Matheo, ehemals Paglierino, haben wir in Rom als einen ängstlichen und zurückhaltenden 2-jähriger Maremmano kennen gelernt. Wenn er nicht flüchten konnte verfiel er in eine Art Schockstarre, um auf das Ende zu warten. Trotzdem klappte der Spaziergang und das erste Kennenlernen in Rom ganz gut, sodass wir beschlossen, der Kleine passt gut in unser Rudel und insbesondere zu unserer fast 2-jährigen Owtscharkahündin.
Matheo ist nun fast zwei Jahre bei uns und Teil unserer Familie. Die ersten 10 Monaten hat er benötigt, um seine Vergangenheit zu verarbeiten und im „Hier und Jetzt“ anzukommen. In dieser Zeit hat er gelernt, sein Haus zu lieben (zu Beginn hat er sich geweigert auch nur einen Schritt durch eine Tür zu gehen), sein Auto zu genießen (das Auto ist mittlerweile seine Zuflucht, wenn bei Spaziergängen komische Dinge passieren, die er noch nicht so richtig einordnen kann = z.B. die Begegnung mit Monstermähern), sich beim Tierarzt zu benehmen (Matheo ist nierenkrank, der Verdacht auf Herzwürmer hat sich zum Glück nicht bestätigt), den Kontakt mit anderen Hunden und deren Besitzern toll zu finden (fast alle Hunde werden zum Spielen aufgefordert und die meisten Menschen dürfen ihn mittlerweile sogar berühren) und sich einfach zu entspannen.
Insbesondere die Entspannung war ganz wichtig. Wir wissen nicht, was Matheo früher erlebt hat, aber in den ersten sechs Monaten hat er fast jede Nacht im Traum fürchterlich geschrien. So manches Mal war er so tief im Traum gefangen, dass wir ihn erst durch beruhigendes Streicheln wieder zurückholen konnten. Ist er dann aufgewacht, hat er gewedelt, tief durchgeatmet und ist dann beruhigt wieder eingeschlafen. Nach einem halben Jahr wurden die bösen Träume immer weniger und hörten schließlich ganz auf.
Die schönste Wandlung war, dass Matheo sich irgendwann entschlossen hat, ein „Schmusebär“ zu werden. Er wollte uns unbedingt mitteilen, dass er gestreichelt werden wollte. Aber Matheo wusste einfach nicht wie…. Denn als scheuer Hund war es ihm nicht möglich einfach unsere Hand zu berühren oder sich einfach neben uns zu setzen wie es andere Hunde tun. So hat Matheo eines Tages beschlossen, mich erst in die linke und anschließend in die rechte Wade zu kneifen, um den Kontakt herzustellen. Andere Hunde werden schließlich auch so zu vertrautem Spiel aufgefordert. Da ich ungern Hundezähne in meiner Wade habe, haben wir uns zunächst auf „anbuffen“ mit der Nase oder dem Kopf verständigt. Mittlerweile hat Matheo seine Aufforderungen so verfeinert, dass der Körperkontakt als sehr, sehr sanft zu beschreiben ist. Er liebt das Kontaktliegen mit uns, freut sich über jede Putzaktion und genießt die täglichen Gesichtsmassagen. So ganz nebenbei hat Matheo auch gelernt die menschliche Gestik und Mimik zu lesen, dadurch ist unser gemeinsames Leben deutlich einfacher geworden.
Anfang März 2019 haben wir es dann gewagt und sind mit allen drei Hunden an die Nordsee in den Kurzurlaub gefahren. Der Aufenthalt in fremder Umgebung, selbst die Restaurant- und Cafebesuche hat Matheo entspannt hingenommen. Selbst unbekannte Menschen konnten dicht an ihm vorbeigehen ohne, dass er Abgrenzungsversuche unternommen hat.
Richtig fasziniert sind wir von Matheos Umgang mit anderen Hunden. Er verhält sich sehr entspannt, aber auch überlegen, d.h. er ist wunderbar unaufgeregt, bellt nicht zurück, lässt sich aber auch nicht von anderen Hunden dominieren. Meist schafft er es auch lautstarken "Krawallbrüdern" ganz leise zu verdeutlichen, dass sie einen Konflikt mit ihm lieber nicht haben wollen. Rieke, unsere über 14jährige Hundedame, fühlt sich sichtlich wohl an seiner Seite.
Wir sind uns sicher, dass unsere beiden Hundedamen Matheo den Weg in ein entspanntes Leben geebnet haben und möchten unser „Trio“ nicht missen. Auf den weiteren Weg sind wir sehr gespannt.