ziehen, im Vergleich zu den ersten beiden Jahren lang und länger geworden. Insbesondere ist das unfallfreie Passieren vorbei an fremden Hunden inzwischen der Normalfall, bei schulbuchmäßiger Haltung wird stets ein Leckerli fällig.
Letzteres also doch spektakulär!
Der aktuelle Bericht ist die folgerichtige Fortsetzung unserer bisherigen Happyends. Der rote Faden ist Bellos Charakterstärke, und zwar in zweifacher Hinsicht.
Ein starker Charakter ist das Fehlen von offensichtlichen Störungen oder Fehlern, wie Angstzustände, Aggressivität, extreme Unterwürfigkeit oder übertriebene Dominanz. Dies dürfen wir mit großer Freude bei Bello feststellen. Im Hinblick auf seine Vergangenheit ist das durchaus bemerkenswert.
Andererseits ist es auch die unerschütterliche Unbeirrbarkeit eigener Überzeugung. Wenn Bello also der Meinung ist, irgendetwas an der Peripherie unseres Grundstücks lautstark vermelden zu müssen, wird es schon seine Richtigkeit haben, egal, ob es uns gefällt oder - was meistens der Fall ist - nicht. Schließlich ist er der Hovawart. Und dann kann er nicht auch noch auf Weingläser o. ä. achten, die fahrlässig am Tischrand platziert wurden. Und bellen kann er nur, so laut er eben kann.
Sein Lernpensum der letzten zwei Jahre ist beeindruckend, wenn man bedenkt, was zu Beginn neu für ihn war: nämlich eigentlich alles. So hat er sich inzwischen einen festen Platz in der Familie erarbeitet, unsere Besucher eingeschlossen, die sich ganz einfach in zwei Gruppen einteilen lassen, solche, die Leckerlis mitbringen, und die Langweiler. Fremden ggü. verhält er sich freundlich und aufmerksam, aber entspannt, Paketboten inklusive.
Nach diesem Strickmuster gestaltet sich das Zusammenleben ziemlich harmonisch, unterbrochen durch notwendige Hinweise unsererseits, wenn sein Temperament mal wieder mit ihm durchgeht, z. B. an der Leine oder auch bei seiner "Gartenarbeit. Das Typische: er weiss ganz genau, was er soll und was nicht, allerdings ist er oft anderer Meinung oder einfach zu aufgedreht, als dass er noch daran denken kann, wer überflüssigerweise am anderen Ende der Leine "hängt".
Das Beobachten und Abspeichern von Abläufen ausserhalb und innerhalb "seines Ladens" gehört zweifellos zu seinen Stärken, die wiederkehrenden Vorgänge in unserem Haushalt sind ihm in Fleisch und Blut übergegangen, natürlich vor allem diejenigen, von denen er unmittelbar profitiert, z. B. das Abräumen des Tisches nach dem Essen, weil ja nie alles aufgegessen wird und immer etwas anfällt.
Bei Artgenossen wird gnadenlos zwischen den Guten und den Bösen unterschieden. Auf dem Bild sind erstere zu sehen, mit denen im Garten bis zum Abwinken rumgetollt wird. Bei der zweiten Sorte jenseits des Zauns muss sich Bello - diesseits - derartig gebärden, dass er nicht zu bremsen ist und auch schon kleinere, selbstverschuldete Verletzungen zu beklagen waren. Sollte er dabei "aus Versehen" über die einzige Flachstelle (1,50m) des Zaunes "geraten", passiert ausser dem Umrunden des Gegners gar nichts - der Zaunbereich wurde dennoch vorsichtshalber erhöht.
Aus Bello ist ein ansehnlicher, starker Hund geworden, intelligent, aufmerksam, freundlich und immer zu Späßen aufgelegt. Allerdings benötigt er ständige Kontrolle, weil ihm immer wieder etwas Neues einfällt, mitunter Dummheiten. Bello ist unser sechster Hund, und er ist der anstrengendste, also genau richtig für den ansonsten ziemlich langweiligen Ruhestand.
Wir fragen uns oft, was aus diesem Kerl ohne die Intervention von pro-canalba geworden wäre, sicherlich nichts Gutes und besser, wir malen es uns nicht allzusehr aus, nehmen's aber noch einmal gern zum Anlass, hierfür unseren Dank und unsere Anerkennung auszusprechen.
...Eine Freundschaft, die immer wieder auf die Probe gestellt wird: Gelerntes wird spaßeshalber einfach "vergessen" oder er verschwindet plötzlich mal eben, wohin er nicht soll. Ansonsten beherrscht Bello die Abläufe zu Hause perfekt und achtet darauf, was wirklich von Bedeutung ist: dass wir morgens nicht verschlafen, dass wir ausreichend an die frische Luft kommen und dass wir seine Mahlzeiten nicht vergessen.
Die wesentliche Aufgabe des Hovawarts ist die Bewachung, also Gefahrenabwehr, durch Bellen, ansatzlos, mit voller Kraft (gefühlte 120dB) und Ausdauer, wenn sich etwas Verdächtiges hinter unserem Zaun bewegt, egal ob Auto, Katze oder Igel. Dass wir bei derartigen Gefährdungslagen nach kurzer Schockstarre und Beinahe-Herzinfarkt ruhig beim Abendessen sitzen bleiben wollen, ist ihm vollkommen unverständlich.
Auch immer wieder ein Erlebnis ist die lautstarke Verteidigung unseres Autos, wenn ein potentieller Angreifer auf 4 Pfoten sichtbar wird. Bello erreicht mit seiner Schnauze in unmittelbarer Nähe unserer Ohren mühelos unsere Schmerzgrenze. Die Erziehung bei andauernder Rüpelphase wird also nicht langweilig, aber Erfolge zeigen sich bisweilen doch. Die Begegnung mit Artgenossen gelingt immer häufiger ohne Bellkonzert und zunehmend unaufgeregt. Auch die Zugkraft in der Leine hat nachgelassen, wenn das Halsband ordnungsgemäß angelegt wird.
Alles scheint vergessen, wenn er selig seinen Knoten aus Tauwerk in kleine Fäden zerlegt (siehe Fotos) und überall gleichmäßig verteilt. Nach Abklingen von Herz- und Ohrenblessuren (s. o.) ist es mit ihm meistens gut auszuhalten. Advent mit Gebäck und Nussknacker brauchten wir gar nicht üben, Kekse und Nüsse aller Art mochte er auf Anhieb.
Wenn man überlegt, was er in jungen Jahren durchgemacht hat, sind sein Selbstbewusstsein und seine Eigenständigkeit, sein friedfertiger Charakter und seine unbändige Lebensfreude einfach nur bewundernswert.
Fortsetzung mit noch einigen Bildern
An den Bericht vom November 2018 können wir direkt anschließen: alle zunächst gesammelten Erfahrungen mit dem neuen Familienmitglied lassen sich wie folgt zusammenfassen:
- Reizüberflutung und dadurch Zurückhaltung in den ersten Tagen,
- danach stetige Zunahme an Selbstbewusstsein eines starken, furchtlosen, friedfertigen Charakters, allerdings unfähig zu jeglicher Kommunikation mit Mensch und Tier.
Trotz der Erfahrung mit seinen fünf Vorgängern waren wir schnell überfordert. Wir fanden Hilfe im Hundeinternat Antonienwald, wo Bello ein Kaspar-Hauser-Syndrom bescheinigt wurde, was unseren Beobachtungen entsprach. Seine Ausbildung musste also ganz von vorn beginnen, was die endlose Zeit von 11 Wochen im Internat in Anspruch nahm.
Die Abholung erfolgte mit einem 2-Tages-Kurs: praktische Hundeführung. Der Erfolg war zweigeteilt: drinnen zeigte die erlernte Kommunikationsfähigkeit schon bald positive Wirkung, draußen war er noch weit von einem problemlosen Begleithund entfernt. Weiterhin war das Zusammentreffen mit Artgenossen für alle Beteiligten eine nerven- und kräftezehrende Angelegenheit, nie aggressiv, aber unendlich aufgeregt.
Auch die Leinenführigkeit klappte nur, wenn am anderen Ende der Leine Professionalität herrschte. Es war frustrierend, Bello ignorierte unsere Anweisungen mit Vehemenz. Mehrere Male haben wir die Expertise von Antonienwald in Anspruch genommen. Der positive Effekt verflachte aber jeweils nach 1-2 Tagen.
Parallel entwickelten wir zuhause und im Garten ein harmonisches Familienleben mit deutlichen Fortschritten. Dafür hatte Antonienwald eine gute Grundlage gelegt. Befehle wie Sitz und Platz, Hier und Nein wurden zunehmend befolgt. Auch das Allein-bleiben im Haus klappte ohne Beanstandungen, im Auto war es schon schwieriger.
Die Spaziergänge vorbei an Kühen, Schafen und Pferden waren problemlos. Mit Nachbarhunden in unserem Garten sind tolle Spielkameradschaften entstanden.
Zur Bewältigung der Probleme im Außenbereich (Begegnungen mit Artgenossen, Leinenführigkeit, Verlässlichkeit) haben wir einen örtlichen Trainer hinzugezogen und sind derzeit wohl auf einem guten Weg, müssen aber noch weiter daran arbeiten.
Wir sind inzwischen ziemlich sicher, dass es sich bei Bello um einen reinrassigen Hovawarth handelt. Äusserliche und charakterliche Merkmale stimmen bis ins Detail überein. Leider gilt diese bemerkenswerte Rasse als besonders schwer erziehbar, da sie auf eigene Entscheidungsfähigkeit ausgerichtet ist.
Rein äusserlich ist aus dem Haut-und-Knochen-Klappergestell bei Abholung jetzt ein bildschöner, starker Hund geworden, - letzteres zeigt leider auch die Zugkraft in der Leine, wenn er aufgeregt ist. Wenn es uns noch gelingt, seine charakterlichen Stärken besser mit unseren Erfordernissen in Einklang zu bringen, entsteht - nach nunmehr fast einem Jahr mit Höhen und Tiefen - auf Dauer eine wunderbare Freundschaft ...
Zunächst ein Schreck: Wie kann ein Hund aus Haut und Knochen so gut drauf sein? Ein Draht zwischen Bello und uns ist sofort da, auf der einen Seite Hunger ohne Ende, auf der anderen eine große Tüte Leckerlis, sein Geschmack getroffen.
Zuhause an der Nordseeküste angekommen, interessiert ihn alles, könnte ja etwas Fressbares sein. Erstes Klassenziel: Stubenreinheit, nach wenigen Tagen (wohl) erreicht.
Die Vorstellung beim Tierarzt ist problemlos, sein guter Charakter bei passabler Gesundheit wird festgestellt.
Mit Bello hat man sich wohl noch nie beschäftigt: weder Menschen, noch andere Hunde. Letzteren nähert er sich mit großer Unsicherheit und kläfft sie rüpelhaft an, wenn er sich bei uns in Sicherheit wähnt. Also zweites Klassenziel: soziales Verhalten ggü. Artgenossen.
Uns Menschen gegenüber ist er sehr freundlich und aufgeschlossen, sein Interesse für alles zeugt von Intelligenz und Lernbereitschaft, er ist nicht schreckhaft und hat keine Angst, allerdings auch kaum Respekt bei Ermahnungen: der Welpe geblieben, der vor einem Jahr ins Canile kam. Obwohl jetzt ca. 2 Jahre alt, pinkelt er im Sitzen und markiert nicht.
Drittes Klassenziel: An der Leine gehen. Usw.
Derzeit sammeln wir erstmal neue Eindrücke, von zwei Seiten:
- für uns ist es ein Garten, für ihn ein Paradies zum Erschnüffeln, hier und da Fressbares wie Äpfel, Hasenködel usw.,
- seine drei ordentlichen Mahlzeiten pro Tag, für ihn etwas für einen hohlen Zahn,
- der Esstisch, der Herd, für ihn eine Flut von leckeren Düften,
- der Knust vom Schwarzbrot, für ihn ein willkommener Snack,
- unser Auto, für ihn ein seltsamer, enger Kasten, gut wofür auch immer,
- unser Besuch, für ihn Überbringer eines Kauknochens.
Es gibt noch viel zu tun, auf zwei Seiten. Wir werden berichten.