Hier noch einige Fotos
Als Milo (auch Borsti genannt) Ende März in Kirchlengern ankam, war ich zu spät dran und der Transporter war bereits ausgeladen. Überall wuselten aufgeregte Hunde und frischgebackene Hundeeltern herum und ich ging meinen neuen Hund suchen – und fand ihn auf der großen Wiese, in perfekter Tarnung an einen Maulwurfshügel geschmiegt. Es war ihm deutlich anzumerken, dass er sich wünschte, der blöde Maulwurf würde ihn endlich reinlassen!
Auf der 4 stündigen Rückfahrt sagte Milo nicht viel und war froh, in Ruhe gelassen zu werden. Es machte mich aber zunehmend nervös, dass er partout nicht pinkeln wollte, egal wie oft ich es versuchte. Kaum angekommen, erleichterte er sich dann auch sofort im Arbeitszimmer unter meinem Schreibtisch...
Milo fand sein neues Zuhause von Beginn an einfach Spitze! Er war zu jedermann, jederhund und jederkatze freundlich. Er will so gerne gefallen und geliebt werden und tut alles dafür. Die an Hunde gewöhnten Katzen, immerhin 5 an der Zahl, winkten auch schnell ab – harmloser Vertreter!
Von Tütü, unserer kleinen, 6 kg leichten italienischen Hündin war Milo überaus begeistert, andersherum war davon leider nicht viel zu merken. „Und wann geht der wieder?“ „Tütü!“
Tütü hatte bislang mit einer „Rentnergang“ zusammengelebt. Nach dem Tod der beiden alten Hunde war sie endlich Einzelkind und begann, kapriziös zu werden. Um dem entgegen zu wirken und weil ein Hund alleine auch recht dürftig ist, kam Milo zu uns. Da Tütü eine Behinderung an einem Hinterlauf hat - ein mehrfacher Bruch an Sprunggelenk und Pfote, nicht gerichtet und daher falsch zusammengewachsen - haben wir uns bei Größe und Gewicht des neuen Hausgenossen bewusst zurückgehalten, damit er sie beim Spielen nicht platt walzt!
An Spielen aber war gar nicht zu denken! Tütü konnte gar nicht schnell genug von Körbchen zu Körbchen hüpfen (ja, sie hat mehrere!), damit ja ganz bestimmt klar war - hier ist nichts mehr frei! Der arme Milo erntet nur Knurren und ziemlich bösartiges Schnappen, blieb aber unverändert freundlich. Besonders empört war Tütü, als er doch tatsächlich noch mit ins Ehebett wollte – verständlich von seiner Seite aus, schließlich schläft mehr oder minder die ganze Familie dort. Um keinen zweiten Tobsuchtsanfall zu provozieren, der erste hat uns gereicht, zog ich mit Milo in der ersten Woche ins Arbeitszimmer, da hatte er es auch nicht so weit zum Pinkeln (haha)! Dann rückten wir langsam weiter vor, erst ins Schlafzimmer, aber in die Ecke (der Hund, nicht ich), dann direkt vors Bett (von Tütü misstrauisch von oben beäugt) und schließlich rein ins Bett! Puh! Viel Schlaf haben wir alle in der ersten Zeit nicht bekommen. Tütü war quasi durchgehend wach, da sie ja Milo bewachen musste und wir sind bei jedem Geifern von ihr aufgewacht. Als einziger ungestört geschlafen hat Milo!
Aller Anfang ist eben manchmal schwer. Aber wir wussten – das geht vorbei. Und Milo hat auch versucht, es uns leicht zu machen. So ein bezaubernder kleiner Kerl. So zart und anmutig, schnell wie der Wind. So liebenswürdig, sogar zu dem Igel war er nett. Und so hübsch! Ein toller Hund.
Und wirklich, die Wogen glätteten sich langsam. Besonders die gemeinsamen Spaziergänge haben geholfen, bei den Hunden ein Gefühl der Verbundenheit entstehen zu lassen. Alles andere hat die Zeit erledigt. Mittlerweile hüpfen die beiden abends fröhlich gemeinsam ins Bett und fallen über Herrchen her! Eine liebevolle Freundschaft pflegt Milo auch zu Kater Willi, der ihm in den ersten schweren Wochen Trost gespendet hat, dem er ins Ohr pusten durfte und der ihn im Gegenzug ab und zu mal ein bisschen abgeschleckt hat! Wie gut, dass man Freunde hat!
Eine große Überraschung war es, dass Milo vom ersten Tag an perfekt abrufbar war, ein Pfiff und er kam angerannt, vor Begeisterung die dünnen langen Beine in alle Richtungen werfend. Wahnsinn! Inzwischen kennt er seinen Namen und kommt immer noch genau so schnell. Auch beherrschte er vom ersten Tag an „Sitz“, etwas rätselhaft, angesichts seiner Herkunft! Außerdem verlässt er das Grundstück nicht (feindliche Umwelt) – sehr angenehm, wenn man keinen Zaun hat. Inzwischen haben wir in unserem kleinen Kreisstädtchen die ersten Versuche ohne Leine gemacht, es klappt super, er klebt wie Uhu an unseren Hacken. Nur in Feld und Wald funktioniert es nicht, das liegt wohl auch an Tütüs schlechtem Beispiel. Sie hat einen ausgeprägten Jagdtrieb und dreht völlig durch, wenn sie Wild sichtet. Jetzt meint er natürlich, dass da Wunder was zu holen ist.
Natürlich macht Milo auch Blödsinn, wer ist schon perfekt. Er hat seine heiße Liebe zu den gelben Säcken entdeckt, besonders zu den leeren Katzendosen, den Komposteimerinhalt (schönes Wort) findet er auch spannend. Vermutlich hat er zumindest eine Zeitlang auf der Straße gelebt, der arme kleine Kerl. Außerdem hat er ein echtes Faible für Schaumstoff, genauer für das Zerreißen von Schaumstoff. Ich gestehe, dass ich so manches Mal gedacht habe, jetzt stopf ich ihn in einen wattierten Umschlag und steck ihn in den Briefkasten, grrr. Wenn er z. B. mal wieder, quasi im Handumdrehen, die gesamte Bude verwüstet hatte, während ich weg war (ha – weg war! Ich war nur kurz nebenan bei meiner Mutter, keine 2 Minuten, ich schwöre!).
Als ganz, ganz schlechte Menschen fühlten wir uns, als wir die ersten Erziehungsversuche starteten. Ein klein wenig Mecker und Milo strebte auf dem Bauch kriechend von dannen, wobei er sich vor Angst bepinkelte. Wir waren sprachlos. Bei solchen Vorträgen hebt Tütü noch nicht mal den Kopf!
Wir meckern also nur noch sehr zurückhaltend: „Willst du die Katzendose wieder hergeben?“ „Nein!“ „Okay!“
Wir sind zuversichtlich, dass sich diese Kleinigkeiten auch noch legen werden. Und wie sehr wir ihn inzwischen ins Herz geschlossen haben, konnten wir feststellen, als er sich eines späten Abends an einer Wolfskralle verletzte, er hat sehr geblutet und geweint hat er auch ganz doll!!! Wir mussten uns echt schwer zügeln, dass wir nicht nachts noch zum Tierarzt rasen (Hilfe, unser Hund blutet!). Schließlich haben wir ihn dann doch selber verarztet und er durfte sich auf Herrchens Schoß trösten lassen. Zum Tierarzt sind wir dann am nächsten Tag...
Nein, das ist mal klar - wir geben ihn nicht wieder her! Was interessieren uns die blöden gelben Säcke!
Wir hoffen, dass sich noch viele Menschen entschließen können, einen Hund aus dem Tierschutz bei sich aufzunehmen. Wir haben in der Vergangenheit auch alte Hunde aufgenommen und haben das auch als sehr erfüllend erlebt. Allen, die unsicher sind, können wir versichern, dass das pro-canalba Team alles tun wird, um die Adoption zu einem Erfolg werden zu lassen, damit am Ende alle glücklich werden.
Wir möchten unserer Vermittlerin, Frau Homann, unseren besonderen Dank aussprechen und Dank auch an Frau Koenemann. Man hatte immer ein offenes Ohr für uns und wir haben uns jederzeit gut aufgehoben gefühlt. Wir wussten, dass man uns mit einem wirklichen Problem nicht im Regen stehen lassen würde und das war ein gutes Gefühl.