Henry träumt...
Hallo ihr Menschen,
ich bin Henry und ich träume. Das tue ich jetzt so oft wie möglich, denn dann merke ich nicht, dass ich kaum noch etwas sehen kann und es mir immer schwerer wird zu atmen.
Ich träume
Von meiner Ankunft bei meiner neuen Familie in Deutschland. Da hieß ich noch Breiton. Aber mir ist es eigentlich egal, welchen Namen ich habe, denn hören kann ich sowieso kaum. Aber riechen und fühlen dafür umso besser. Und mein neues Frauchen riecht gut! Und streicheln kann sie auch - super! Vor allem ist da aber Ducky, eine wunderhübsche Hündin und genau wie ich aus Rom und genau wie ich Bretone. Ducky ist einfach toll - lieb, gut riechend und zu allen Taten bereit. Ich habe sehr schnell gemerkt, dass sie sehr verfressen ist. Und als Frauchen uns abends das erste Mal für zwei Stunden allein ließ, habe ich meinen Einstand gegeben. Ducky war schwer beeindruckt! Ich hatte erschnüffelt, in welchem Küchenauszug etwas Gutes zu finden ist und dann Ducky gezeigt, wie einfach man Auszüge und Schubladen öffnen kann: den Griff mit den Zähnen festhalten, etwas zurückgehen und fertig... Für meinen Einstand hatte Frauchen vorher 10 Schweineohren und viele andere Leckerlis gekauft, so dass Ducky und ich wirklich einen feinen Abend hatten, Frauchen musste nur das Wasser nachfüllen!
Ich träume
Von unseren Spaziergängen zu den Rübenfeldern. Rüben sind toll! Man kann sie ausbuddeln und sie dann genüsslich knabbern. Wenn wir das im Liegen gemacht haben, bestand Frauchen hinterher immer auf einer Dusche. Das war nicht unser Lieblingsspiel, aber wir haben es überstanden und Frauchen damit glücklich gemacht.
Ich träume
Von Besuchen bei Tierärzten. Sie waren alle nett und haben mich gut behandelt und Leckerlis gab es auch immer. Ich habe einen Doktor fürs Herz, eine Ärztin für meine Augen und eine für alles Übrige kennengelernt. Einmal bin ich dort eingeschlafen und als ich aufwachte, hatte ich so einen blöden Halskragen und Ducky sagte mir, dass ich nur noch ein Auge habe. Das war nicht weiter schlimm, denn sehen konnte ich mit dem Auge ohnehin nichts mehr. Frauchen hat mir nur immer ganz oft Tropfen in die Augen gegeben. Mir war nur wichtig, dass Ducky sich nicht an meinem veränderten Aussehen stört. Tat sie nicht - sie leckte meine Augen und kuschelte weiter mit mir.
Ich träume
Von den Kuschelstunden mit Frauchen und Ducky. Wir - Ducky und ich - haben uns oft einen Korb geteilt oder ein kleines Sofa. Und im Auto musste man sowieso kuscheln, weil es so eng war - so schön eng!
Ich träume
Von den Futtersuchspielen, die Frauchen jeden Tag mit uns gemacht hat. Wir mussten unser Futter suchen, Frauchen versteckte es im Garten und im ganzen Haus. Das hat Spaß gemacht, auch wenn Ducky, die Verfressene, immer schneller war als ich. Aber das war schon ok. Ich habe ihr sogar oft den Kauknochen, den wir immer bekamen, wenn Frauchen zur Arbeit ging, in ihren Korb gelegt. Liebe geht schließlich durch den Magen!
Ich träume
Von unseren Küchenbesuchen. Frauchen kocht oft und gut und wir dürfen immer alles (?) abschlecken. Ducky und ich schlecken dann z. B. einen Teigspatel ab - natürlich gleichzeitig, jeder von einer Seite. Oder wir dürfen Schüsseln und Töpfe auslecken und stecken beide unseren Kopf hinein. Das bringt Spaß! Warum sollten wir knurren??
Ich träume
Von meinem Alleinsein. Einmal ließen mich Ducky und Frauchen doch tatsächlich allein zu Haus! Ich jaulte so laut, dass Nachbarn kamen, um nachzuschauen, ob bei Frauchen alles ok ist. So ein Blödsinn - ich war doch allein. Als Ducky wiederkam, hatte sie auch so eine Halskrause und es ging ihr gar nicht gut. Ich hielt deshalb vor ihrem Korb Wache und passte auf sie auf.
Ich träume
Vom Kühlschrank. Es war nicht ganz so einfach, den zu öffnen, denn er war ziemlich hoch eingebaut. Aber darunter waren zwei Auszüge, voll mit Tellern. Wir haben herausgefunden, dass man an den Knopf des Kühlschrankes kommen kann, wenn wir die beiden Auszüge öffnen und uns dann darauf stellen. Kühlschrank auszuräumen war toll!! Wieso fand Frauchen das bloß nicht?
Ich träume
Vom Überspringen des Gartenzaunes. Das war gar nicht so leicht, wenn man kaum noch sehen kann. Aber es hat sich gelohnt! Fremde Gärten sind aufregend und Katzenfutter bei Nachbarn ist auch nicht zu verachten. Blöderweise haben die freundlichen Katzenmenschen mich ausgetrickst, sie haben mich in einen Raum geführt, mein Halsband abgenommen, die Marke, die daran befestigt war, genau angeschaut und dann telefoniert. Kurz darauf kam Frauchen dann und hat mich abgeholt. Schade, den Ausflug hätte ich mir länger gewünscht…
Ich träume
Von den vielen Stunden, die ich bei meinem Frauchen im Bad verbracht habe. Wenn es ihr nicht gut ging, habe ich mich auf ihre Füße gelegt oder habe meinen Kopf auf ihren Schoß gelegt. Ich habe das immer gern getan. Ich weiß doch, dass es guttut, nicht allein zu sein! Und nachts, wenn Frauchen schlief, habe ich mich ganz oft an ihre Füße gelegt, ohne sie dabei zu wecken. Sie hat mich dann morgens immer wachgekrault. Das war schön!
Ich träume
Von den erfolgreichen (!) Versuchen, die Kindersicherungen zu knacken, mit denen uns Frauchen davon abhalten wollte, ihre (ihre? unsere!) Schubladen zu öffnen. Wir haben es sogar geschafft, dass diese "Sicherungen" dabei nicht kaputt gingen. War ja auch nur etwas für Kinder, nicht für Hunde..
Ich träume
Von den Yogastunden, zu denen Frauchen uns mitgenommen hat. Die Hundestellung konnte Ducky perfekt, ich musste das üben, denn ich war ziemlich steif. Aber ich habe immer gewusst, wer meine Nähe brauchte und habe mich dann zu ihm oder ihr auf die Matte gelegt. Und beim Entspannen waren wir immer Vorbild für den ganzen Kurs.
Ich träume
von Ducky, die Spaß daran hatte, alle meine Tricks und mein technisches Verständnis zu lernen. Sie war die fleißigste und begabteste Schülerin, die man sich nur wünschen kann. Hätten wir Kinder, könnte sie all das Wissen weitergeben (Türen öffnen, Schubladen ausräumen, Gartenpforten öffnen, sich im Vorratskeller einschließen lassen und, und, und).
Ich träume
und träume und träume, meistens im Arm von meinem Frauchen. Und während sie mich streichelt und mir etwas von einer Regenbogenbrücke erzählt und dem wundervollen Leben danach, träume ich von meinem letzten Leberwurstbrot, das ich mir mit meiner Traumfrau teile.