Als wir Theodor, der damals noch Patyk (=Stöckchen) hieß, damals im Herbst 2014 im Tierheim in Polen sahen, tat er uns schrecklich leid. Natürlich ist es für alle Hunde furchtbar, an solch einem Ort sein zu müssen. Aber für manche Tiere ist es noch ein kleines bißchen unaushaltbarer ... weil sie so sehr unter dem Stress leiden ... oder ganz dringend Menschen um sich brauchen.
Theodor wollte bei unserem Besuch damals am liebsten direkt in unsere Jacke kriechen. Er suchte die Nähe und sah wirklich sehr sehr unglücklich aus. Er war recht zart und sollte zu diesem Zeitpunkt geschätzt 2 Jahre jung sein ...
Sein Schicksal hat uns niemals losgelassen ... so ist das eben bei manchen Hunden. Man bekommt sie nicht aus dem Kopf und dem Herzen.
So also kam er im letzten Jahr im März zu uns. Wir wollten sein Sprungbrett in ein neues Leben sein. (=
Als er aus dem Transporter von seiner Reise aus Polen zu uns stieg dachten wir gleich: "Hui. Er ist gar nicht mehr so klein, wie damals bei unserem Besuch ..." Er sah größer und erwachsener aus und war mit seiner Energie nicht zu stoppen. Da er auch ein recht lustiger Geselle war und ist, nannten wir ihn "Herrn Schabernack". Er machte viel Unfug und seine Freude war mitunter überschäumend.
Nach recht kurzer Zeit fiel uns auf, dass ihm offenbar irgendetwas Probleme bereitete. Wir vermuteten, dass es aus dem Stress der letzten 2,5 Jahre im Tierheim resultierte. Er war oft unruhig (vor allem nachts), nagte an seinen Vorderbeinen, hechelte manchmal sehr und eskalierte manchmal regelrecht. Dann raste er herum, jagte seine Rute oder riß an Dingen, die ihm grad vor die Nase kamen. Er bellte viel und auch draußen reagierte er mitunter sehr ungehalten auf z. B. Dieselautos, Trecker oder auch Fahrradfahrer.
Nach ein paar Trainerstunden war uns dann irgendwie klar, dass sein Verhalten vermutlich auch aus einem gesundheitlichen Problem resultiert.
So machten wir uns auf die Suche ... und sind nun - nach einem guten Jahr - um manches schlauer, aber leider noch immer nicht am Ende der Reise angekommen.
Theodor leidet unter einer chronischen Magenschleimhaut- und Dünndarmentzündung, die ihm natürlich Schmerzen und Unwohlsein bereitet (u. a. Sodbrennen). Er kann manche Nährstoffe nicht richtig verwerten, so dass er auch Mangelerscheinungen hat.
Wir haben in diesem langen Jahr gelernt, dass man nicht alles herausfinden kann. Auch, wenn man sich noch so viel Mühe gibt! Als Diagnose steht eine Futtermittelunverträglichkeit oder IBD im Raum ...
Wir wissen noch immer nicht genau, was die Ursache ist. Wir haben gefühlt alle Futtermittel probiert, diverse Medikamente, Nahrungsergänzungen, Pro- und Prebiotika, Sonnenmoor, Heilerde und Ulmenrinde. Wir haben nun zum Glück ein Nassfutter gefunden, mit dem es ihm nicht ganz so schlecht geht! Wir ergänzen dies mit einem Vitamin B-Komplex und Tryptophan. Damit erzielen wir momentan für ihn das beste Ergebnis.
Wir sind sehr traurig, dass wir ihm noch immer nicht so helfen können, dass es ihm einfach nur gut geht. War es doch unser tiefer Wunsch, ihm ein schönes Leben zu ermöglichen ... Aber natürlich geben wir nicht auf und forschen weiterhin intensiv nach einer noch besseren Lösung.
So ... das war nun der nicht so schöne Teil. Ich wollte ihn nicht unerwähnt lassen, da es ja ganz vielleicht auch einmal einen anderen Hund mit solchen Symptomen gibt. Sollte dies so sein, stehe ich gern mit Rat und Tat zur Seite ... (= ...
Theodor ... Theo ... oder auch liebevoll Theolino gennant ... ist ansonsten ein sehr menschenbezogener Hund. Er braucht die Nähe und kann ausgesprochen charmant und herzerwärmend sein. Er ist aber tatsächlich vor allem auf EINEN Menschen bezogen und schätzt es nicht so sehr, wenn andere ihn irgendwie behelligen. Zu anderen Hunden (draußen) ist er unglaublich geduldig und stets freundlich. Er wurde schon angepöbelt und bedrängt ... er bleibt immer ruhig und vollkommen gelassen. Er ist ganz toll als Partner für Hunde geeignet, die Hundebegegnungen üben müssen. (= Besser als er kann man es einfach nicht machen. Ausgezeichnet mit Sternchen! *****
Daheim ist er eifersüchtig auf die vierbeinigen Mitbewohner. Frauchen sollte bestenfalls nur SEINE Mutti sein. *seufz* Aber er tut natürlich niemandem etwas, sondern drängelt sich vor allem nur dazwischen. "Ich, ich, ich will zu meinem Frauchen."
Seine größte Leidenschaft sind Spaziergänge im Wald. Da läuft er zu Höchstformen auf. Wir vermuten fast, dass er in Polen zur Jagd eingesetzt werden sollte. (Und vermutlich sein eigenes Ding gemacht hat und deshalb untauglich war ... (o; ...). Er reagiert nicht nur auf Wild in Sicht oder in der Nase, sondern er scannt aktiv ohne Unterlass die Umgebung, ob sich nicht etwas Jagbares finden lässt. So geht er also allem nach, was ihm vor die Ohren, Nase oder Augen kommt ... vom Igel bis zur Fliege ... vom Mäuschen bis zum Vogel.
Wegen seiner Erkrankung dosieren wir die Spaziergänge in seinem Sinne. Zu viel Wald bringt ihn zu sehr in Erregung. Also immer ein bißchen ... und dann wieder Feld. Denn auch positiver Stress ist für einen magenkranken Hund nicht so optimal.
Er braucht auch insgesamt einen gut strukturierten Alltag, weil ungewöhnliche Dinge ihn ebenfalls aus der Bahn werfen. Dann geht es ihm leider gleich wieder schlechter ... Wie gut, dass wir in einem kleinen Dorf wohnen und einen seeeeeehr gleichförmigen Alltag haben!
Wir wünschen ihm von ganzem Herzen, dass es ihm irgendwann noch besser als jetzt geht. Und wir wünschen uns, dass er bei uns glücklich ist. Wenn er dann ganz wohlig auf dem Sofa oder im Sonnenfleck auf dem Bett schläft oder sich lachend an mich drückt, dann sieht es jedenfalls so aus.
Er ist ein wirklich toller Kerl, der mich treu begleitet und mir ganz sicher in jeder Lebenslage zur Seite steht. Wir genießen unsere gemeinsamen Jogging-Runden und ich liebe es sehr, wenn wir uns ansehen und verstehen. Dann wedelt er manchmal so, dass man genau weiß, dass er weiß ... und ich weiß. <3 Das sind die Momente, die man gerne anhalten würde ... und die man für immer tief im Herzen behält!